Ella, verzaubert

Autor*in
Levine, Gail Carson
ISBN
978-3-570-21137-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Amerikanischen
Illustrator*in
Seitenanzahl
250
Verlag
Bertelsmann
Gattung
Märchen/Fabel/Sage
Ort
München
Jahr
1999
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
7,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Geschichte spielt in einer Märchenwelt, in der es Drachen Elfen, Gnome, Feen, Riesen, Menschenfresser und natürlich auch Menschen gibt - Adlige, Prinzen, Könige. Ella, die mit vollständigem Namen wie ihre Mutter Eleanor heißt, hat ein großes Problem: Sie ist kurz nach ihrer Geburt von der törichten Fee Lucinda mit einem Fluch belegt worden: Ella muss immer gehorchen. Die Auswirkungen dieses Fluches werden ihr erst an ihrem 5. Geburtstag bewusst, als sie von der Köchin und ihrer guten Fee Mandy aufgefordert wird, den Geburtstagskuchen aufzuessen - würde ihre Mutter ihr nicht befehlen, sofort mit dem Essen aufzuhören, könnte die Sache schlimm ausgehen. Deshalb ordnet ihre Mutter an, dass Ella niemandem von diesem Fluch erzählen darf.
Als Ella 15 Jahre alt ist, stirbt ihre lebenslustige Mutter. Ella wird von dem habgierigen Vater mit den beiden Töchtern seiner neuen Bekannten, der Dame Olga, ins Mädchenpensionat geschickt. Olive ist ein einfältiges Wesen von 15 Jahren, ihre ältere Schwester Hattie ist gemein und verschlagen. Beide beneiden Ella wegen ihres Reichtums. Bereits auf der Fahrt bemerkt Hattie, dass Ella nicht widerspricht, wenn man ihr etwas befiehlt - diese Erkenntnis nutzt sie auch während des Aufenthaltes im Pensionat schamlos aus. Ella muss dem Mädchen die Zauberkette ihrer Mutter aushändigen, zum Glück kann nur Ella das Zauberbuch lesen, das ihr Mandy mitgegeben hat - an diesem hat Hattie kein Interesse. Areida, ein Mädchen aus einfachem Hause, wird ihre einzige Freundin. Doch auch hier greift Hattie ein und befiehlt den Kontakt abzubrechen. Aus ihrem Zauberbuch erfährt Ella, dass ihr Vater zu einer Riesenhochzeit fährt, wo sich auch die Fee Lucinda einfinden wird. Sie beschließt aus dem Pensionat zu fliehen und zu den Riesen zu gehen, um Lucinda zu zwingen den Fluch von Ella zu nehmen. Zeitgleich bricht Prinz Char, den Ella auf der Beerdigung ihrer Mutter kennen gelernt hat , zu seinen ersten militärischen Unternehmungen auf. Ella muss viele Abenteuer bestehen, bis sie endlich mit Hilfe des Prinzen, der sie aus der Hand der Menschenfresser befreit, zur Hochzeit der Riesen gelangt. Dort trifft sie auf Lucinda, aber diese hebt den Fluch nicht auf, sondern wandelt ihn zu einem Segen. Von ihrem Vater erfährt Ella, dass dieser zwischenzeitlich völlig verarmt sei. Zunächst versucht er Ella zu verheiraten, verschiebt aber diese Aktion auf einen späteren Zeitpunkt und heiratet innerhalb kürzester Zeit selbst - die Dame Olga. Bei dieser Hochzeit taucht die Fee Lucinda wiederum auf, auch hier richtet sie mit ihrem Fluch große Verzweiflung an. Aber nicht nur Lucinda ist bei der Hochzeit, auch Prinz Char lässt sich die Gelegenheit mit Ella zusammenzutreffen, nicht entgehen. Im geheimen Turmzimmer finden die beiden ein Paar gläserne Schuhe, die dem Mädchen passen, als seien sie für Ella bestimmt. Prinz Char versucht von nun an Ella zu treffen, aber sie wird von Hattie abgedrängt. Ella bleibt nur die Möglichkeit des Briefeschreibens. Doch sie kann dem Prinzen nicht alles schreiben - der Fluch muss ein Geheimnis bleiben. Ella zieht auf Geheiß der Dame Olga nach Abreise des Vaters in den Flügel der Bediensteten und muss dort auch deren Aufgaben übernehmen. Als Char sie bittet seine Frau zu werden, wird ihr klar, dass sie ihren Gefühlen nicht nachgeben kann, da sie verflucht ist und das ganze Land ins Unglück stürzen würde. Ella gibt vor einen anderen Mann zu heiraten. Die Cinderella-Geschichte findet im Folgenden eine neue Variante - Ella besucht verkleidet die drei Bälle, zu denen der König und die Königin als Brautschau geladen haben. Hattie ist es, die ihr auf der dritten Veranstaltung die Maske entreißt. Doch als die Schuhprobe die Wahrheit ans Tageslicht bringt, wird Ella von der Qual des Fluches und seiner Folgen hin- und hergeworfen. Zu guter Letzt bricht sie den Bann aus eigener Kraft und kann den Prinzen heiraten.

