Hände weg von unserem Wald!

Autor*in
Dåsnes, Nora
ISBN
978-3-95470-281-7
Übersetzer*in
Erben, Katharina
Ori. Sprache
Norwegisch
Illustrator*in
Dåsnes, Nora
Seitenanzahl
236
Verlag
Klett Kinderbuch
Gattung
Buch (gebunden)Comic
Ort
Leipzig
Jahr
2023
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
18,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine Klimakatastrophe jagt die nächste. Dieser Comic handelt von einer Gruppe Jugendlicher, die alles versucht, ihren geliebten Wald und damit das Klima zu retten. Erwachsene, ihre Meinung und Macht, schreckt vor allem die Protagonistin nicht, die Katastrophe abzuwenden und für sich sowie ihre Generation einzustehen. Es ist ein Comic, das aufklärt, für diese Welt sensibilisiert und vom mutigen Kampf der Jugendlichen erzählt.

Beurteilungstext

„Hände weg von unserem Wald“ ist ein norwegischer Comic von Nora Dåsnes, welcher eine Gruppe Schüler*innen thematisiert, die die Rodung des nahegelegenen Waldes stoppen wollen und sich auf vielfältige Weise für das Klima sowie den Wald als Ökosystem einsetzen.
Die Protagonistin ist in diesem Buch Bao. Sie engagiert sich als Schulsprecherin, vorrangig um den Wald zu schützen und um Maßnahmen des Waldschutzes durchzusetzen. In diesem verbringt Bao die meiste Zeit mit ihren Freundinnen Linnea und Tulva. In einer Sitzung mit der Schulleiterin, einem Elternvertreter sowie einem Gemeindemitglied trägt sie im Sinne ihres Engagements Umweltschutzmaßnahmen vor, die helfen sollen, die Schule umweltfreundlicher zu gestalten. Sie muss allerdings mit Erschrecken feststellen, dass die Erwachsenen sich nicht sonderlich stark für ihre Pläne interessieren und stattdessen lieber den Schulparkplatz erweitern wollen, wofür Bäume des nahegelegenen Waldes weichen müssen. Bao ist davon empört. Man sollte ihrer Meinung nach lieber zu Fuß gehen als einen Verbrenner zu fahren, und zwar auch bei Regen. Doch die Erwachsenen schenken ihrer Meinung keine Bedeutung. Nach der Sitzung geht Bao enttäuscht zu ihren Freundinnen und überlegt mit ihnen gemeinsam, wie sie das Waldstück retten können. Sie gestalten einen Klimabericht, der darüber informiert, warum man den Wald schützen sollte und senden eben jenes Plakat an die Sitzungsteilnehmer*innen.
Dieser Abschnitt des Buchs erinnert entfernt an ein Sachbuch, da viele Fakten zum Klimawandel dargeboten werden. Auf Fachbegriffe wird hier aber zum Großteil verzichtet oder bleiben leider unerklärt, wie beispielsweise die Begriffe „CO2“ oder „Treibhaus“. Stattdessen werden Illustrationen genutzt, um den Klimawandel zu erklären. Am nächsten Tag sitzen die Freundinnen in der Bibliothek, um weitere Fakten für ihren Klimabericht zu recherchieren. Als eine Jungsgruppe der verfeindeten Parallelklasse auf sie zusteuert und ankündigt, die Base der Mädchen zu zerstören, unterbrechen sie ihre Recherche und rennen in den verregneten Wald, um ihren Lieblingstreffpunkt zu verteidigen. Der durch den Wald fließende Bach ist durch die Regenmassen der Vortage zu einem reißenden Fluss geworden, in den Bao kurzerhand hineinfällt. Nur mit Hilfe der Jungen kann sie sich an Land retten. In der nächsten Sitzung kämpft Bao erneut um die Rettung des Waldes, aber Baos kürzlicher Unfall im Wald gibt den Erwachsenen eher Anlass dazu, den Wald als gefährlich einzustufen und einen weiteren Grund für dessen Abholzung anzubringen. Da rastet Bao aus. Als sie es ihren Freundinnen erzählt, geben diese den Kampf auf und teilen es Bao mit. Sie ist jetzt enttäuscht und läuft mit der Prämisse davon, es von jetzt an alleine zu tun. Nachdem sie sich aber beruhigt hat, bittet sie Linnea und Tulva erneut um Hilfe, um eine Demonstration oder Ähnliches zu planen und beide Freundinnen stimmen zu, wenn diese zugesichert bekommen, jetzt auch mitbestimmen zu dürfen. Bao war bis dato im Kampf um den Wald sehr dominierend und hat sich für die Meinungen ihrer Freundinnen nicht sonderlich stark interessiert. Linnea schlägt vor, ein Banner anzubringen, das den Schutz des Waldes proklamiert und dieses so weit oben anzuhängen, dass es vorerst nicht abmontiert werden kann. Wie diese Aktion ausgeht und welche weiteren Maßnahmen ergriffen werden, um den Wald zu schützen, soll hier nicht verraten werden.

