Gender-Kram. Illustrationen und Stimmen zu Geschlecht

Schlagwörter

• Diversität
• Gender/Geschlecht

Teaser

Ein äußerst empfehlenswerter Sachbuchcomic, der in das komplexe Thema Gender einführt. Das umfangreiche Taschenbuch versteht sich als Workbook, das neben informierenden Passagen auch Reflexionsaufgaben zum Ausfüllen anbietet. Dazu liest man verschiedene authentische Stimmen, die sich zu ihrem sozialen Geschlecht außerhalb der Binarität äußern.

Beurteilungstext

"Geschlecht ist ein verdammt kompliziertes Thema", steigt Louie Läuger in das Buch "Gender-Kram" ein. Läuger versucht in diesem umfangreichen Buch, viele Aspekte, Begriffe und Gegebenheiten, die in Verbindung zu Geschlecht stehen, für Anfänger*innen und Fortgeschrittene im Bereich Gender/Feminismus aufzuschlüsseln und darzustellen. Bemerkenswert ist dabei die Vorsicht mit der Läuger dabei vorgeht, denn Geschlecht und im Besonderen Geschlechtsidentitäten fühlen sich eben für jeden Menschen etwas anders an, sodass Läuger nur Vorschläge macht, immer mit dem Hinweis "Es kann sich für dich aber auch ganz anders anfühlen und das ist okay." Um dieses, nennen wir es Dilemma, zu umgehen, fängt Läuger verschiedene Stimmen ein, indem verschiedene Menschen befragt wurden und sich zu ihren Geschlechtsidentitäten äußerten. Dieses vierte Kapitel, in dem verschiedene Labels vorgestellt werden, wie Menschen ihre eigene Geschlechtsidentität bezeichnen, ist sehr umfangreich und war für mich persönlich etwas überfordernd - die Labels wie z. B. Maverique, Demigender, Pangender, Genderflux, Genderfluid, Polygender u.v.m. zu unterscheiden würde mir noch immer schwer fallen. Aber man könnte diese Seiten auch einfach überblättern. Generell ist das Buch keines, das man zwingend von der ersten bis zur letzten Seite lesen muss - stattdessen macht es Sinn auch hin- und herzuspringen, nochmal zurückzublättern oder eben das zu lesen, was eine*n gerade intreressiert. Besonders das Einstiegskapitel hat mir sehr gut gefallen - hier gab es viele interessante Anregungen, die Lesende zum Nachdenken und Reflektieren der eigenen Geschlechtserfahrungen bringen können. Um diesen Prozess zu unterstützen hat Läuger vielfach Reflexionsfragen oder -anregungen gegeben und etwas Platz gelassen, um seine Gedanken direkt festzuhalten. Das Buch ist also auch zum Schreiben für eigene Gedanken gedacht.
Vom Stil her ist es ein wenig wie ein Comic angelegt. Es gibt auf jeder Seite viele Illustrationen, die den Text veranschaulichen sowie Personen darstellen, die zu den Lesenden sprechen oder sich selbst zu beschreiben versuchen. Am häufigsten illustriert sich Läuger selbst und spricht direkt zu den Leser*innen. Zum Teil tritt Läuger ins Gespräch mit einer Katze, der das Geschlecht ziemlich egal ist - für queere Menschen häufig eine sehr angenehme Vorstellung.
Insgesamt kann ich für das Buch meine wärmste Empfehlung aussprechen, auch wenn das Cover mich nicht so sehr anspricht (was ja leider doch für den Kauf oftmals mit ausschlaggebend ist), lohnt es sich allemal. Es ist insbesondere als Freizeitlektüre für Interessierte zu empfehlen, jedoch mindestens genauso für pädagogische Kontexte z. B. in Schule, Berufsschule oder Hochschule.