Frau auf bloßen Füßen

Autor*in
Mukasonga, Scholastique
ISBN
978-3-7795-0678-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Krumbeck, Magdalene
Seitenanzahl
162
Verlag
Hammer Peter
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Wuppertal
Jahr
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFachliteraturFreizeitlektüre
Preis
22,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Scholastique Mukasongas biografische Erzählung gewährt seinen Leser*innen einen persönlichen Einblick in die dunkle Vergangenheit Ruandas. Die Autorin erzählt ihre Kindheitserinnerungen mit erwachsenen Blick auf die täglichen Rituale und den Alltag ihrer Familie, welcher von Angst, Hunger und Vertreibung geprägt war.

Beurteilungstext

Scholastique Mukasongas biografische Erzählung gewährt seinen Leser*innen einen persönlichen Einblick in die dunkle Vergangenheit Ruandas. Ethnische Konflikte durchziehen das Land, die Hutu terrorisieren die Tutsi auf brutale Art und Weise. Die Autorin erzählt ihre Kindheitserinnerungen mit erwachsenem Blick auf die täglichen Rituale und den Alltag ihrer Familie. Dieser war geprägt von Angst, Gewalt und dem ständigem Trieb sich zu verstecken und die jüngere Schwester zu schützen. Qualvoll erlebt man als Leser*in mit, wie Hutu-Soldaten das ärmliche Haus der Familie aufsuchen und die wenigen Habseligkeiten zerstören, wie Frauen und Mädchen vergewaltigt, Männer gefoltert und Menschen vertrieben werden. Und trotzdem bleibt Mukasongas Mutter eine stolze Frau, die es zunächst schafft, die Familie zu schützen und zu ernähren.
Trotz seines grausamen und oft unheilvollen Inhalts überzeugt dieses Buch mit einem sehr berührenden, beinahe poetischen Erzählstil. Seite um Seite taucht man tiefer in die von Gewalt und Angst geprägte Kindheit der Autorin ein. Die Gefühle, die Mukasonga mit ihrer Familie und insbesondere mit ihrer Mutter verbindet, werden dabei so eindringlich beschrieben, dass der Schmerz um deren Verlust beinahe selbst zu spüren ist. Woher die Konflikte und der Hass der Hutu auf die Tutsi kommt, erklärt das Buch jedoch nicht. Beim Lesen entsteht daher oft die Frage nach dem Warum. Für Menschen, die noch nie mit den ethnischen Konflikten Ruandas in Berührung gekommen sind, bedarf es daher weiterer Informationen, um die Problematik von Vertreibung und Völkermord in Ruanda besser zu verstehen.
Als Leser*in dieser Memoiren bleibt man daher tief bewegt und nachhaltig erschüttert zurück, insbesondere wenn einem bewusst wird, dass der systematische Mord an der Tutsi Bevölkerung nie wirklich aufgearbeitet wurde. Dennoch lohnt es sich, diese Hommage an eine starke Frau oder noch besser an ein gepeinigtes und vertriebenes Volk zu lesen und den kritischen Blick auf die Folgen des Kolonialismus in Afrika weiter zu schärfen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von box; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 26.01.2023