Götter, Helden, Ungeheuer - Die Welt der griechischen Mythen

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Sie begegnen uns immer noch in unserem Alltag, die Götter und Wesen der griechischen Mythologie. Doch wer waren sie? Und wer gehörte da zu wem? Zum Nachschlagen und Nachlesen versammeln sich hier alle Heldensagen und Göttergeschichten in einem handlichen Taschenbuch.

Beurteilungstext

Mein Großvater schenkte mir vor etwa dreißig Jahren einen dicken Wälzer. "Griechische Mythologie" der Titel. Das Buch habe ich heute noch. Unansehnlich ist es, die Seiten gewellt, an manchen Stellen unleserlich - ich benutzte das Buch vor allem zum Pflanzenpressen ... Nun ja, ich war jung und hatte andere Interessen. Aber, mit den Jahren gewann diese Pflanzenpresse einen anderen Stellenwert. Die fremden Namen weckten meine Neugier. Noch heute schlage ich in diesem Buch nach, wenn ich mal wieder die Geschichte zu einem Namen nachlesen möchte. Bernard Evslin begegnete diesen fremden Gestalten in ähnlich jungen Jahren - seine Auseinandersetzung jedoch war etwas nachhaltiger. "Dies sind die ersten Geschichten, die ich je zu hören bekam. Ich war vier Jahre alt, und mein junger Onkel probierte sein Griechisch an mit aus. (...) Heimlich hatte die Dichtung nach mir gegriffen, und ich hatte es nicht gemerkt." Evslin studierte Griechisch und Latein, las die Geschichten erneut und begann sie in seinen Worten zu erzählen. Heraus gekommen sind moderne Erzählungen, die nach wie vor nichts von ihrer Spannung verloren haben. Die Weltordnung ist zunächst recht übersichtlich: "Zu den Lieblingsbeschäftigungen der mythischen Helden gehört es, sich im Freien zu tummeln, zu fliegen. Die tosende See zu durchpflügen (...). Die Ungeheuer dagegen hausen in der Dunkelheit. Wo die Gorgonen leben, herrscht ewiger Winter. (...) Und wenn die Helden diese Wesen jagen, müssen sie aus der Sonne ins Dunkel treten, und auf der Stelle entbrennt ein schrecklicher Zweikampf." Soweit so klar. Hier endet allerdings dann auch die Übersichtlichkeit der griechischen Sagen. Die wirren Verwandtschaftsverhältnisse werden leider auch durch Evslins Nacherzählung keineswegs übersichtlicher. Erfolglos bleibt die Suche nach einem Stammbaum oder einem anderen ordnenden Diagram.
Der Autor versucht sein Möglichstes. Er teilt seine Texte nach Göttern, Naturmythen, Halbgöttern und Legenden ein. Mit Hilfe des Inhaltsverzeichnis' (versteckt in den Klappen des Buchumschlags) lässt sich das Buch ein bisschen wie ein Lexikon nutzen. Denn trotz der modernen und frischen Erzählweise Evslins lassen sich die Texte kaum en bloc lesen. Zu viele Namen und Gestalten - unmöglich, sie alle auf einmal zu verkraften.
Hilfreich bei derart verwobenen Zusammenhängen sind Illustrationen. Ludvik Glazer-Naudés übernahm diese Aufgabe. Seine Bilder sind bunt, kraftvoll, scheinen hier und da die Seite fast zu sprengen, überraschen allerdings kaum durch ungewöhnlichen Ideen. Bilder vermögen einen Text zu erklären, wo Worte sich schwer tun. Aber leider schaffen sie das nicht immer. Glazer-Naudés Bilder erfüllen diese Aufgabe kaum. Sie bieten wenig Orientierungshilfe im Gewirr der Götter, Helden und Naturmythen. Ich jedenfalls werde weiter zu meinem gewellten, alten Wälzer greifen. Denn auch zum Blumenpressen ist dieses Taschenbuch weniger geeignet.