Großmutters Pelz - Keine Märchensammlung

Autor*in
Burmester, Mara
ISBN
978-3-942795-27-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Burmester, Mara
Seitenanzahl
48
Verlag
Kunstanstifter
Gattung
BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
Ort
Mannheim
Jahr
2015
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
20,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Untertitel und der Name des Verlags verraten es schon: Dies ist kein Märchenbuch, dies ist ein Kunstbuch. Ein prima Kunstbuch sogar, eins, das mit den Versätzen und Verssätzen der Märchen spielt und gleichzeitig viel Eigenes hinzufügt. Die 16 kurzen bis sehr kurzen Texte haben je eine Überschrift, beginnen alle mit ""Es war einmal ..."" und handeln zumeist von Tieren. Märchen sind sie allemal - und dann wieder doch nicht: Die Moral fehlt zu oft.

Beurteilungstext

Alle ""Geschichten"" sind überraschend, denn die Assoziationen der Autorin sind oft anders als erwartet. Großmutter kommt im Buch überhaupt nicht vor, ihr Pelz also erst recht nicht. Dafür beginnt die Sammlung mit einem Elefanten, ein Tier, das in deutschen Märchensammlungen wohl gar nicht vorkommt. Die drei kleinen Schweinchen siedelt man auch eher bei Disney an, ganz zu schweigen davon, dass es sich hier wohl um einen Traum handelt. Wir lassen uns gern mitnehmen auf die kurzen Reisen, die sich zum Teil in der Tat bei Märchen bedienen, aber ganz woanders enden.

Mara Burmester macht die Unordnung zu einem Prinzip ihrer Kunst. Die Schrift ist gut lesbar, aber weder einheitlich noch auf Linien gesetzt, die Buchstaben sind mal mehrfach übereinander gekritzelt, mal schmal, wieder ein anderes Mal mit dickem Pinsel aufgetragen, in Großbuchstaben gezeichnet oder in krakeliger Schreibschrift, einmal sogar erkennbar durch ausgesparte Teile einer geschwärzten Seite. Das O im Wort ""König"" hat über dem o keine Striche, dafür aber zwei Augen im Kreis und anstelle der Ö-Striche eine dreizackige Krone; dem a in ""traurig"" fließen schwarze Tränen aus dem Rand; in den Ö-Strichen in ""böse"" kann man Teufelshörner erkennen.
Wenn schon der Text ""anders"" ist, dann können die Bilder nicht zurückstehen. Breite Pinselstriche, kurz gesetzt und mit verschiedenen Farben bestückt als wären es dickflüssige Öle, überzeichnen Ränder und geklebte Fetzen, lassen akkurat gezeichnete Augen wie Fremdkörper erscheinen. Die Tiere sind eher Karikaturen ihrer Spezies, wenig geeignet als Vorbild für Kuscheltiere, bleiben aber dennoch (oder vielleicht gerade deswegen) im Kopf der Leser.

Kinder sollten märchenerfahren sein, um Anspielungen zu verstehen und sich an den Ideen von Mara Burmester zu erfreuen. Für Jugendliche wie für Erwachsene, die sich ein wenig für Kunst interessieren und die das Ungewöhnliche nicht ablehnen, ist das Buch eine wahre Freude.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010