Flusskind - Millilu und der Gesang der Fische

Autor*in
Bohlmann, Sabine
ISBN
978-3-522-50766-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Ceccarelli, Simona
Seitenanzahl
156
Verlag
Planet!
Gattung
Buch (gebunden)FantastikMärchen/Fabel/Sage
Ort
Stuttgart
Reihe
Flusskind
Jahr
2023
Lesealter
10-11 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüreVorlesen
Preis
12,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Luna und Stella reißen von zu Hause aus, da Lunas Eltern beruflich ins Ausland müssen. Die beiden Kinder schreiben zwar eine Karte an ihre Eltern, aber sind für sie verschwunden. Ist das eine Lösung? Doch hier geht es nicht darum die Trennung zu verhindern, sondern eine Möglichkeit zu finden, wie man eine Freundschaft auch über Kontinente hinweg erhalten kann. Ob dies gelingt?

Beurteilungstext

Millilu ist ein selbstständiges Mädchen, das auf einem Hausboot unterwegs ist, um ihre Eltern und ihre Freundin wieder zu finden. An Bord sind noch zwei Tiere: ein Ziege und ein Huhn.
Unterwegs trifft Millilu auf zwei Mädchen, die von zu Hause ausgerissen sind. Denn Lunas Eltern wollen beruflich nach Neuseeland auswandern. So müssen sich Luna und Stella voneinander trennen, obwohl sie seit sie denken können, beste Freundinnen sind. Ob dieses Ausreißen hilft ihre Eltern umzustimmen?
Zumindest können sie bei Millilu auf dem Hausboot mitfahren. Diese findet, die beiden müssten Seelenschwestern werden, damit die Trennung nicht so schlimm ist. Doch dazu müssen sie drei Tage lang mit einem Band an den Handgelenken verbunden bleiben und einige Prüfungen bestehen.
Beide willigen ein und lernen, was es heißt, sich nicht voneinander trennen zu können. Außerdem erleben sie spannende Tage mit Millilu: ein Schneckenrennen, "Diebstahl" im Haus des Bürgermeisters, den Besuch eines hohen Kirchturms, laue Nächte und klare Sternenhimmel und sogar einen gemeinsamen Streit mit anschließender Versöhnung. Sie müssen auf Anraten von Millilu alles, was sie sich gegenseitig versprechen, auf ein Blatt Papier schreiben. Dieses Blatt zerreißt Millilu in Einzelteile und Stella und Luna müssen diese den vier Elementen (Feuer, Wasser, Luft und Erde) übergeben. Als diese Handlungen vollzogen sind,, kommt es am letzten Abend zu einem Treueschwur. Und Millilu zieht weiter.
Sabine Bohlmann ist Schauspielerin, Synchronsprecherin, Autorin, Vorleserin, ..... Bereits 2009 hat sie dieses Buch geschrieben und es ist jetzt neu aufgelegt worden.
Millilu könnte eine kleine Schwester von Pippi sein, denn auch sie lebt mit zwei Tieren alleine und ist in jeder Hinsicht autark. Luna und Stella erinnern an Thomas und Annika, wenn sie feststellen, dass sie mit Millilu jeden Tag neue Abenteuer erleben. Andererseits ist bei Millilu ein Hang zum Mystischen angelegt. Deutlich wird dies bei dem Ritual, das sie vollzieht um Luna und Stella zu Seelenschwestern zu küren. Es sind fast religiöse Zeremonien, die hier stattfinden: Feuer, Trommelklänge und eine fremde Sprache gehören dazu. Das Band, das bisher das äußere Symbol der Verbundenheit war, wird in einem Gemisch aus Erde und Wasser getaucht und mit Feuer geweiht. Dabei hält Millilu eine Ansprache an die beiden Mädchen, in denen sie die Zusage erteilt, ab sofort Seelenschwestern zu sein. Auch die Segnung der beiden Hände findet statt, dazu ein Weihespruch von Millilu, die in der Illustration als Priesterin auftritt: "Von Seele zu Seele, von Herz zu Herz."
Wem dies zu mystisch vorkommt, wird zumindest akzeptieren, dass die Freundschaft zwischen Luna und Stella somit besiegelt worden ist. Kein Ehebund wurde geschlossen, sondern ein Freundschaftsbund, der auch eine Trennung und eine Entfernung nach Neuseeland aushalten wird. Es ist auch keine Blutsbrüderschaft wie bei Winnetou und Old Shatterhand, sondern eine Zeremonie, die auf einer anderen, geistig höheren Ebene stattfindet.
Sabine Bohlmann hat 2009 einen spannenden Kinderroman geschrieben, der Wert auf Gemeinsamkeit, Vertrauen und Freundschaft setzt, die Natur und ihren Schutz betont.
Mögen die Charaktere von Luna und Stella auch etwas oberflächlich gezeichnet sein, Millilu wird als starkes Mädchen skizziert, die auch persönliche Emotionen zeigt: ihre Sehnsucht nach ihren Eltern und ihrer Freundin.
Simona Ceccarelli hat dazu naturalistische Bleistiftzeichnungen geschaffen, die nicht nur die Natur, die Landschaft.... wiedergeben, sondern die auch die Stimmung der Kinder in ihren Bildern lebendig werden lässt.Wie ein Wimmelbild zeichnet sie das Hausboot und der Blick vom Kirchturm ist wie eine Schwarz-Weiß-Fotografie. Besonders stimmungsvoll ist die Illustration zu der Feier der Seelenschwesternschaft gelungen. Auch der Text ist entsprechend auf dunklem Nachthimmel abgedruckt, um die Stimmung hervorzuheben.
Mit Sicherheit wird dieser Kinderroman nicht zu der Gruppe von Büchern gehören, die für irgendwelche Preise nominiert werden. Aber es ist der erste Band einer Reihe, die Kinder und ihre Probleme ernst nimmt, keinen pädagogischen Zeigefinger benutzt und trotzdem spannend bis zur letzten Seite bleibt. Ein Buch, das heute, da so viele Kinder in diesem Alter Leseprobleme haben, ein wichtiger Beitrag sein kann, die Lesefreude zu steigern.

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Diese Rezension wurde verfasst von Walter Mirbeth; Landesstelle: Bayern.
Veröffentlicht am 24.05.2023