Ferdinand, der Stier

Autor*in
Leaf, Munro
ISBN
978-3-257-01163-0
Übersetzer*in
Güttinger, Fritz
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Lawson, Robert
Seitenanzahl
72
Verlag
Diogenes
Gattung
Märchen/Fabel/Sage
Ort
Zürich
Jahr
2013
Lesealter
4-5 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

""Ferdinand ist einfach ein höherer Geist, ein Philosoph, der guten Geschmack und Charakter beweist, so der Autor Munro Leaf. Tatsächlich ist Ferdinand ein junger Stier aus Spanien, der seine Tage am liebsten damit verbringt, an den Blumen auf der Wiese zu schnuppern, anstatt sich mit den anderen Stieren zu messen, um eines Tages in der Arena kämpfen zu dürfen. Als er dennoch dort landet, muss auch der stolze Matador feststellen, dass Ferdinand nicht wie jeder andere Stier ist.

Beurteilungstext

Ferdinand der Stier erzählt die Geschichte eines jungen Stieres, der so völlig anders ist als seine Artgenossen. Während die Herde ihren gewohnten Alltag verlebt und die jungen Stiere vor allem davon träumen, einmal bei einem legendären, traditionellen Stierkampf in der Arena kämpfen zu dürfen, schätzt Ferdinand vielmehr die Ruhe und verbringt seine Tage damit, zurückgezogen die Schönheit und den Duft all der Blumen um sich herum zu genießen.
Auch als er durch einen Zufall für die Arena ausgewählt wird, verändert diese neue Situation sein Wesen nicht. Am Tag des großen Kampfes erwartet die Menge eine große Überraschung, denn als dieser inmitten der großen Arena all die bunten Blumen in den Haaren der Frauen auf den Zuschauerrängen sieht, setzt er sich nieder und genießt den Duft. Alles Toben und Wüten der Pikadores und des Matadors kann ihn nicht reizen und so bleibt ihnen nichts anderes übrig, als Ferdinand zurück auf seine Wiese zu bringen.

Die Erzählung Ferdinand, der Stier wurde von Munro Leaf als Kinderbuch bereits im Jahre 1935 verfasst und sollte vor allem dem arbeitslosen Illustrator Robert Lawson helfen, sein Können zu beweisen. Als es 1936 schließlich veröffentlicht wurde, herrschte in Spanien Bürgerkrieg und so wurde es als pazifistische und kommunistische Propagandafabel betitelt. Zu diesen Vorwürfen äußerte sich Leaf allerdings nur wie folgt: „Ferdinand ist einfach ein höherer Geist, ein Philosoph, der guten Geschmack und Charakter beweist.“ und das Werk wurde ein weltweiter Klassiker. Die Geschichte wird dem einen oder anderen bereits bekannt sein, denn es wurde nicht nur in unzähligen Sprachen als selbstständiges Werk veröffentlicht, sondern tauchte dank seines großen Erfolges auch in einigen Sammelbänden auf. Des Weiteren hat Walt Disney die Story für einen Zeichentrickfilm adaptiert und erfolgreich verfilmt und zuletzt wurde auf die Geschichte mehrfach in dem Oscar gekrönten Kinofilm „The Blindside“ (Sandra Bullock als beste Hauptdarstellerin) verwiesen. So mag es vielleicht nicht verwundern, dass Diogenes nun eine Neuauflage des Klassikers liefert.
„Ferdinand, der Stier“, ist eine wunderbar ruhige, philosophische Geschichte, die durch die schwarz-weiß Illustrationen von Robert Lawson großartig ergänzt und in Szene gesetzt wird. Die Zeichnungen unterstreichen und unterstützen die Erzählung, indem sie immer jeweils einen Teil der Handlung verbildlichen. Dabei findet auf einer Doppelseite meist nur ein Satz und nie mehr als drei Sätze Platz, denn auf diese Weise kann das Bild wirken und der Leser hat Zeit, es sich in Ruhe anzuschauen.
Für junge Leser und Leseanfänger ist das Buch laut meiner 8-jährigen Cousine grade durch das Zusammenspiel von Bild und Text eine gute Lektüre, da überwiegend mit kurzen, prägnanten Hauptsätzen erzählt wird und man durch die Menge des Textes pro Doppelseite und Bild nicht mit „zu viel Buchstaben“ überfordert wird. Außerdem ist die Erzählung „witzig, da Ferdinand es anders macht“ als erwartet und lesen/zuhören und anschauen macht daher „einfach Spaß“.
Inhaltlich ist die Geschichte so einfach wie eindrücklich. Sie bestärkt Kinder in ihrer Individualität und gibt ihnen Mut, zu sich selbst zu stehen und sich treu zu bleiben. Ferdinand liegt nichts daran, sich zu beweisen. Er muss sich weder darstellen noch lässt er sich auf stolze Vergleiche ein und als Leser kommt man nicht umhin, sich zu fragen, ob er sich seiner körperlichen wie charakterlichen Stärke eigentlich bewusst ist. Sanftmut und Bescheidenheit ist, was ihn auszeichnet und so liebenswert macht. Im Hier und Jetzt genießt er den Augenblick und richtet seine volle Aufmerksamkeit auf die kleinen und schönen Dinge des Lebens. Auch als seine Mutter sich um ihn sorgt, weil er so zurückgezogen lebt, macht er ihr deutlich, wie zufrieden er ist. Ihm genügt sein Platz unter dem Baum, wo er einfach unbefangen er selbst sein kann. Sein Verhalten ist nicht zielgerichtet, sondern konzentriert sich auf das bloße „Sein“. In Zeiten des Wettbewerbs, wo Geltungsdrang an der Tagesordnung ist, vermittelt Ferdinands Geschichte somit eine wertvolle Botschaft und wird Kinder wie Erwachsene begeistern.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von KB-unibi.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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