Future Fairy Tales. Geschichten aus einer anderen Welt

Schlagwörter

• Emanzipation
• Sprachspiel
• Zukunft

Teaser

Ein Einblick aus der Zukunft. Im Jahr 2440 erscheint ein Buch, das unsere bekannten Märchen, gesammelt und aufgeschrieben durch die Brüder Grimm, in ganz neuem Gewand erzählt. In „Auszug aus dem Tagebuch von Bella Louise Hazelworth alias Cyberella“ erkennen wir zum Beispiel „ASCHENPUTTEL“ wieder. Mit ihren Tagebucheinträgen während einer Woche im September 2008 nimmt uns Bella mit in ihr kompliziertes Leben in der Patchworkfamilie mit Stiefvater und 2 kleinen Brüdern. Alle nennen sie Cyberbella, da sie sich in der digitalen Welt sehr gut zurechtfindet. Ein Programmierwettstreit am Samstag ist ihr großes Ziel und vielleicht trifft sie dort dann auch Silas wieder …

Beurteilungstext

Zu den 10 adaptierten Märchen zählen ebenso Dornröschen, Rapunzel, Hans im Glück, Rotkäppchen, Schneewittchen, Hänsel und Gretel, Der süße Brei, Der Froschkönig und Sterntaler.
Der fiktive Ansatz eines Buches, das zum 1000-jährigen Jubiläum der Erfindung des Buchdruckes durch Johannes Gutenberg erscheint, ist ein gelungener Kunstkniff. Dadurch wird die kreative Umsetzung der verschiedenen Märchen möglich und die Empfindung der Weiterentwicklung der Handlungen, wie vor langer Zeit, über das Weitererzählen wieder aufgegriffen. Darauf machen auch die den Märchen nachgeordneten kurzen Texte aufmerksam, denn dort wird erzählt, wie, wann und wo die jeweilige Geschichte entstanden ist. Hier erfährt man auch von der Epoche des Dark Winter (Mitte bis Ende des 21. Jahrhunderts) und des Überlebens verschiedener Menschenpopulationen, der Forester und der Urbanites. Somit kann man das Buch sowohl zur Fantasy- als auch zur Science-Fiction-Literatur zählen.
Die Märchen werden in verschiedenen literarischen Genres erzählt, wie schon oben erwähnt als Tagebuch oder als Lied, als Roman oder Ballade, als Interview oder als Theater- bzw. Filmscript, als Studienaufgabe oder als Videoabschrift. Dadurch wird man beim Lesen immer wieder neu herausgefordert. Für die Jugendlichen ist die Lektüre auch Anregung dazu, sich erneut mit den ursprünglichen Märchen zu beschäftigen. Im erläuternden Text wird mehrmals darauf hingewiesen. Wohltuend ist dabei, dass dies ganz ohne den pädagogischen Zeigefinger geschieht. Überhaupt ist dieses Jugendbuch eine Herausforderung dazu, sich mit Sprache und Märchen zu beschäftigen und daher sehr gut geeignet für alle Menschen, die sich dafür interessieren und einen beruflichen Bezug dazu haben. Für junge Leute könnte es dazu anregen, sich doch näher mit Sprache und Märchen zu beschäftigen. Ziemlich interessant kann es für diejenigen sein, die Märchen mögen und auch auf ScienceFiction und Fantasy stehen.
Jedes Märchen wird mit einer Illustration eingeleitet, die ebenfalls in ganz unterschiedlichen Stilrichtungen gefertigt wurden. Sie entstanden bei einem Wettbewerb durch Studentinnen verschiedener deutscher Kunsthochschulen. Doch genauso wie im Layout des gesamten Buches finden sich hier die Farben rot, blau und schwarz in erdig-gedeckten Nuancen wieder. Das Cover wurde ebenfalls von einer dieser Studentinnen, Julia Plath, gestaltet und besitzt einen starken Aufforderungscharakter. Die Stadt unter einer Kuppel wird von einer Person mit Krone und Königsmantel betrachtet, die reitend durch die rotbraune Einöde kommt. Im dunklen Himmel sieht man 2 Himmelskörper. Die Neugier ist geweckt. Befinden wir uns eigentlich auf der Erde?