Heinrich Heine für Große und Kleine
- Autor*in
- (Hg.), HAUSCHILD
- ISBN
- 978-3-423-13391-3
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Michl, Reinhard
- Seitenanzahl
- 96
- Verlag
- dtv
- Gattung
- LyrikMärchen/Fabel/Sage
- Ort
- München
- Jahr
- 2006
- Lesealter
- 8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 7,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Vier mal sieben Gedichte von Deutschlands witzigstem Klassiker, begleitet von vielen Illustrationen als Lese- und Vorlesestoff für Kleine und Große.
Beurteilungstext
Heine selbst hätte sich wohl kaum als Kinderbuchschriftsteller gesehen. Das vorliegende Bändchen beweist aber, dass es einzig eine Frage der Auswahl ist, wenn man einen politischen Satiriker jungen Lesern nahe bringen will. So erscheinen die 28 Gedichte auf den ersten Blick als heitere Kleinkunst, amüsant, unverfänglich, leicht verständlich. Zwar beeindruckt auch in diesen Miniaturen die heute unüblich gewordene Sprachgewalt und der Reichtum an Ausdruck und Ausdrücken. Vielen Schriftstellern, die sich heute an “große” Themen wagen, wäre auch nur ein ähnlich umfangreicher Wortschatz und ein ähnlich virtuoser Umgang damit zu wünschen.
Doch auf den zweiten Blick (oder das zweite Lesen) wird der zunächst verborgene Hintersinn, die Doppeldeutigkeit und Ironie hinter den so einfach erscheinenden Sätzen erkennbar. Die sehr häufig als Tiergeschichten getarnten Verse entpuppen sich als veritable Fabeln, durchaus mit Bosheiten gespickt, doch nie niederknüppelnd, immer mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem Seufzer verbrämt, die den Angegriffenen die Möglichkeit zum ehrenvollen Rückzug bieten würden. Dass diese Gelegenheit weder damals noch heute ernsthaft wahrgenommen wird, wissen die Großen, dennoch schadet es nicht, sie den Kleinen zumindest anzubieten. Immer gibt es eine Moral, ohne moralisierend aufzutreten, selbst dem Autor schmeckt diese Moral nicht immer, aber sie erscheint unausweichlich und wird darum akzeptiert.
Zwischen schönster Naturbetrachtung und bissiger Karikatur schwanken auch die Illustrationen Michls. Mal erinnern sie in ihrem feinen Strich und der Naturverliebtheit an Kupferstiche Maria Sibylla Merians, mal schwelgen sie in romantischer Farbfülle oder satirischer Überhöhung. Immer führen sie aber den Betrachter zu einem tieferen Nachsinnen über die Unter- und Hintergründe menschlichen (hier oft eher “tierischen”) Handelns.
Einen sehr einfühlsam vertiefenden und zum Weiterentdecken verlockenden Abschluss findet das Büchlein im Nachwort und den biografischen Notizen des Herausgebers, hier werden zwar schon altersmäßige Mindestanforderungen erkennbar, aber so bleibt Raum für Entwicklung. Sehr empfehlenswert als “Amuse geule”, als appetitanregende Kleinigkeit für den Entdecker.