Herz² = die große Liebe

Autor*in
Strohmeyer, Sarah
ISBN
978-3-570-31208-7
Übersetzer*in
Frischer, Catrin
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
400
Verlag
cbj/cbt
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2023
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
10,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Addie ist ein Genie mit einer Leidenschaft für Gehirne. Sie weiß: Liebe existiert nicht, nur Chemie. Ihrer These nach lässt sich Liebe hervorrufen, sofern nur die Bedingungen stimmen. Das will sie nachweisen. Und dann trifft sie während eines höchst turbulenten Fluges den netten, empathischen, gut aussehenden Kris. Es funkt zwischen beiden – ein Unding für Addies wissenschaftlich korrekte, neutrale Versuchsanordnung. Aber möglicherweise ist Liebe eben doch mehr als nur bloße Chemie…

Beurteilungstext

Addie Emerson kennt sich bestens aus in Anatomie, Physiologie und Funktion von Gehirnen. Aber auch sonst hat sie eine ausgesprochen wissenschaftlich-analytische Sichtweise auf ihre Umwelt. Und darin existiert Liebe eben nur als chemischer Vorgang. Auf praktische Erfahrungen mit Jungen kann sie dabei nicht zurückgreifen. Aber anhand einer Versuchsanordnung möchte sie den Beweis erbringen, dass sie jeden dazu bringen könne, sich in egal wen zu verlieben, indem sie die potenziellen Partner in gefährliche Situationen bringt. Das ist ihr B.A.D.A.S.S.-System: Brain Adrenalin, Dopamin und Aminosäuresynthese-System (wobei die Doppeldeutigkeit dieser Abkürzung schon einiges über den intelligenten Humor des Buches verrät).
Als sie während eines turbulenten, aber schließlich doch noch heil überstandenen Fluges den sympathischen Kris kennenlernt, ahnt sie nicht, dass er von der Academy geflogen ist, weil er entscheidend an einer Aktion beteiligt war, die Addies Versuche massiv stören sollte.
Schnell wird klar, in welche Richtung diese locker-flockige, sehr unterhaltsam erzählte Lovestory gehen wird. Allerdings erwartungsgemäß nicht ohne Komplikationen und diverse Irrungen und Wirrungen.
Protagonistin Addie weist, was allerdings nicht weiter thematisiert wird, leichte autistische Züge auf: Lügen ist für sie „physisch unmöglich“, sie nimmt umgangssprachliche Floskeln immer total wörtlich - was prompt zu Missverständnissen führt, und sie hat Schwierigkeiten, die Emotionen ihres Gegenübers anders als nur aus wissenschaftlicher Sichtweise wahrzunehmen. Dass sie jetzt mit Liebe konfrontiert wird, realisiert sie vor allem anhand hormonell bedingter Körperreaktionen. Zumindest so lange, bis die neuen Gefühle sie auf ungewohnt angenehme Weise überwältigen. Liebe ist eben, wie sie feststellt, wohl doch mehr als nur eine chemische Formel.
Gerade dieses Gegeneinander von Ratio und Emotionalität – das, wie könnte es anders sein, letztlich zugunsten der Gefühle ausgehen wird - macht den Reiz der wendungsreich und witzig erzählten Geschichte aus. Im Text kommen aber auch immer wieder fachliche Inhalte und neuroanatomische Fachwörter vor, deren Bedeutung sich mitunter nicht zwingend aus dem Kontext ergibt. Ein Glossar wäre da zumindest für Nicht-Mediziner hilfreich.
Die schulischen Verhältnisse sind gewiss typisch amerikanisch und nicht ohne Weiteres auf deutsche Bildungseinrichtungen übertragbar. Sie spielen aber für den Handlungsverlauf nur eine untergeordnete Rolle. Und wenn es manchmal in Sachen Gefühle allzu amerikanisch exaltiert zugeht, dann dürfte dies auch in Ordnung gehen für die Zielgruppe der ab 14-jährigen Leserinnen und Leser (die diese etwas mehr aus weiblicher Sicht geschriebene Story durchaus auch recht amüsant und lesenswert finden dürften). Im Vordergrund steht indes die Liebe in ihren unterschiedlichen, mal angenehmen, mal verwirrenden oder gar belastenden Ausprägungen, etwa so wie sie von Heranwachsenden erlebt wird.
Eine nette, geistreiche Unterhaltungslektüre. Oder, wie es auf der Buchrückseite treffend heißt: Eine zauberhaft kluge, lustige und romantische Liebeserklärung an die Liebe!

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Diese Rezension wurde verfasst von Gerd Klingeberg; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 06.05.2023