Erfolgreiche Lernberatung

Schlagwörter

• Arbeitswelt
• Behinderung

Teaser

“Erfolgreiche Lernberatung” wird hier eingeordnet als ein Element zur Individualisierung des Unterrichts im Sinne von Fordern und Fördern. Die wachsende Rolle des Lehrers als “Lernbegleiter” wird theoretisch begründet und am Beispiel ausgewählter Schulen konzeptionell vorgestellt. Der Erwerb von “Diagnosekompetenzen” der Lehrer zur Beratung von Schülern und Eltern sowie die Führung von Lernentwicklungsgesprächen und deren Dokumentation werden ausführlich erörtert.

Beurteilungstext

Dieses Fachbuch gibt im Sinne der Reformpädagogik besonders jenen Schulen Hilfe, in deren Bundesland schulpolitische Forderungen nach verpflichtenden Lernzielvereinbarungen mit Schülern, nach Abschaffung des Sitzenbleibens, nach Aussetzung von Noten zur Leistungsbewertung bereits gesetzlich verankert sind. Den Lehrern werden anregende Materialien zum Download angeboten: Selbsteinschätzungsbogen, Beobachtungsbogen, Lernvereinbarungen, abschließende Lernberichte, Förderpläne, Elterninfomationen, Lerntagebücher usw.
Die Autoren beklagen, dass derzeitig Lehrer in ihrer Aus- und Weiterbildung unzureichend auf das Konzept “Individualisierung des Lernens zur Förderung von Selbstverantwortung (der Schüler) im Unterricht” vorbereitet sind. Deshalb haben sie in der Einleitung neuere theoretische Forschungsergebnisse zusammengetragen, leider sehr komprimiert, definitorisch und zitierend.
Die folgenden Kapitel widmen sich der Umorganisation des Unterrichts unter der Prämisse Hilfe zur Selbsthilfe, damit “Lernende zu Experten für das eigene Lernen” werden.
Im Zusammenspiel mit bekannten Differenzierungsaspekten (z.B. Unterschiede in Lerntempo, Wahlangebote im Schwierigkeitsgrad der Aufgaben, Schaffung von Erfolgserlebnissen, Lenkung von Interessen, Förderung von Begabungen) sollen Lernberatung, Lernbegleitung und Coaching den Schülern mehr “individuelle Lernzugänge schaffen und strukturierende Hilfen im Lernprozess anbieten.” Die Entwicklung von “Diagnosekompetenz” der Lehrer als Voraussetzung für diesen Prozess steht dabei im Mittelpunkt. Gefordert werden “Diagnose im Team”,“kooperative Förderplanung”, “kollegiale Fallberatung” - unter Einbeziehung der Schüler und Eltern. Es wird deutlich, dass in diesem Prozess wie auch bei der Dokumentation der individuellen Lernentwicklung der Schüler (in Niedersachsen z. B von der 1. bis zur 10. Klasse durchgängig gefordert) noch viel und unter großem Zeitaufwand experimentiert wird.
Das wird auch aus den vorgestellten Modellen verschiedener Schulen ersichtlich, die sich in der Herangehensweise erheblich unterscheiden. Es dominieren Erfahrungen aus dem Grundschul- und Gymnasialbereich. Jedoch alle Konzepte betonen den Prozesscharakter, sind das Ergebnis mehrjähriger Bemühungen und lassen sich an der einzelnen Schule nicht administrativ verordnen.
Das gilt besonders im Hinblick auf die Entwicklung zur inklusiven Schule, der das abschließende Kapitel in diesem Buch gewidmet ist.
Ein Literaturverzeichnis zum gründlichen Einarbeiten in die Problematik findet man im Anhang.
Allein die Titel der 70 Artikel verdeutlichen, dass Lernberatung auf dem Weg zur stärkeren Individualisierung des Unterrichts mit dem Ziel der optimalen Förderung jedes Schülers kein Allheilmittel sein kann.