Flugstunde mit Meerschwein

Autor*in
Hoch, Nora
ISBN
978-3-423-76453-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Göhlich, Susanne
Seitenanzahl
168
Verlag
dtv
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/RomanFantastik
Ort
München
Jahr
2023
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Lu ist mit ihrer Familie in eine neue Wohnung gezogen, was sie überhaupt nicht wollte. Sie lernt durch Zufall die alte Frau kennen, die unter ihr wohnt, und bekommt von ihr ein Meerschweinchen geschenkt, das magische Fähigkeiten hat. Dies Meerschweinchen mit Namen Dill hilft ihr, sich mit der neuen Situation auszusöhnen.

Beurteilungstext

Ein Problem für Lu ist, dass ihr bester Freund Levin nun nicht mehr im selben Mehrfamilienhaus wohnt. Ein anderes ist die bevorstehende Umstellung: Der Umzug war notwendig, weil die Mutter ein Baby bekommt und sie mehr Platz brauchen. Ein drittes Problem taucht erst am ersten Tag im neuen Haus auf: Anscheinend wohnt dort auch das berüchtigste Mädchen der Schule, die "fiese Luise".
Doch als Lu sich aus Trotz und Wut gemeinsam mit Dill auf den Weg zum alten Haus macht, dort einen interessanten Tag mit Levin verbringt und dann im Dunkeln wieder zurück geht, trifft sie auf Luise, die ihr hilft, nach Hause zu finden. Und sie sorgt für eine Freundschaft auch zwischen Levin und Luise, denn Luise ist gar nicht so fies wie alle denken - zum Beispiel ist sie sehr tierlieb.
Dills magische Fähigkeiten (er kann fliegen und Lu kann mit ihm sprechen) haben keine besondere Funktion, sie reichern den Text höchstens um etwas Spektakuläres an. Dill als Figur ist wie ein fantastischer oder imaginärer Freund, der Mut macht. Die Geschichte wäre ohne das fantastische Element wahrscheinlich überzeugender, denn um Dill herum hat die Autorin viele kleine Aspekte einer möglichen fantastischen Wirklichkeit konstruiert, die sie aber nicht wirklich nutzt oder ausbaut. Weshalb lebt die alte Dame mit so vielen Meerschweinchen zusammen? Welche Bedeutung hat ihr Gesang? Gibt es das alles nur bei ihr? Das wäre vielleicht eine eigene oder andere Geschichte.
Störend sind einige Widersprüchlichkeiten oder Ungenauigkeiten in der Gestaltung. So verlangt Dill, dass Levin und Lu die Augen schließen, während er einen Halm zu einem Schlüssel biegt. Da aus Lus Perspektive in der ersten Person erzählt wird und sie folgsam die Augen schließt, ist es seltsam, dass beschrieben wird, wie Dill den Halm biegt und damit Schleifen und Kreise zieht. Eine andere Unstimmigkeit findet sich in der Begegnung mit dem unangenehmen Mieter im alten Haus, Herrn Björn A. Björn. Er wird auf der Illustration in Hose mit Hosenträgern und Hemd, aber barfuß dargestellt, im Text heißt es, er stehe barfuß und in Unterhemd und Unterhose auf der Treppe. Das ist kein Versäumnis der Autorin, sondern des Lektorats, ebenso wie der Titel, der suggeriert, irgendjemand würde bei einem Meerschweinchen fliegen lernen. Ärgerlich ist es trotzdem. Ärgerlich ist auch, dass Lu einen Kiosk sieht, der dann plötzlich zum Laden mutiert, in dem es sogar Petersilie zu kaufen gibt.
Inhaltlich ist an der Darstellung von Lu und ihren Wutanfällen zu bemängeln, dass diese nicht überzeugend und nachvollziehbar aufgebaut und entwickelt werden.
Eine nicht originelle Geschichte über einen Umzug, der Kindern zu schaffen machen kann, und nicht überzeugend umgesetzt ist.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Gudrun Stenzel; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 22.11.2023