Dieses Buch thematisiert neben dem Hauptthema des Umweltschutzes auch Bereiche der jugendlichen Lebenswelt wie die erste Liebe und die Ablösung von den Eltern. Letzteres spielt sich vor allem zwischen Bao und ihrer Mutter ab, die des Öfteren stereotype Aussagen wie „Kinder sterben nur theoretisch am Klimawandel.“ oder „Es ist doch nicht deine Aufgabe, das Klima zu retten.“ äußert. Umso überraschender ist schließlich das Ende des Buches. Auch SMS-Chats als Teil der jugendlichen Kommunikation werden immer wieder eingeblendet und offenbaren die Kommunikation zwischen den Freundinnen und anderen Mitschüler*innen, die nicht selten auch Jugendsprache und damit Wörter wie „Dude“ beinhaltet.
Es handelt sich hier also um ein Comic, das in vielen Bereichen einem Jugendbuch entspricht und Themen deren Lebenswelt aufgreift. Neben Social-Media, der ersten Liebe und dem Klimawandel, finden sich hier auch eine andere sexuelle Orientierungen wieder und macht sich für Diversität stark. Grundsätzlich kann ich sagen, dass mir das Buch in weiten Teilen gut gefallen hat. Vor allem die Informationen zum Klimawandel und die verständlichen Illustrationen zeichnen dieses Buch aus und die empfinde ich als sehr gelungen. Auch das Engagement von Bao beeindruckte mich und erinnert entfernt an Greta Thunberg. So schwänzte zum Beispiel auch Bao mit ihren Freundinnen die Schule, um den Kampf für den Umweltschutz zu fokussieren.

Dennoch empfinde ich vor allem das Ende als unrealistisch und idealisiert. Weiterhin rastet Bao, wie bereits erwähnt, in einer Sitzung komplett aus und tut ihrem Unmut vor den erwachsenen Sitzungsteilnehmer*innen kund. Das könnte natürlich damit erklärt werden, dass sich die Protagonistin in der Pubertät befindet und solche Gefühlsausbrüche durchaus vorkommen können. Im Sinne des Einsatzes für die Umwelt ist es auch eine gelungene Szene und spiegelt Baos Kampfeswille wider. In dieser Situation empfand ich den Ausraster allerdings als überspitzt. Ähnlich ging es mir mit dem Ende des Buches, welches ich als eher unnötiges und vor allem idealisiertes Happy-End einstufe. Meiner Meinung nach hätte es dieses Ende nicht gebraucht und das Buch hätte so realistischer bzw. weniger idealisiert gestaltet sein können.
Die Bilder sind allesamt bunt sowie im malerischen Stil gestaltet. Es wechseln sich immer mal wieder größere Bildausschnitte mit einer hochfrequenten Bildfolge ab, was diese Seiten besonders dynamisch wirken lässt. Teilweise wurden auch Seiten gestaltet, die keinerlei sprachliche Kommunikation verwenden, sondern die Handlung nur durch die Illustrationen widerspiegelt. Nicht zuletzt dadurch lässt sich das Buch sehr schnell und flüssig lesen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Buch durchaus Jugendliche ansprechen kann, vor allem diejenigen, die sich für den Klimawandel und den Umweltschutz interessieren und ebenso engagiert für eine bessere Zukunft kämpfen. Das Buch klärt auf und setzt sich sehr intensiv mit einem Mädchen auseinander, das, kostet was es wolle, bereit ist, für eine besser Welt zu kämpfen. Auch wenn dieses Buch für mich die ein oder andere Schwäche hat, schätze ich es als gelungenes Comic ein und empfehle es jedem, der eine Geschichte braucht, die Mut macht, zu kämpfen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Sophia Heklau; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 09.09.2023