Glückliches Elsass

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Das Elsass vor und nach dem Deutsch-Französischen Krieg und der Besetzung durch Preußen: Germanische Invasion 60 vor Christus, Römerzeit, Fränkische Könige, Mittelalter und franz. Revolution einerseits; preußische Provinz und Befreiung 1918 andererseits. Ein ironisches Bilderbuch zum Schmunzeln und gleichzeitig ein Geschichtsbeitrag der besonderen Art.

Beurteilungstext

Im Jahre 1912 beschloss der Zeichner, Karikaturist und Heimatforscher Jean-Jacques Waltz (1873-1951) unter seinem Künstlernamen HANSI seine ganz persönliche Geschichte des Elsass zu verfassen, und zwar für Kinder. Das vorliegende Buch ist eine Auswahl aus Histoire d’ Alsace (erschienen 1912) und Alsace Heureuse aus dem Jahre 1919. Der Text dieser Kurzfassung wurde von C.J. Moore den heutigen Lesegewohnheiten für Kinder ab 10 Jahren angepasst und von Corinna Tramm so liebevoll übersetzt, dass Witz und Ironie des Originaltextes erhalten geblieben ist.

Insbesondere das satirische Können von HANSI, sein gemütvoller Humor und seine brillante Ironie macht das Buch für den Geschichtsunterricht über eine immer wieder annektierte Kernregion in Europa interessant und attraktiv. HANSI wurde in Colmar geboren und verbrachte seine gesamte Kindheit in einem Elsass, das nach dem Deutsch-Französischem Krieg (1870-71) von den Deutschen annektiert worden war. Rückblickend bezeichnete er später die Jahre in der deutschen Schule in Colmar als die, an die er die schlechteste Erinnerungen seines Lebens habe. Vor allem hasste er die Geschichtsstunden, in denen der Lehrer die französischen Schüler zwang, alles über die Eroberung Preußens und die Niederlagen und Demütigungen der Elsässer zu lernen. Kein Wort wurde verloren über die glorreiche und glückliche Vergangenheit, als das Elsass noch ein freies Land war, das zu den Kulturregionen Galliens mit seinen keltischen Stämmen gehörte.

In “GLÜCKLICHES ELSASS” holt HANSI das Versäumte nach. Kinder und Erwachsene werden ihre Freude haben an den mit einer kräftigen Dosis Gesellschaftskritik ausgestatteten Porträts der Germanen, Römer, Druiden und fränkischen Könige. Im Spiegel der französischen Revolution wird das spätere (vom Autor verabscheute) piefig-preußische Elasass beschrieben und gezeichnet und natürlich die Befreiung von den Unterdrückern.

HANSI gilt heute als einer der bedeutendsten Künstler Frankreichs, der auch die jüngere Generation eines Herge’ und Tomi Ungerer inspirierte. Die dem Impressionismus verwandte Lichtgestaltung seiner Bilder, ihre kühne Linienführung, die den japanisierenden Radierungen der Wende zum 20. Jahrhundert entlehnt ist, beinhalten auch Stilmerkmale, die für heutige Künstler des Genre Vorbild bleiben.

Schon in den unteren Klassen weiterführender Schulen haben Schüler ein beträchtliches Vergnügen, wenn sie sich auf die Bilder und Texte dieses historischen Bilderbuches für Jung und Alt einlassen. Besonders schön und nachhaltig ist es dann, wenn sie es mit ihren Groß- oder Urgroßeltern oder ihren Lehrern tun können, die noch Erinnerung an diese alten Zeiten haben oder weitere Informationen liefern können. Im Rahmen der längst vorhandenen und gelebten Deutsch-Französischen Freundschaft entsteht dabei vielleicht auch die Lust auf einen Besuch oder Klassenausflug im Elsass.

Wie heißt es im Ausklang dieses sehr empfehlenswerten Buches: “Dies ist die Brücke über den Rhein bei Breisach, über die Tausende von deutschen Siedlern nach dem Krieg in ihr Land zurückgeschickt wurden. Das letzte, was sie erblickten, bevor sie den Fluss überquerten, war ein Schild mit der Aufschrift: HIER BEGINNT DAS LAND DER FREIHEIT. Es war dasselbe Schild, das einst nach der Französischen Revolution an der Rheinbrücke zwischen Kehl und Straßburg aufgestellt worden war.”