Herr Schnuffels

Schlagwörter

• Freundschaft
• Tiere
• Zukunft

Teaser

Der Kater, ""Herr Schnuffels"", ist gelangweilt. Alle Spielzeuge mag er nicht. Nun findet er darunter ein Raumschiff. Dieses Objekt weckt seine Neugier, dies aber zum Leid der Raumschiffbesatzung. Er verursacht einen Schaden im Schiffsantrieb. Die Gestrandeten müssen nun nach brauchbarem Ersatz suchen. Hilfe finden sie bei den Ameisen.

Beurteilungstext

Herr Schnuffels von David Wiesner könnte auch “Die Freude an einer neuen Sprache” heißen. Der Buchtitel macht schon mehr als 10 Prozent des Textes aus, wohlgemerkt des lesbaren Textes. Doch damit wird dieser hervorragend gezeichneten Bilderbuchgeschichte vielleicht zu weit vorweg gegriffen.
Der Kater, von seinem Frauchen ""Herr Schnuffels"" genannt, ist gelangweilt. All die vielen Spielzeuge mögen ihn nicht zu ihrem Zweck animieren. Nun findet sich plötzlich darunter ein Raumschiff. Es ist kaum größer als der Katerschädel. Dieses nicht gekaufte und fremdartige, ja fremderdige Objekt weckt sofort seine scheinbar lange verschollene Neugier. Dies aber zum Leid der Raumschiffbesatzung. Es handelt sich um fünf kleine Lila-Männchen in der Größe von Ameisen.
Der Spieltrieb des Katers hat das Raumschiff nicht nur einmal durch die Luft wirbeln lassen, sondern verursachte zum einen unter der Besatzung Kopfweh, und zum anderen einen Schaden im Schiffsantrieb. Die plötzlich Gestrandeten müssen nun am derweil schlafenden Kater vorbei nach einem brauchbaren Ersatz suchen. Ersatz und Hilfe finden sie in einer Gruppe von Ameisen, die gleich den alten Ägyptern Hieroglyphen, ihre Erfahrungen mit Hr. Schnuffels an ihren Wänden verewigten. Schnell ist über den gemeinsamen Kontrahenten eine Gemeinsamkeit gefunden. Zwischen geteilten Geschichten und Keksen, wie am Lagerfeuer, finden die Aliens im Sammelsurium der Ameisen den nötigen Ersatz. Kleine scheinbar achtlos verlorene Menschendinge, wie Radiergummis, Murmeln und Flaschendeckel, von dem Insekten gehortet, werden so zum Retter der Besucher.
Das Buch erzählt in großformatigen, konturrierten Bildern die Geschichte aus der Perspektive der Außerirdischen und Insekten. Der Leser erhält dafür keine Übersetzung. Ihm bleibt es überlassen die Bilder und bildliche Sprache in den Sprechblasen zu Dialogen zu verknüpfen.
Da es keine Sprache der Erde ist und keine die die Erwachsenen lesen können, macht es neugierig. Hier können Kinder mit den Eltern oder Freunden eine neue Sprache erforschen.
Das Buch ist zur Verwendung in Vorschulklassen oder in Kindertagesstätten geeignet, um die Kinder spielhaft an die Elemente der Sprache und an das Erzählen heranzuführen. Die an sich einfache und verständliche Geschichte bietet dafür ein solides Fundament.
Die Zeichnungen heben die Akteure hervor. Die in einer Mischtechnik gemalten Bilder sind dezent bunt, aber aufgeräumt ohne zu viele Gegenstände, die die Geschichte nicht braucht. Der rustikale Still der Umgebung und Gegenstände mit einiger Detailverliebtheit in jeden Winkel lässt Vorlagen in dem Maler Carl Larsson erkennen. Die Froschperspektive gibt der Ansicht stets einen ungewohnt geometrischen Blick auf von oben meist unbeachtete Winkeln und Ecken, denen eine gewisse Poesie innewohnt.
Das Abenteuer der Fremde für die Besucher, der erste Kontakt und die beginnende Freundschaft mit den Insekten macht Mut neues zu Wagen und sich Fremde zu Freuden zu machen.
Für Kinder sicher weniger erkennbar, steckt zudem viel Ironie in den Bildern. Der launische Kater, die Menschen ohne Kopf in der Geschichte (Weil sie in dieser Welt eigentlich keine Rollen spielen?) die Ameisen mit ihren Hieroglyphen, das gemeinsame Essen mit Keksen, der erfolgreiche Schlachtplan und zuletzt der am Fenster stehenden erfolglosen Kater mit Blick auf das geflüchtete Raumschiff…
Wer seinem Kind schnell nur eine Geschichte vorlesen will, wird mit diesem Buch scheitern. Wer aber bereit ist, gemeinsam die Abenteuer der Beteiligten zu entdecken, zumal jedes ""Vorlesen"" anders ist, dem sei dieses überraschend interaktive Buch empfohlen.