Geraubte Namen

Autor*in
Tàssies, Josep Antoni
ISBN
978-3-946986-15-7
Übersetzer*in
Weber, Jochen
Ori. Sprache
Katalanisch
Illustrator*in
Tàssies, Josep Antoni
Seitenanzahl
32
Verlag
Edition Bracklo
Gattung
Bilderbuch
Ort
Gräfelfing
Jahr
2022
Lesealter
8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
22,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein namenloses Kind. Nicht, weil es keinen Namen hat, sondern weil seine Mitschüler ihn ihm genommen haben. Ihn ersetzt haben durch Spottnamen und Beschimpfungen. Was ist deine Rolle dabei? Bist du Opfer, Täter oder Zeuge?

Beurteilungstext

Ein eindrückliches Bilderbuch aus Katalonien, was anlässlich der Frankfurter Buchmesse und dem Schwerpunkt Spanien 2022 von der Edition Bracklo ins Deutsche übersetzt wurde. Der Künstler Tàssies setzt sich in seinem Bilderbuch "Geraubte Namen" in ausdrucksstarken Illustrationen mit dem Thema Mobbing an Schulen auseinander. Erschaffen hat er die Bilder bereits 2010. Sie sind in dunklen Farben gehalten und erinnern an Holzschnitte. Dadurch wirken sie streng und reduziert. Durch die dunkle, auf wenige Töne reduzierte Farbigkeit strahlen die Bilder Tristesse und Hoffnungslosigkeit aus. Diese Elemente nutzend entsteht ein starker Kontrast zwischen innen und außen. Innen ist die Schule, eng, einzwängend und düster. Draußen ist es offen, das Papier bleibt weiß. Doch werden die Schüler und Schülerinnen nicht als Individuen dargestellt, sondern sie Alle haben einen Apfel als Kopf. Unterscheidbar werden sie nur durch ihr dargestelltes Handeln.
Tàssies zeigt in wenigen Bildern, was Mobbing macht, wie es funktioniert und was es aus den Opfern macht. Alle Positionen finden sich wieder: Die des Opfers, des oder der Täter und der Zeugen. Trotz der starren Optik des Holzschnittes genügen Tàssies wenige Striche, um so stärker die Charaktere der dargestellten Figuren zum Ausdruck zu bringen. Augenfällig wird dies in der Mitte des Buches, wo Tàssies auf die Apfelköpfe verzichtet und die Jungen als menschliche Individuen darstellt. Den bildlichen Rahmen für die Geschichte bildet ein schwarzes Geländer, es verschafft Distanz, bildet aber gleichzeitig eine Grenze. Es gibt kein Entkommen.
Als Einstieg in die Geschichte lehnt der Mensch, der uns seine Leidensgeschichte erzählt, im obersten Stock seines Hauses am Geländer. Statt eines Kopfes hat er einen Apfel. Das Buch endet mit dem gleichen Bild, doch nun ist ein Junge mit einem Gesicht zu sehen. Durch das Lesen und Betrachten des Buches, durch den Dialog über das Gezeigte, ist der Junge wahrgenommen worden und fühlt sich endlich in seinem Erleben gesehen.
Ein starkes und eindringliches Buch, welches mir als sehr empfehlenswert scheint, um mit Kindern und Jugendlichen ab 8 Jahren in Schulen und zu Hause ins Gespräch über das Thema Mobbing zu kommen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Karo; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 19.12.2022

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