Es wird ein Mensch gemacht

Autor*in
Reich, Jens
ISBN
978-3-87134-471-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
191
Verlag
Rowohlt
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2003
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das Buch befasst sich mit dem gesellschaftlich brisanten Thema über die Möglichkeiten einer technologischen Einflussnahme auf die frühesten Anfänge menschlichen Lebens bis hin zu diagnostischen Einflüssen während der Schwangerschaft. Es entwirft die Vision, dass ein Mensch mit bestimmten Eigenschaften gezielt "gemacht" werden kann. Hierbei will es die Grenzen der Machbarkeit aus den unterschiedlichen Perspektiven aufzeigen.

Beurteilungstext

Der Autor Jens Reich ist von Hause aus Wissenschaftler (Molekulare Medizin, Biomathematik, Bioinformatik) und Politiker (Mitbegründer des Neuen Forum um die Zeit der Wende; Abgeordneter in der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR; Bewerbung um das Amt des Bundespräsidenten 1994). Über diese beiden biographischen Schienen her kommend versucht Reich, die wissenschaftliche Theorie von der Gentechnik und deren praktische Umsetzbarkeit in der Schnittstelle Ethik zu vereinen. Von daher unterstreicht Reichs biographischer Werdegang - zusammen mit seiner Berufung in den Nationalen Ethikrat - dessen absolute Kompetenz für dieses gesellschaftlich relevante Zukunftsthema. Seine Botschaft vermittelt der Autor über drei stilistisch-didaktische Schienen:
1. unter Anwendung des dem Leser geläufigen Erzählstils.
2. mittels aussagekräftiger Abbildungen.
3. mittels Dialogen zwischen zwei idealisierten Gesprächspartnern, welche kontroverse Standpunkte vertreten.

ad 1.
In einem lockeren Prosastil führt der Autor den Leser ein in die Grundlagen der Vererbung und die technischen Möglichkeiten, menschliche Erbsubstanz zu beeinflussen. Mit großem Geschick gelingt ihm diese Wissensvermittlung, indem er terminologische Begriffe vermeidet oder umschreibt und vielmehr gängige Vergleiche aus dem Alltag bringt. So weckt zum Beispiel der zutreffende Vergleich mit der Computerwelt das Interesse des jugendlichen Lesers, der so an bereits vorhandenes Wissen anknüpfen und darauf aufbauen kann.
ad 2.
Die Abbildungen sind einfach gehalten und dem laienhaften Verständnis des Lesers durchaus zugänglich.
ad 3.
Den themenorientierten Kapiteln schließen sich jeweils die Dialoge an, welche die ethisch-moralischen, philosophischen, juristischen, gesetzlichen und finanziellen Aspekte mit ihren Grenzen ausleuchten; weiteres Faktenwissen wird darin vertiefend ergänzt. Insbesondere stehen im Mittelpunkt der Diskussionen die Stammzellforschung und der Embryonenschutz.
Die Dialoge lassen Assoziationen wach werden an die griechische Schule der Philosophie, in welcher das Interesse des Schülers im Dialog geweckt wurde und welche den Schüler zu selbständigem und kritischem (kompetentem) Denken erzogen hat. Dass dem Autor genau an dieser didaktischen Methode gelegen sein dürfte, ist daran erkennbar, dass er den Dialogen (Kontroverse) etwa ein Drittel des gesamten Buchumfanges zugemessen hat.
Das Buch ist auch zu verstehen als ein gelungener Appell an die Menschheit, mit den ihr zur Verfügung stehenden gentechnischen Fähigkeiten und Wissen kritisch zu verfahren. Erinnerungen werden wach an die Väter der Atombombe, die zu Zurückhaltung in der zerstörerischen Anwendung und zu Frieden aufriefen in dem Augenblick, als ihnen das Ausmaß ihrer Erfindung voll bewußt wurde.
Auch wenn der Autor einschränkend feststellt, dass viele Erkenntnise, die am Tier bereits erforscht sind, derzeit noch nicht in allen Bereichen auf den Menschen übertragbar sind, ändert dies letztlich nichts an der Brisanz dieser revolutionären Technologie.
Uns liegt das gelungene Werk eines Wissenschaftlers vor, der eine hochkomplizierte Materie über die Machbarkeit von medizinischen Eingriffen in menschliches Erbgut verständlich widergibt. Es vermittelt dem jugendlichen Leser Kompetenz, mit den sich daraus ergebenden gesellschaftspolitischen und ethischen Probleme auseinanderzusetzen und kritisch an der Entwicklung der gesellschaftlichen Zukunft mitzuwirken.
In begrenztem Maße bietet sich das Buch auch als Patientenratgeber für medizinische Behandlungsfälle an wie künstliche Befruchtung, Schwangerschaftsunterbrechung und genetische Beratung.



Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Gier.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Reich, Jens

Reich, Jens

Es wird ein Mensch gemacht - Möglichkeiten und Grenzen der Gentechnik

Weiterlesen
Reich, Jens

Es wird ein Mensch gemacht

Weiterlesen