Haben wir auch nichts vergessen?

Autor*in
Greve, Andreas
ISBN
978-3-7152-0782-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Winkel, Lena
Seitenanzahl
32
Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Zürich
Jahr
2020
Lesealter
4-5 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Huschl und Hubert machen einen Ausflug, bei dem es durch Huschls Vergesslichkeit zu Komplikationen kommt. Wie wird Hubert reagieren, als Huschl schon wieder etwas vergessen hat?

Beurteilungstext

Die zwei Freunde Huschl und Hubert freuen sich auf ihren Ausflug: Sie wollen zum See wandern, angeln, Ball spielen und picknicken. Doch wo ist die Angel? Die hatte Huschl letztes Jahr verloren. Wohl um der guten Laune willen ärgert sich Hubert nicht, sondern verzichtet auf das Angelvorhaben und so ziehen beide fröhlich los, mit Picknickdecke und Brotkorb.
Als Huschl feststellt, dass der Ball fehlt und zurückrennt, um ihn zu holen, nutzt Hubert die Wartezeit, um einen geraden Stock für eine neue Angel zu finden. Auch diese Situation ist gerettet.
Als sie am See ankommen, findet Hubert auch noch einen Haken für seine neue Angel. Nun fehlt nur noch eine Schnur, und Huschl hat eine gute Idee. Aber trotz aller Ideen und Improvisationen beißt kein Fisch an. Huschl findet das nicht so schlimm, denn sie haben ja ihr eigenes Essen mit.
Doch als sie den Brotkorb zum Picknicken öffnen, stellt Huschl fest, dass die Brotdose fehlt: "Es kann sein, dass ich das Essen vergessen habe. Aber ich kann mich nicht mehr erinnern." Immerhin haben sie Saft und Gläser. Aber Huschl ist frustriert. Hubert tröstet: "Jeder kann mal was vergessen."
Auf dem Heimweg kommen sie zu dem Schluss, dass es trotzdem ein schöner Ausflug war und reden über solche, die sie noch machen wollen.
Zuhause angekommen findet Huschl auch die vergessene rote Brotdose wieder. Nun können sie doch noch zusammen essen.

Schon zu Beginn der Geschichte wird dem Lesenden klar, dass Huschls Vergesslichkeit immer wieder zu herausfordernden Situationen in der Freundschaft führt. Doch Hubert gelingt es, auf jede der Situationen sensibel und vorwurfsfrei zu reagieren. An Huberts rücksichtsvollen und humorvollen Reaktionen wird klar, dass Huschls Vergesslichkeit nicht durch Gleichgültigkeit entsteht. In der Interaktion der Freunde wird deutlich, dass Huschl andere Stärken hat, z.B. Ideenreichtum und Hilfsbereitschaft. Die weiß Hubert offenbar zu schätzen und sieht über Huschls Schwäche großzügig hinweg, auch wenn es manchmal bedeutet, eine missliche Lage mittragen zu müssen.
Bei der Rollenaufteilung der beiden Protagonisten steht das Thema im Raum, wie Freundschaft gelingen kann, wenn eine Schieflage durch die Schwächen des Freundes entsteht. Hier werden Handlungsmöglichkeiten zur Rettung der Situation aufgezeigt, die Huberts Rolle manchmal in eine fast väterlich Weise driften lässt. Die Geschichte lässt aber auch einen Blick auf Huberts Schwächen zu, wenn er z.B. selbst nicht daran gedacht hat, den Ball mitzunehmen, keine Schnur für seine Angel findet oder später den Wurm an der Angel vergisst. Hier ist es Huschl, der die Situation dann rettet.
Letztendlich siegt die gute Laune, die Freude am gemeinsamen Erleben, Huberts rettender Pragmatismus, der Spaß am Improvisieren und die Erfahrung, dass schief Gelaufenes oft auch durch Alternativen kompensiert werden kann.

Die Geschichte wurde vom Autor in der Vergangenheitsform geschrieben. So wirkt sie abgeschlossen und gewinnt etwas märchenhaft-fantastisches. Die Hauptfiguren werden auf den Illustrationen ebenfalls fantastisch dargestellt: Sympatische, witzige und stilisierte Fantasietiere mit ausdrucksstarker Mimik und Körpersprache, die nur entfernt an reale Tiere erinnern.
Die Illustrationen haben Aquarellcharakter. Landschaften in pastellenen Farben bilden den Hintergrund, auf dem sich die Protagonisten tummeln. Illustrierte Doppel- und Einzelseiten wechseln sich ab, auf denen einzelne Szenen mit witzigen Details dargestellt sind. Die Hauptfiguren sind klein und die Perspektive auf die Landschaft erinnert an den Blick durch Kleinkindaugen.
Der liebevolle, verständnisvolle Blick auf Schwächen und Fehler zieht sich durch das ganze Bilderbuch und lässt den Lesenden mit einem Schmunzeln zurück. Das Bilderbuch ist empfehlenswert für Kinder ab 3 Jahren und zusätzlich geeignet als Einstiegsgeschichte in der Kita, u.a. zum Thema Toleranz, Vielfalt und Freundschaft.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ubr; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 14.08.2020

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