Gallant: Im Garten der Schatten

Autor*in
Schwab, V.E.
ISBN
978-3-596-70742-3
Übersetzer*in
Riffel, Sara Huber, Petra
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
352
Verlag
FISCHER Tor
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/RomanFantastik
Ort
Frankfurt am Main
Jahr
2023
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Freizeitlektüre
Preis
22,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das Waisenhaus in welchem die stumme Olivia aufwächst ist grau, kalt und lieblos. Als ihr Onkel sie auf den Familiensitz Gallant einlädt hat Olivia zum ersten Mal Hoffnung einem tristen Leben entfliehen zu können. Doch die Mauern des Familiensitzes bergen ein sehr dunkles Geheimnis.

Beurteilungstext

Zitat: „Schwer atmend lässt sich Olivia in den Garten aus Kleidern ihrer Mutter sinken, auf das helle Gelb und grelle Rot und lichte Blau wie von Sommerblüten.“
Olivia Prior wurde von ihrer Mutter im Alter von drei Jahren auf den Stufen eines Waisenhauses ausgesetzt. Ihren Vater hat sie nie kennengelernt und von ihrer Mutter blieb nur ein Tagebuch. Das Leben im Waisenhaus ist für Olivia fast unerträglich. Sie kann nicht sprechen, eine Kommunikation über Zeichensprache wird durch die Erzieherinnen abgelehnt und die Nutzung einer alten Schiefertafel lehnt Olivia ab. Das Leben des Mädchens ändert sich schlagartig, als ein Brief ihres Onkels im Heim eintrifft. Er lädt sie nach Gallant, dem Stammsitz der Familie, ein. Für Olivia bietet sich nun nicht nur die Möglichkeit ihrer tristen Realität endlich zu entfliehen, sondern auch die Chance mehr über ihre Eltern zu erfahren. In ihrem Tagebuch warnt Olivias Mutter davor Gallant zu betreten und dem Mädchen ist klar, dass sie einen hohen Preis dafür zahlen wird.
Die Ereignisse werden im Präsens durch einen personalen Erzähler aus Olivias Perspektive geschildert. Trotz ihrer lieblosen Erziehung im Waisenhaus ist die Protagonistin erstaunlich stark, sehr mutig und vertritt eine klare Meinung. Olivia hat noch eine ganz besondere Gabe, sie kann Geister sehen. Leider sind die Geister genauso stumm wie das Mädchen.
Das Buch ist sehr abwechslungsreich gestaltet, denn es enthält neben der Handlung auch die Tagebucheinträge der Mutter, welche sich durch kursive Schrift vom restlichen Text abheben. Zarte verschwommene Zeichnungen aus dem Tagebuch sind ebenfalls abgebildet und lockern den Text auf. Im Verlauf der Geschichte entschlüsselt Olivia die Einträge und Bilder, daher kommt es an einigen Stellen zu Wiederholungen. Diese Wiederholungen sind unglaublich spannend, da sich dem Lesenden der Kontext zwischen Zeichnungen und Texten gemeinsam mit der Protagonistin erschließt. Ein unglaublich spannendes, interessantes und sehr komplexes Leseerlebnis. Die Autorin schafft es den Lesenden in eine stille, bedrohliche Welt ohne viel Liebe zu entführen. Dabei malt sie mit Worten einfach großartige Bilder. Sprachlich ist dieses Buch ein absoluter Lesegenuss. Allerdings wird der Lesende auch merkwürdig auf Distanz gehalten, so dass keine enge Bindung zur Protagonistin aufgebaut werden kann.
Der atmosphärische Gothic-Roman ist düster, geheimnisvoll, mystisch und geisterhaft mit absoluter Gänsehaut-Garantie. Für Fans des Genre unbedingt zu empfehlen.
Zitat: „Er sagt die Wahrheit, jedenfalls in gewisser Weise, doch durch die Worte geht ein Windzug. So vieles bleibt ungesagt, hängt in der Luft.“

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Diese Rezension wurde verfasst von RS; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 16.05.2023