Hör zu, es ist kein Tier so klein, das nicht von dir ein Bruder könnte sein

Autor*in
(Hg.), ABMEIER
ISBN
978-3-551-51684-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
144
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2006
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
24,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das Buch enthält 60 Tiergedichte verschiedener Autoren sowie die gleiche Zahl ganzseitiger Bilder diverser Illustratoren. Die Sammlung entstand als Benefizkollektion zu Gunsten der Stiftung Illustration/Museum Burg Wissem-Troisdorf und wurde auf der Buchmesse 2006 in Frankfurt/M. versteigert.

Beurteilungstext

Eine verblüffende Zusammenstellung, diese Gedichte und Bilder. Es eint sie zwar das Thema “Tier”, aber Autoren, Entstehungszeit, Stil und Umfang könnten nicht unterschiedlicher sein. Da findet sich Goethe neben Volksgut, Brecht neben Mörike, Lessing neben Bukowski und Jandl neben Gernhardt. Das macht die Mischung bunt, abwechslungsreich und anregend zur weiteren Vertiefung.
Noch verblüffender wirken aber die beigegebenen Illustrationen, die zwar allesamt von zeitgenössischen KünstlerInnen stammen, aber dennoch nicht variationsreicher sein könnten. Von der Skizze bis zum Gemälde, von beinahe gegenstandsloser Farbigkeit bis zu peniblem Fotorealismus findet sich beinahe alles - und es harmoniert vorzüglich. Gerade die große Breite scheinbar nicht zusammen passender literarischer und bildkünstlerischer Ausdrucksformen reizt zur Auseinandersetzung, zur eigenen Standortbestimmung und zu Zustimmung und Widerspruch. Das gilt ebenso für die Formen wie für den Inhalt der Werke. Schon in Michael Krügers ausgezeichneter Einführung scheint die Diskrepanz zwischen kindlicher und erwachsener Wahrnehmung von Tierpersönlichkeiten und ihrer Bewertung deutlich auf. Die Bilder und Gedichte bieten mannigfachen Ansatz, dieser oft irrationalen Subjektivierung nachzuspüren. Da gewinnen selbst Spinnen, Schnecken und Mücken plötzlich liebenswerte Seiten, während vermeintlich sympathische, weil “nützliche” Tiere Fragwürdigkeiten erkennen lassen. Das muss niemand übernehmen, das Buch liefert keine Denkschablonen, aber es bewegt zur Auseinandersetzung, zum Nachsinnen und Umdenken.
Auf diese Weise ist auch leicht ein fächerübergreifender Einsatz in der Schule vorstellbar, in Kombination von Kunst, Biologie und Deutsch etwa. Dem steht zwar der relativ hohe, aber gerechtfertigte Preis des Werkes entgegen, doch lassen sich vielleicht in Zusammenarbeit mit dem Verlag Wege finden.
Gerade für ältere Schüler (und jeden Erwachsenen!) eine starke Empfehlung wert!

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Diese Rezension wurde verfasst von bh.
Veröffentlicht am 01.01.2010