Fräulein Esters letzte Vorstellung

Autor*in
Jaromir, Adam
ISBN
978-3-9811300-8-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Cichowska, Gabriela
Seitenanzahl
124
Verlag
Gimpel
Gattung
Ort
Langenhagen
Jahr
2013
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
29,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Mitten im Warschauer Ghetto, fern jeder Hoffnung und kurz vor dem Untergang begegnen wir dem bekannten Pädagogen Janusz Korczak und seinen Kindern, die inmitten des Elends leben.

Beurteilungstext

Unter den schlimmsten Bedingungen und ohne jede Hoffnung führen Dr. Janusz Korczak und seine Mitarbeiter das Waisenhaus Dom Siderot, das fast 200 Kindern eine Heimat bietet. Vom Alltag des Hauses und seinen Bewohnern, vom täglichen Kampf um das kleine bisschen Überleben, von der Verzweiflung aber auch den tragfähigen Grundlagen und dem Glauben an das Gute und die Verantwortung erzählt das vorliegende historische Kinderbuch von Adam Jaromir und Gabriela Cichowska. Der Text zeigt (fiktive) Tagebuchausschnitte von Dr. Korczak selbst und von der zwölfjährigen Genia. Gleichwertig und gleichberechtigt erzählen sie vom Leben im Haus und im Ghetto. Von der Verzweiflung angesichts einer unbarmherzigen Wirklichkeit, vom unermüdlichen Bemühen um das Mindeste, von der Menschlichkeit und vom Unvermögen zu Gleichgültigkeit und Ignoranz. Ein Theaterstück gibt dem Dasein schließlich Sinn, es ist der Fixpunkt der Aufmerksamkeit und ein Anlass für eine Fantasie, die in der Wirklichkeit kein Zuhause mehr zu haben scheint.
Eingebettet sind die Texte in Schreibmaschinentype in sepiadominierte Bildcollagen, die die Bildwelten offensichtlich und eindeutig geschichtlich einordnen. Die Collagen bestehen aus Fotokopien, historischen Zeitungsausschnitte und Zeichnungen von Buntstift und Kohle etc. Es sind graue Welten, die fast schematisch und schablonenhaft einen Einblick in die Welt des Dom Siderot bieten, die aber den Text um eine weitere Bedeutungsdimension erweitern.
Das Buch beschränkt sich so nicht nur auf das Berichten vom wohl dunkelsten Kapitel der europäischen Geschichte, es lädt auch ein, sich in die Perspektiven und Denkwelten der erzählenden Protagonisten hineinzuversetzen und ihnen damit zur Seite zu treten. So verliert sich die Distanz zum Dargestellten und neben der großen Verzweiflung kommt auch der grenzenlose Humanismus der Korczakschen Pädagogik zu Geltung - unmittelbar in der Wahrnehmung des Lesers und Betrachters. So verliert das Buch seinen Schrecken, ohne aber die Tragik zu marginalisieren. Ein echter Kunstgriff von Adam Jaromir und Gabriela Cichowska, der absolut gelungen wirkt und nachdrücklich weiterzuempfehlen ist.

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Diese Rezension wurde verfasst von mr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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