Herr Tiger wird wild

Schlagwörter

• Abenteuer
• Tiere
• Ungleichheit

Teaser

Herr Tiger findet es langweilig, immer angepasst, brav und anständig zu sein. Alle anderen Tiere sind zufrieden. Aber Herr Tiger will Spaß haben und frei sein. Mit jedem Tag wird er wilder. Seine Freunde meinen, er solle doch in die Wildnis gehen, wenn er schon wild sein muss. Also läuft Herr Tiger fort in die Wildnis und wird total wild. Dort ist er jedoch einsam und vermisst seine Freunde. Deshalb kehrt er zurück und merkt, dass sich die Dinge langsam verändern und er er selbst sein kann.

Beurteilungstext

Die Welt ist grau und eintönig wie eine Mauer aus lauter rechteckigen Backsteinen (Vorsatzpapier). Die Tiere, Elefanten, Ziegen, Füchse, Affen ..., gehen aufrecht, sind in grauen, eckigen Kleidungsstücken gefangen und wirken fast wie die Figuren eines Computerspiels. Sie laufen mit geschlossenen Augen und einem gleichgültigen Gesichtsausdruck durch die Gegend. Herr Tiger ist der einzige, der die Augen geöffnet hat und etwas sieht bzw. bemerkt. Er hat auch als einziger einen farbigen, orangen Kopf und orange Pfoten und schaut den Betrachter direkt an.
Diese Eintönigkeit, das Angepasstsein und die nichtssagenden Höflichkeiten gehen Herrn Tiger auf die Nerven. Er will ausbrechen aus dem grauen Einerlei, frei und wild sein und etwas erleben. Langsam begibt er sich auf seine vier Pfoten und läuft so wie es sich für einen Tiger gehört. Da fühlt er sich schon wohler und lächelt. Das ist sehr eindrucksvoll dargestellt, wie sein Kopf auf der Doppelseite immer weiter nach unten rutscht, seine Augen bewegen sich von links nach rechts, von oben nach unten. Die anderen Tiere schauen ihm verwundert nach.
Immer mehr verwandelt sich Herr Tiger in einen echten Tiger. Er wird wilder und wilder, brüllt wie ein Tiger (ROAR!) und entledigt sich schließlich seiner Kleidung. Seine Freunde sind entsetzt und empört und schicken ihn in die WILDNIS. Herr Tiger findet, dass das eine gute Idee ist und macht sich auf den Weg dorthin, vom Grau zum Grün, vom Eintönigen zum Abwechslungsreichen, vom Langweiligen zum Spannenden.
Dort kann er endlich mal alles rauslassen und wird total wild. Die Bilder werden bunter: grüne Pflanzen, blaue Wasserfälle, rosa Fische, weiße Blumen .... Herr Tiger könnte glücklich sein, wenn er nicht so einsam wäre, ganz alleine auf einer großen grünen Wiese. Und weil er seine Freunde, die Stadt und sein Zuhause vermisst, kehrt er zurück.
Die Freunde begrüßen ihn fröhlich und schenken ihm ein geblümtes Hemd. Herr Tiger stellt fest, dass sich die Dinge langsam verändern: Einige Tiere gehen auf zwei, andere auf vier Beinen. Die Tiere beginnen zu lächeln und andere Kleidung zu tragen, schließlich tragen sie nur noch Hüte. Herr Tiger hat jetzt das Gefühl, er selbst sein zu können - und die anderen auch.
Und so ist die Welt nicht mehr grau und eintönig sondern grün und abwechslungsreich.

Das Bilderbuch ist ein Plädoyer für das Unkonventionelle, für Freiheit, Mut zum Anderssein und zur Selbstverwirklichung. Das ist gar nicht so schwer, es muss nur einer damit anfangen.

Die Gestaltung des Bilderbuchs ist aufwändig und einfallsreich gemacht und sticht damit aus der Durchschnittlichkeit hervor. Der Hardcovereinband ist mit einem großflächigen Tigermuster gestaltet, der von einem Schutzumschlag in Grün, Schwarz und Orange bedeckt wird.