Gotteskrieger

Autor*in
Hogh, Alexander DR.
ISBN
978-3-946401-08-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kummer, Lukas
Seitenanzahl
155
Verlag
Tintentrinker
Gattung
Buch (gebunden)Comic
Ort
Köln
Jahr
2017
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
20,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Münster im Jahre 1535. Die Stadt ist belagert von katholischen und protestantischen Truppen, sie wollen gemeinsam die Täufer, die sich in der Stadt verschanzt haben, vernichten. Ein blutiger Kampf der Glaubensrichtungen steht bevor.

Beurteilungstext

In der Zeit der Reformation ging es nicht nur darum, sich vom Papsttum, also von der katholischen Kirche abzugrenzen. Nein, auch die Reformierten hatten höchst unterschiedliche Ansichten. Die Täufer zum Beispiel waren nicht zufrieden mit Luthers Abkehr von grundlegenden Vorstellungen der Reformation. Sie wollten, dass jeder Christ selbst entscheiden kann, ob und wann er sich taufen lässt. Das geht natürlich nur, wenn die Kinder nicht der Zwangstaufe unterworfen werden, sondern als Erwachsene frei über sich entscheiden können. In Münster sammelte sich eine Anzahl dieser Täufer (auch „Wiedertäufer“ genannt), die begannen, das Christentum nach ihren Vorstellungen zu leben. Das brachte natürlich die katholischen und protestantischen Machthaber auf den Plan. Sie wollten die Täufer, die eine urchristlich inspirierte Gütergemeinschaft und die konsequente Trennung von Kirche und Staat anstrebten, um jeden Preis vernichten. Der Druck von außen setzte sich nach innen fort, das Ideal der Gewaltlosigkeit und Glaubensfreiheit ging in einer Schreckensherrschaft unter. Der Schreiner Heinrich Gresbeck kommt heimlich in die Stadt, lebt mitten im Geschehen, bevor ihm seine Flucht gelingt. Er wechselte die Seiten, lässt seine Erlebnisse aufschreiben und verschafft uns eine unbefangene Sicht auf eine düstere Episode in einer insgesamt düsteren Zeit.
Diese Grafic Novel ist sehr komprimiert und beschränkt sich auf die wichtigsten Ereignisse der Münsteraner Täufer-Herrschaft. Der verwirrende Stoff ist klar gegliedert und gut aufbereitet. Kurze, knappe Texte vermitteln das Wesentliche. Nicht weniger prägnant sind die Bilder. Die Hauptfigur Heinrich Gresbeck ist durch seine markante Nase schnell zu erkennen. Dasselbe gilt auch für die anderen Personen, von denen jede mit einer kleinen Besonderheit gekennzeichnet ist. Fünf bis sieben Bilder werden auf jeder Seite gezeigt. Sie sind in markanten, kräftigen Farben gehalten. Die Seiten, auf denen geschichtliche Sachinformationen vermittelt werden, sind in schwarz – weiß gedruckt und somit deutlich von den Dialogen der Protagonisten unterscheidbar. Im Anhang finden wir ein sehr ausführliches Glossar.
Diese Grafic Novel basiert zum größten Teil (in verkürzter Weise) auf den Aufzeichnungen von Heinrich Gresbeck. Einige Figuren wurden neu erfunden, sie hätten aber auch dabei sein können, in diesem Glaubenskrieg der ganz besonderen Art. Die Täufer hat es gegeben, sie haben nicht nur die katholische Kirche gegen sich gehabt, sondern auch die Anhänger Martin Luthers. Ihre Ansichten waren eine Gefahr für das feudale Machtgefüge auch der protestantischen Kirche. Wie es aber unter der Belagerung der Eingeschlossenen zu so brutalen Vorgehensweisen gegen die eigenen Anhänger kommen konnte, ist das eigentliche Lehrstück dieses Buches. Fanatismus bringt Gewalt und Ungerechtigkeit, Mord und Torschlag hervor. Glaubenskriege, gleich welcher Art und Religion, haben immer nur schlimme Folgen für die betroffenen Menschen gehabt. Das Buch ist eine gelungene Auseinandersetzung mit diesem hochaktuellen Thema.

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Diese Rezension wurde verfasst von wb; Landesstelle: Bremen.
Veröffentlicht am 31.12.2017