Gut und Böse - Was ist das

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Teaser

In der Reihe "Philosophieren mit neugierigen Kindern" ist ein neues Buch erschienen, das sich der Frage zuwendet, was ‚gut' und was ‚böse' ist. Kinder wachsen mit diesem moralischen Pärchen auf, doch oft genug scheint die Einordnung nicht eindeutig. Oscar Brenifiers Buch bietet hier gute Denkanstöße.

Beurteilungstext

"Was ist gut und was ist böse?" "Bin ich gut oder böse?" Von klein auf unterliegen Kinder und ihre Handlungen eben diesem Bewertungspaar, das die Erziehung und Orientierung von Kindern nach wie vor stark beeinflusst. Doch schon bald merken Kinder, dass die Einteilung in gut und böse manchmal gar nicht so einfach ist, wie sie auf den ersten Blick erscheint.
Oscar Brenifier teilt sein neues Buch, das dieser Frage auf den Grund gehen will, daher in sechs Kapitel ein, die alle einer bestimmten Frage, die von der titelgebenden Ausgangsfrage abgeleitet wurden, gewidmet sind. Das sind die Fragen: "Darfst du stehlen, um etwas zu essen zu bekommen?", "Musst du freundlich zu anderen sein?", "Solltest du immer auf deine Eltern hören?", "Solltest du immer alles sagen?", "Solltest du immer tun, was du willst?" und "Solltest du anderen helfen."
In jedem dieser Kapitel sammelt er Antworten zu der Frage des Kapitels, die er jeweils auf einer Doppelseite präsentiert. Doch damit nicht genug, auf jeder Doppelseite finden sich neben der Antwort - quasi als Entgegnungen - zusätzlich noch kritische Einwürfe, die die allzu schnellen Antwort doch wieder in Frage stellen. So findet sich beispielsweise im vierten Kapitel als Antwort auf die Frage "Solltest du immer alles sagen?" die Antwort "Nein, denn die Antwort kann zu Streit führen." Dem wird zum Beispiel entgegnet "Ja, aber ist die Wahrheit es nicht wert, dass man ihretwegen streitet" und "Ja, aber führt es nicht auch zu Streit, wenn man lügt oder nichts sagt?" So gelingt es Brenifier in diesem Buch, die große Frage durch konkretere Fragen zu präzisieren und sie auch für Kinder bedenkbar zu machen. Die Antworten sind Impulse, keine Rezepte, denn sie werden immer hinterfragt und bieten zwar Denkanstöße und mögliche Orientierungen, aber niemals Fertigwissen und Schnellwahrheiten. In der Nachdenklichkeit auf der letzten Ebene offenbart sich der eigentliche philosophische Spielraum, der im eigenen Standpunkt nur die persönliche Wahrheit kennt.
So ist das Buch ein schöner und interessanter Wegweiser in das Reich der Philosophie. Es bietet Stützen und Anregungen, kann Erwachsenen helfen, mit Kindern zu philosophieren und kann Dank seiner konkreten Struktur auch Kindern eine spannende Lektüre bieten, ohne dabei unnötig flach oder kindertümelnd daherzukommen. Es ist daher alt und jung wärmstens zu empfehlen.