Godland. Dein ewiges Leben hat einen Preis.

Autor*in
Schäuble, Martin
ISBN
978-3-7373-4311-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
336
Verlag
FISCHER KJB Sauerländer Duden
Gattung
Buch (gebunden)Dystopie
Ort
Frankfurt am Main
Jahr
2023
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die wenigen Menschen, darunter die 15-jährige Yolanda, die nach dem Klimakrieg unter ziemlich miserablen Bedingungen auf einer Serverinsel mitten im Ozean leben, können sich ein ewiges Leben erarbeiten: Nach zwanzig harten Dienstjahren unter der allgegenwärtigen Aufsicht der KI Godmother werden sie ins virtuelle „Godland“ hochgeladen. So jedenfalls der Plan. Doch irgendwann stellt Yolanda fest, dass manches von dem, was Godmother sagt, gelogen ist. Vielleicht auch das versprochene „Godland“?

Beurteilungstext

Die Erde ist durch Umweltzerstörung und Klimawandel weitgehend unbewohnbar geworden. Wer genug Geld hatte, ist per Upload geflohen: Computer haben die Gehirne gescannt, das Bewusstsein gespeichert und nach Godland hochgeladen. Dadurch können die Menschen in einer von KI simulierten Umwelt digital weiterleben bis in alle Ewigkeit. Alle anderen, die bislang noch überlebt haben, müssen sich Godland erst mit jahrzehntelanger Arbeit verdienen. Von kleinen Serverinseln mitten im Ozean aus müssen sie die riesigen, in der Tiefe des Meeres befindlichen Rechner instand halten, auf denen die Godland-Daten verarbeitet werden. Die Lebensbedingungen für die kleine Gruppe der „Analogen“, zu der seit vielen Jahren auch die 15-jährige Yolanda gehört, sind prekär, da Energie- und Nahrungsnachschub seit Monaten ausgeblieben sind. Dennoch empfindet Yolanda die alles regelnden KI Godmother fast wie ihre wahre Mutter, die seit der Flucht verschollen ist. Als erstes Gruppenmitglied darf Yolanda sogar eine kurze Probezeit in Godland verbringen. Ein schönes, aber zugleich auch verstörendes Erlebnis, bei dem die Grenzen zwischen virtueller und wahrer Realität kaum sicher zu ziehen sind. Als Yolanda feststellen muss, dass Godmother sie trotz ihres jugendlichen Alters zu einer Schwangerschaft zwingen will und sich auch noch schlimmer Lügen bedient, um die Gesellschaft nicht zu verunsichern, sucht sie verzweifelt nach einer Lösung. Tatsächlich gelingt ihr und einigen weiteren Gruppenmitgliedern die Flucht. Doch das ist noch nicht das Ende…
Martin Schäuble hat mit „Godland“ eine düstere Dystopie vorgelegt. Die Zerstörung der Erde wird bereits als gegeben vorausgesetzt. Aber wie gehen die Überlebenden damit um? Die im Buch beschriebene Variante, ein komplettes Gehirn zu scannen, ist bislang noch nicht umsetzbar, könnte aber in Zukunft machbar sein. Ob dies jedoch wirklich eine Persönlichkeit in allen ihren Facetten wiedergeben kann, ist allerdings eine eher schon philosophische Frage. Der Autor sieht dies als Fakt an, macht aber durch das Vorab-Erlebnis seiner Protagonistin auch deutlich, dass ein virtuelles Leben in der virtuellen Umwelt der Ewigkeit nicht so simpel sein dürfte, wie es auf den ersten Blick hin erscheinen mag.
In eindringlicher Weise beschreibt Schäuble, wie es Menschen, die nahezu alles verloren haben, gelingt, dank einer zwar nur vagen Hoffnung in einer Schicksalsgemeinschaft irgendwie zu überleben und sogar Pläne für einen bessere Zukunft anzudenken. Thematisiert wird zudem das ambivalente Neben- und Miteinander von KI und denkenden Menschen: Einerseits fühlen sich die „Analogen“ gut beschützt und versorgt, andererseits spüren sie auch immer wieder, dass KI eben nicht jede Situation beherrscht und letztlich auch von cleveren Menschen ausgetrickst werden kann.
Zwischen den Zeilen wird dabei deutlich, dass Schäuble eine „Ewigkeit“ als Hochgeladener nicht unbedingt für erstrebenswert hält, zumal alles im Universum irgendwann ein Ende haben wird. Wichtig scheint dabei die Aussage: „Ein paar Milliarden Jahre in Godland zu leben ist doch besser als hundert auf der Erde.“, die jedoch relativiert und in Frage gestellt wird durch die nachdenklich machende Erwiderung: „Das hängt davon ab, was du in den hundert Jahren erlebst, oder?“ (S. 276)
Und damit wird auch die Verantwortung der Menschheit für den Erhalt einer lebenswerten Erde eindeutig gemacht.
Ein spannendes, wenngleich verstörendes Buch, das für Leserinnen und Leser ab 14 Jahren geeignet ist, mit dem man aber empfindsame junge Menschen auch nicht allein lassen sollte.

Anmerkung

Für die Verwendung in der Schule kann vom Verlag ein Unterrichtsmodell abgerufen werden.

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Diese Rezension wurde verfasst von Gerd Klingeberg; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 01.03.2023