Held Hermann. Als ich Hitler im Garten vergrub

Autor*in
Leitl, Leonora
ISBN
978-3-7022-3872-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Leitl, Leonora
Seitenanzahl
256
Verlag
Tyrolia
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Innsbruck
Jahr
2023
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In einer österreichischen Kleinstadt lebt Hermann mit seiner Familie in den Zeiten des 2. Weltkrieges. Hermann erzählt aus der Sicht eines 12 jährigen, was in seinem Leben passiert, Jungenstreiche, Geschwisterärger, politische Zwiespälte, die er als Sohn einer sozialdemokratischen Familie im Nationalsozialismus erlebt und fürchtet.

Beurteilungstext

Mit diesem Buch entstand eine außerordentliche Erzählung, die in der Zeit des 2. Weltkrieges in einer Stadt in Österreich spielt. Hermann, die Hauptperson, ist 12 Jahre. Er ist der Ich-Erzähler. Aus seiner Sicht erleben und erfahren wir, was ihn bewegt. Einerseits sind es die kleinen Dinge des Alltags, über die Hermann spricht und nachdenkt, die nervende kleine Schwester, der von der Mutter ins Vertrauen gezogene große Bruder, seine besten Freunde, mit denen er Streiche und Abenteuer erlebt, der Lehrer, der Kinder aus sozialdemokratischen Familien schikaniert. Anfangs ganz nebenbei werden die Lebensverhältnisse der Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus deutlich. Hermann trifft sich mit der Hitlerjugend. Er muss lernen, wann er was sagen darf und wann er besser schweigt. Hermann fragt bei den Erwachsenen, wenn er politische Zusammenhänge nicht versteht. Antworten bekommt er nicht, denn Kinder waren undichte Stellen, wenn Eltern nicht zu 100 Prozent auf der Seite der Nazis standen. Niemand war vor Verrat sicher, auch durch beste Freunde oder Verwandte.
Wir begleiten Herman in den letzten eineinhalb Kriegsjahren. Der Leser kann sich sehr gut in Hermanns Situationen hineinversetzen, seine Angst spüren, die fast immer unterschwellig vorhanden ist. Sehr gelungen ist es auch, dass Hermann und die Menschen um ihn herum nicht einfach in Gut und Böse Kategorien eingeteilt werden. Selbst Hermann wird bewusst, welchen Sog das gemeinsame Marschieren zu Musik und Gesang in der Hitlerjugend auf ihn ausübte, und er ist erschrocken darüber. Auch Lieder der HJ flutschen ungebeten aus seinem Mund. Diese gut recherchierten und umgesetzten Inhalte zeigen dem Leser das wahre Leben in dieser Zeit mit seinen vielen Schattierungen, denen auch Hermann und seine Familie ausgesetzt sind. Nicht immer sind alle Helden.
In diesem Zusammenhang ist es der Autorin gelungen die Helden von Karl May aus dem wilden Westen gekonnt in den Roman einfließen zu lassen. Hermann bekam das Buch geschenkt. Es hatte dem Sohn einer Nachbarin gehört, der im Krieg gefallen ist. Hermann ist gebannt von den Helden und sie begleiten ihn in gefährlichen und Angst besetzten Situationen und geben ihm Mut.

Da das Buch Spannung, Abenteuer, Witz und Komik, aber auch Tragik und Trauer auf gelungene Weise in sich vereint, ist es sehr für junge Leser und Leserinnen zu empfehlen. Besonders in Österreich ist es außerdem als Klassenlektüre empfehlenswert.

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Diese Rezension wurde verfasst von IBR; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 22.06.2023