Geheimsache Labskaus

Autor*in
Rometsch, Verg
ISBN
978-3-7017-2121-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Meier, Andi
Seitenanzahl
160
Verlag
Residenz
Gattung
Krimi
Ort
St. Pölten
Jahr
2013
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein spannender Kinderkrimi, in dem Gut und Böse nicht eindeutig zu fassen sind.

Beurteilungstext

Den Freunden Zack und Oskar geschieht in den Ferien ein Missgeschick: Ein Pudel, auf den sie aufpassen sollen, wird entführt. Aus dieser Ausgangssituation entwickelt sich die Handlungskette: nach einer vergeblichen ersten Suche wollen die beiden die Entführung anzeigen, finden aber bei der Polizei kein Gehör, sondern werden stattdessen, weil ihre Eltern nicht erreichbar sind, in eine Heimeinrichtung gebracht, in der die Kinder arbeiten müssen: Labskaus herstellen. Während Oskar schnell frei kommt, muss Zack im Heim bleiben, da seine Mutter seit langem das erste Mal alleine Urlaub macht. Im Heim lernt Zack Elektra kennen, ein Mädchen, das in der Vergangenheit offensichtlich schon einiges ausprobiert hat. Es stellt sich heraus, dass die Besitzerin des Pudels, Paloma Hansen, die Heimleiterin ist, die die Heimerziehung ausnutzt, um ihre manufakturelle Labskausproduktion möglichst kostengünstig zu gestalten. Für Zack und Oskar steht nun zweifelsfrei fest, dass sie selbst die Entführung aufklären müssen, um ihre Unschuld beweisen zu können. Die Recherchen von Oskar außerhalb des Heimes und die von Zack und Elektra innerhalb des Heimes machen schnell deutlich, dass hier mehrere kriminelle Stränge zu verfolgen sind: Die Pudelentführung einerseits und die Machenschaften von Paloma Hansen andererseits. Zack und Elektra brechen sogar in das Arbeitszimmer von Hansen ein, um die Lösung zu finden, finden dort aber nur das geheime Labskausrezept. Und: Sie bekommen heraus, dass irgendetwas mit dem Abwasser des Heimes nicht stimmt. Sie informieren Oskar darüber, der die Abwasserleitung sucht und dabei auf zwei seltsame Forscher trifft, die mit Zitteraalen in einem Freiversuch in der Elbe experimentieren. Sie erscheinen freundlich und witzig und sind sehr an Oskars Geschichte interessiert. Sie helfen gerne, und nachdem Zack und Elektra aus dem Heim ausgebrochen sind, startet eine wilde Jagd durch Hamburg, bei der weitere Erkenntnisse über die Zusammenhänge für die ProtagonistInnen zusammenkommen: Die Forscher sind nicht die Guten, sondern die Pudelentführer. Die am Rande involvierte Schwester von Zack, Charlie, mischt sich nun ein und die vier Jugendlichen entwirren die Fäden und lösen so den Fall: Die beiden Forscher müssen ins Ausland fliehen, der Pudel taucht wieder auf und kommt zu Paloma Hansen zurück. Diese schließt das Heim und stellt die Produktion auf Hundefutter um.

Das Buch ist spannend geschrieben und für einen Leser voller Überraschungen. Die Spannung wird nicht nur über die Handlung aufgebaut, die von einem auktorialen Erzähler erzählt wird, der nah an den jugendlichen ProtagonistInnen ist, sondern auch durch eingeschobene Versuchsprotokolle, aus denen hervorgeht, dass es dabei irgendwie um eine Labskausmischung geht. Die Kapitel sind wie Tagebucheintragungen überschrieben (""Donnerstag, 23. Juli, 6.00 Uhr""), wodurch die Chronologie der Handlung hervorgehoben wird.
Interessant bei diesem Buch ist das Spiel mit Fiktion und Realität. Einerseits gibt es ein großes Bemühen, die Handlung realistisch zu verankern, etwa durch die Darstellung realer Orte in Hamburg, aber auch durch plausible Handlungsstränge, andererseits gibt es deutlich überzeichnete Momente: Die Einweisung in ein Heim, die Ausbeutung der Jugendlichen im Heim, die Forschung mit den Zitteraalen. Diese Überzeichnungen dienen hier nicht einer Gesellschaftskritik, wie es vielleicht naheliegen würde (an der Heimerziehung, forschungsethische Fragen, Lebensmittelproduktion), sondern haben eine Funktion für die Handlung und die Stimmung. Dies kann einerseits als Qualität gesehen werden, denn dadurch wird die Spannung nicht überstrapaziert, um gesellschaftliche Themen in den Blick zu rücken, andererseits wird dadurch auch ein eher unreflektierter Blick auf die Welt gerichtet, der zum Teil nahe am Klischee ist - so z. B. die Darstellungen des unterschiedlichen sozialen Milieus, aus dem Zack und Oskar kommen.

Mit diesem Buch ist Ina Rometsch und Martin Verg ein spannendes Erstlingswerk gelungen, das in der Handlung immer wieder mit interessanten Wendungen überrascht.

Eine Anmerkung ist zum Schluss, sozusagen eine Lehre des Buches: Labskaus kann sehr lecker sein, wenn man es frisch zubereitet, z. B. nach dem Rezept, das sich auf dem dem Buch beigefügten Lesezeichen findet. Labskaus aus Dosen hingegen sollte man sehr kritisch gegenüberstehen...

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Diese Rezension wurde verfasst von cja.
Veröffentlicht am 01.01.2010