Falsches Spiel

Autor*in
Honaker, Michel
ISBN
978-3-440-12635-6
Übersetzer*in
Queqwer, Nele
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
172
Verlag
Klee
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2011
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
10,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Dave Ofrion ist neuester Agent bei “Surveyor Systems”, einer weltweit operierenden Spionagefirma. Viel Zeit zum Eingewöhnen bleibt ihm aber nicht, denn bereits der erste größere Auftrag ist alles andere als freundliche Routine: Ein Klient wird verschleppt, sein Leibwächter erschossen - und bald gerät Dave ins Fadenkreuz der Killer. Wem kann er noch trauen und welche Rolle spielt seine eigene Firma bei der Verschwörung. Ein Spiel auf Leben und Tod beginnt.

Beurteilungstext

Michel Honakers “Falsches Spiel” (“Le département de diable”, Paris 2009) ist ein Spionagekrimi, bei dem nicht nur in der Handlung Licht und Schatten dicht beieinander liegen.

Der Roman wendet sich an Jugendliche ab etwa 12 Jahren und setzt zuvorderst auf eine klare, vor allem auf Aktion, weniger auf Beschreibung zielende Sprache, um den Spannungsbogen zu halten. Der Plot lässt sich dabei schnell zusammenfassen: Berufseinsteiger im Spionagegewerbe wird aufgrund überragender analytischer und technischer Fähigkeiten von global agierender Überwachungsfirma angeworben. Der Neuling wird Zeuge eines Mordes und einer Entführung, die pikanterweise den gerade beschatteten Klienten - einen mit Terroristen und Waffenschiebern verhandelnden Anwalt - trifft. Dubiose Geheimdienstkollegen lassen Beweismaterial verschwinden und wollen auch den Helden als eben einzigen Zeugen beseitigen. Dieser entkommt nach diversen Verfolgungsjagden seinen Häschern aus der Großstadt in das Dorf seiner Jugend, wo sich zwischen Gebirgsschluchten und einer abstürzenden Seilbahn das dramatische Finale zwischen ihm und dem korrupten Chef der Überwachungsfirma als dem Drahtzieher des Komplotts abspielt.

Das Muster Gut gegen Böse ist in “Falsches Spiel” von Anfang an definiert und bietet nur bedingt Überraschungen. Gemäß dem Grundsatz: Wer sich verdächtig verhält, hat auch eine Leiche im Keller. Die rasche Durchschaubarkeit der Akteure trägt daher auch dazu bei, dass sich der Plot kaum zu einer individuellen Handlung entwickelt, geschweige denn verdichtet. Die Antagonisten sind schwach gezeichnet und zumeist einer einzelnen Motivationslage verpflichtet. So zeichnet sich beispielsweise der gekidnappte Schweizer Anwalt Mark Thénaud durch seine Geldgier aus, die ihn zum internationalen Geheimnisverrat bewegt, während “Surveyor Systems”-Chef Oliver Bannen in düsteren Hinterzimmern allein vom Hunger nach Macht und Einfluss getrieben wird.

Doch auch Dave Ofrion, der 22jährige Held der Geschichte, weist nur unzureichend Profil auf. So vermittelt Honaker dem Leser zwar, dass die Trennung der Eltern - beide leben noch und werden im Verlauf des Romans auch für kürzere dialogische Sequenzen von Ofrion besucht - Dave zum technikaffinen Einzelgänger werden ließ, gibt aber sonst kaum Einblicke in das Seelenleben seines Protagonisten. Dünn kommt daher auch die Begründung für Daves Abneigung gegen Schnee daher: Da er als Kind von Mitschülern “eingeseift” wurde und in der Folge mit einer Lungenentzündung zu kämpfen hatte, versteigt sich seine Ablehnung der kalten Jahreszeit zu einem regelrechten Hass. Das aber ist ein Detail ohne Bedeutung, sieht man einmal davon ab, dass Honaker die Handlung im winterlichen New York City beginnen und im Gebirgsörtchen Greyrock enden lässt, wodurch immer wieder Anknüpfungspunkte für einen Rückverweis auf Daves Jugend konstruiert werden können. Etwas mehr Dimensionalität bei der Figurenentwicklung wäre hier durchaus wünschenswert gewesen. Auch, da dann die plötzliche Entdeckung des falschen Spiels im letzten Romandrittel - Dave arbeitet für das FBI und war von diesem in “Surveyor Systems” als Doppelagent eingeschleust worden - weniger künstlich und aufgesetzt dahergekommen wäre.

So bleibt als Fazit anzumerken, dass “Falsches Spiel” ein durchaus flüssig zu lesender Roman ist, der leider an zu vielen Stellen genretypische Klischees wie der geheimnisvollen Femme fatale, die dem Helden mehrmals über den Weg läuft, oder dem allmächtigen Geheimdienstchef bedient, ohne diese Motive ausreichend zu variieren. Für Freunde oder gar Liebhaber des Genres wird so kaum neues geboten. Die Verknüpfung der Haupthandlung mit erinnerten Adoleszenzmomenten, die einen jungen Mann dazu bewegen, Geheimagent zu werden, gelingt ebenfalls nicht in jedem Fall und wirkt in Gestalt angedeuteter Flashbacks oder innerer Reflexion des Protagonisten äußerst konstruiert. Schade, Dave Ofrion hätte sicher das Potenzial zu mehr gehabt.

Empfehlung: “Falsches Spiel” ist ein unterhaltsamer, im Agenten- und Spionagemilieu angesiedelter Jugendroman, der allerdings aufgrund der fehlenden Tiefe in der Figuren- und Handlungsentwicklung nur bedingt mit den in diesem Segment einschlägigen und populären “TOP SECRET”-Romanen von Robert Muchamore konkurrieren können wird. Für Kinder- und Jugendbibliotheken, in denen Munchamores Reihe bereits gefragt ist, dennoch als eine thematisch sinnvolle Bestandsergänzung zu empfehlen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von HSM.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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