Goethes Geliebte - Ein Spiel vom Blatt
- Autor*in
- RITTER, ULRICH
- ISBN
- 978-3-88698-546-3
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Ritter, Ulrich
- Seitenanzahl
- 76
- Ort
- Schwäb. Hall
- Jahr
- 2001
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Klassenlektüre
- Preis
- 10,00 €
- Bewertung
Teaser
In 42 Kurzkapiteln rezitiert Ulrich Ritter Texte von Johann Wolfgang von Goethe aus Gedichten, Briefen und Prosawerken zum Thema “Liebe und Geliebte”. Nach jeweils 2 - 3 Tracks wird das “Wort” unterbrochen von Musik von Schubert, Mozart, Mendelssohn-Bartholdy und Beethoven.
Beurteilungstext
Er scheint ein Alleskönner zu sein, dieser Ulrich Ritter. Auswahl, Dramaturgie, Inszenierung, Interpretation und sogar die Umschlaggestaltung der CD-Box - alles aus seiner Hand. Und man muss es ihm lassen - auch noch gut gemacht. Und es ist nicht ganz einfach, aus dem riesigen Fundus Goethescher Texte eine in sich schlüssige Auswahl zu treffen, zu umfangreich ist allein die Zahl seiner Äußerungen, oftmals auch zu ausgedehnt und manchmal zu sperrig, um sich dem Ohr gleich im ersten Durchgang zu erschließen. Dieses Problem unterscheidet ja die Hör-CD vom Buch: Es ist viel schwerer, das Rezeptionstempo eigenen Bedürfnissen zuzuschneiden und mehrfaches “Lesen” geht auch nicht so leicht.
Hier nun also eine Zusammenstellung unter dem Aspekt der erfüllten und unerfüllten Lieben des Dichterfürsten, von denen 10 in Name (und Bild im Beiheft) und Anredezitat vorgestellt werden. Dabei fällt einerseits die unbedingte Verehrung auf, die Goethe der “Weiblichkeit” zollte, seine rasch entflammte Verliebtheit, die oft eher einem Pubertierenden zuzuordnen wäre. Andererseits erwartet er von den Verehrten aber auch unbedingte Zuwendung, Unterordnung und eine “Heimchen-am-Herd”-Attitüde, die heute etwas merkwürdig anmutet. Da es nicht ausreichend Stoff für tatsächlich auf alle Geliebten bezogene Texte gibt, werden geschickt thematisch passende andere Textstellen eingestreut und runden so das allgemeine Frauenbild Goethes ab.
Ritter “lebt” die zu Grunde liegenden Gemütsverfassungen nach, er vermag allein durch Stimmmodulation alle Gefühle zwischen überschäumender Begeisterung, Sehnsucht, Enttäuschung und Verzweiflung glaubwürdig darzustellen, klingt oft wie ganz unterschiedliche Sprecher und doch nie karikiert. Goethes sehr eloquente, gleichwohl manchmal fast überziselierte Sprache machen das nicht leicht, aber es gelingt. Diese Sprachgewalt, verbunden mit einer gewissen Geschwätzigkeit, dürfte ein Haupthindernis gegen einen leichten Zugang junger Rezipienten zu Goethes Werken darstellen, es ist hier aber weitestgehend abgemildert.
Eine entspannende, Zeit zum Atemholen schaffende Wirkung entfalten die geschickt gewählten Intermezzi, die historisch passen und dem ganzen Projekt eine weitere Farbe verleihen. Insgesamt sicher nichts für den Jedermann-Geschmack, aber immer einen Versuch wert. Wer mit solcher Literatur etwas anfangen kann, wird mit einem runden Kabinettstückchen erfreut. Und auch im Deutschunterricht bietet diese CD beim Thema “Goethe” reizvolle ergänzende Momente, die den “Titanen” menschlicher, näher erscheinen lassen.