Herr Klingsor konnte ein bisschen zaubern

Autor*in
Preußler, Otfried
ISBN
978-3-551-35358-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kehn, Regina
Seitenanzahl
128
Verlag
Carlsen
Gattung
Taschenbuch
Ort
Hamburg
Jahr
2004
Lesealter
8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Freizeitlektüre
Preis
5,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Autor erzählt die Geschichte vom Lehrer Herrn KLingsor, den es es in der öffentlichen Volksschule in Reichenberg in Bömen (Preußlers Gebutsort) “tatsächlich gegeben hat”. Herr Klingsor kommt als junger Aushilfslehrer für die dritte Klasse neu an die Schule. Da sein Bruder ein berühmter Zauberer ist, kann auch Herr Klingsor ein bisschen zaubern. Dadurch kann er Lösungen für viele größere und kleinere persönliche Probleme seiner Schüler herbei zaubern. So kann das völlig unsportliche Paulchen Knobloch plötzlich turnen wie ein Artist, die identisch aussehenden Zwillingsmädchen werden durch einen kleinen Fleck Fliegendreck, der nie mehr wegging, auf der Wange des einen Mädchens unterscheidbach und auch andren Schülern hilft Herr Klingsor auf seine Weise. Aufgrund einer unglücklichen Liebe verlässt Herr Klingsor die Schule und seine ihm nachtrauernden Schüler.

Beurteilungstext

Der Autor erzählt aus der Ich- Perspektive eine mit seinen Worten “wirklich wahre Geschichte”. Da sie in seinem Geburtsort und offensichtlich zur Zeit seiner Kindheit (gegen 1930) spielt, wirkt dies sehr plausibel. Wenig realitätsgetreu scheint jedoch am Anfang die Hauptfigur der Erzählung: Herr Klingsor, ein neuer Aushilfslehrer an der Volksschule und Bruder eines großen Zauberers kann selbst “ein bisschen zaubern” (aber eigentlich recht viel und vor allem immer passend zum rechten Problem der Kinder bzw. Lehrer). Herr Klingsor kann beispielsweise unsportliche Kinder in wahre Artisten verwandeln, rechenschwachen Kindern ein Einmaleinsgespenst in der Nacht schicken, Rechtschreibschwachen einen Rechtschreibfloh hinters Ohr setzen oder dem sommersprossigste Mädchen der Welt helfen. Er bewirkt, indem er den Kindern besondere Träume schickt, dass sie Einsicht in Konfliktsituationen zeigen. Weiterhin beeindruckt er den Schulinspektor mit seiner so realistischen Zeichnung eines Löwen, der tatsächlich aus der Tafel zu springen scheint. Kurz: Herr Klingsor zaubert für jedes Problem innerhalb der Klassengemeinschaft seines dritten Schuljahres oder für individuelle Belange seiner Schüler eine Lösung herbei. Nur seine privaten Probleme kann er nicht durch Zaubern lösen: Er ist unglücklich in eine Kollegin verliebt. Diese findet - nicht zuletzt durch Klingsors Zaubereien - zu ihrem Liebsten, einem anderen Lehrer. So bleibt Herrn Klingsor nichts anderes über als schwermütig um eine Versetzung zu bitten, er verlässt die Schule. Seine Klasse wird von dem als extrem streng verschrieenen Fräulein Watznauer übernommen, die bei genauerem Hinsehen wohl auch ein wenig zaubern kann. Die abschließende Bemerkung, das wohl jeder Lehrer, der ein guter Lehrer ist, ein wenig zaubern können muss, ist Programm für diese Erzählung.
Das Buch hat eine ein wenig altertümliche, nostalgische Note (sprachlich, bedingt durch das Bild von Schule). Diese wirkt in der humorvollen Erzählung sehr liebevoll. Kinder könnten beim Lesen meinen, ihr Großvater plaudert aus seiner Schulzeit. Dennoch sind die Probleme der Kinder damals die gleichen der heutigen Kinder, die Erzählung ist somit zeitlos. Das Buch bietet einen Kontrast zu häufig ähnlich erzählen modernen Schulgeschichten und ist gerade dadurch ein abwechslungsreicher, interessanter Lesestoff für Grundschulkinder, aber auch für Erwachsene, die gern an ihre Schulzeit und an Lehrer, die zu zaubern vermochten, zurückdenken.
Der Text wird ergänzt durch seitenfüllende schwarz- weiße Illustrationen, die humorvoll die wichtigsten Sequenzen der einzelnen Geschichten hervorheben.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Keck.
Veröffentlicht am 18.09.2023