Hier bin ich Ente, hier darf ich's sein. Goethes Entenhausener Klassik

Autor*in
Disney, Walt
ISBN
978-3-7704-3932-4
Übersetzer*in
Daibenzeiher, Peter u.a.
Ori. Sprache
Italienisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
240
Verlag
Egmont Comic Collection
Gattung
Buch (gebunden)Comic
Ort
Köln
Jahr
2016
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Faust, Werther und Donald Duck - auf den ersten Blick fällt hier eine Figur aus der Reihe. Andererseits durchlebt aber auch die berühmteste Ente der Welt regelmäßig dramatische Erlebnisse epischen Ausmaßes....

Beurteilungstext

... Diese dramatischen Erlebnisse sind genug für die Egmont Comic Collection sich einmal an die deutschen Klassiker Goethes und Schillers zu wagen – in geradezu waghalsigen Persiflagen. In „Doktor Duckenfaust“ und „Die Leiden des jungen Ganthers“ entdeckt Donald des Erpels Kern und setzt dem Dichtergott aus Weimar ein Denkmal. Mit “Donald und die Räuber“ (sehr) frei nach Friedrich Schiller wird der literarische Salon Entenhausens abgerundet.

Da Kunst im Allgemeinen und Trivialliteratur im Besonderen immer auf bereits vorhandenem Prätexten aufbauen muss, bedienen sich v.a. Comic- und Groschenheft-Künstler gern an bereits tradierten Handlungsmustern und Erzählverfahren. Besonders in Italien, Deutschland und den USA hat sich eine Lust am (allzu) freien Umarbeiten von Klassikern der Weltliteratur herausgebildet; entweder als Parodie, oder als Persiflage; manchmal gar als Plagiat.

In der vorliegenden Compilation des Egmont Verlages werden die deutschen Dichter der Weimarer Klassik bzw. des Sturm und Drang als Comics adaptiert. Gestaltet wurden die Geschichten ausschließlich von italienischen Künstlern, allen voran Guido Scala (1936-2001) und Luciano Bottaro (1931-2006). Die beiden eher unbekannten Autoren des Disney-Universums hatten sich geradezu auf das Parodieren von Weltliteratur spezialisiert. So arbeiteten sie für die italienische „Mickey Maus“ (Topolino) bereits Klassiker wie „Gullivers Reisen“, „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“, „Der Graf von Monte Christo“, „Der Name der Rose“ oder „Die vergessene Welt“ um - allesamt im Genre der Adventure-Literatur verortbar. Mit dem vorliegenden Band wagten sie sich auch an den deutschen Literaturkanon.

Besonderer Kniff bei den Umarbeitungen von Goethes „Faust I und II“ , dem „Werther“, sowie Schillers „Räuber“ sind die Rahmenhandlungen. Denn natürlich ist den Disney-Figuren – und der potentiell jugendlichem Leserschaft – das traurige, ja tragische Schicksal der männlichen Protagonisten nicht zuzumuten. So wenden die italienischen Autoren den Kunstgriff einer weiteren Erzählebene an: „In die Leiden des jungen Ganthers“ outet sich Donald zunächst als Literaturbanause, der sich später fasziniert der Lektüre von Goethes Briefroman zuwendet. In „Donald und die Räuber“ wird das Schauspiel gerade im Entenhausener Zentraltheater uraufgeführt – mit den Neffen Tick, Trick und Track als kritisches Publikum, die die Handlung permanent kommentieren. Und der Faust-Stoff wird über einen schulmeisterlichen Vortrag Donalds vermittelt, der beim alljährlichen Frühjahrsputz entsetzt darüber ist, dass seine Neffen das Prunkstück der Deutschen Nationalliteratur nicht zu kennen scheinen.

Im Wesentlichen folgen alle drei (bzw. vier) Storys den Motiven der literarischen Vorlagen – natürlichen mit den altbekannten Disney-Gags und Seitenhieben auf das Bildungsbürgertum – ohne das Original zu verraten. Gerade für die Lesesozialisation des jugendlichen Puplikums sind die Geschichten wertvoll, bieten sie doch einen einfachen, unterhaltsamen Zugang zu den deutschen Klassikern und machen durchaus Lust auf mehr – v.a. „Donald und die Räuber“ und der „Doktor Duckenfaust I“ überzeugen auf diese Weise.

Für das erwachsene Publikum bietet der Band dagegen nur mäßigen Unterhaltungswert, sind die Adaptionen doch zu flach und das Potential eines Medientransfers nicht einmal im Ansatz ausgeschöpft. Allein die äußere Aufmachung des Bandes weiß zu überraschen. Nicht nur, dass das Format des Reclam Leseheftchens parodiert wird, auch das Cover spielt intelligent mit dem kulturellen Erbe der Deutschen, denn es parodiert sehr geschickt und auf witzige Art und Weise das Gemälde „Goethe in der Campagna“ (1787) von J.H.W. Tischbein.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von OWA; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 12.06.2017

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