Beurteilungstext

Mit sehr großem Einfühlungsvermögen hat die Autorin die Cinderella-Geschichte erweitert und für Jugendliche aufbereitet. Es fehlt nicht an Spannung, die durch die Gefechte mit den Menschenfressern geboten wird, aber es gibt auch viele Elemente aus dem Fantasy-Bereich, die die Gattung Märchen für die Leser wieder attraktiv werden lassen. Die Jugendgeschichte und damit auch verbunden der Fluch, der letztendlich begründet, warum sich die Liebesstory so sehr in die Länge zieht, sind eine gut gelungene Erweiterung des Märchenmotivs. Im vorliegenden Buch basiert die Weigerung seine Gefühle einzugestehen, nicht auf dem sozialen Unterschied, sondern in der Furcht die eigenen negativen ‚Eigenschaften' auf eine gut funktionierende Herrschaft zu übertragen und damit auch anderen Not zuzufügen. Ella bewahrt trotz ihres sozial hohen Standes, wodurch sie sich ja vom Cinderella-Original nur bedingt unterscheidet, denn auch Cinderella stammt aus adligem Hause, die Nähe zu den Schwachen, den kleinen Wesen und wählt deshalb im Pensionat das Mädchen mit einfacher Herkunft zur Freundin. Die Flucht aus dem Pensionat ist auch der Versuch dem Unvermeidlichen - ihre Freundin durch die Erfüllung des von Hattie ausgesprochenen Befehles zu verletzen - auszuweichen.
Parallel zur Menschen-Geschichte erkennt der Leser, dass es auch im Feen-Bereich offensichtlich eine Hierarchie gibt, dass die Handlungen der Feen bestimmten Richtlinien unterliegen, die es untersagen, dass jeder handeln kann, wie er will. Dennoch bleibt die Frage offen, warum keiner gegen die negativen Wünsche Lucindas - die immer zweideutig formuliert sind, deren Folge aber alle erahnen - vorgeht. Offensichtlich gibt es auch im Feenreich solche, die Nischen für einen von ihnen bestimmten Handlungsrahmen finden. So empfindet es auch jeder als eine gerechte Strafe, dass Lucinda am eigenen Leib erleben muss, welche Folgen ihre Wünsche für die betroffenen Personen haben. Dennoch ist es nachvollziehbar, dass Ella nur aus sich selbst heraus den Weg zur ihrem wahren Glück finden kann. Hat der Prinz sein ‚Reifen' zum König in der Einsamkeit der Fremde durchlebt, woran sich für ihn wie selbstverständlich die Heirat anschließt, so ist auch Ella gezwungen mit ihrer Kindheit abzuschließen, ihre Leidenschaft Treppengeländer hinunterzurutschen, abzulegen und damit die Rolle der reifen jungen Dame anzunehmen.
Die jugendlichen Leser finden viele Ansatzpunkte zum Träumen, zum Fantasieren und zum Hineinschlüpfen in die Rolle des armen Mädchens, das Verständnis und Liebe für andere hat, dem aber nur wenig Liebe geschenkt wird. Daher erscheint die Wahl auf der Märchen- und Fantasy-Ebene mit dieser Geschichte zu bleiben, durchaus berechtigt und gelungen. Da die Geschichte aus Sicht der fünfzehnjährigen Ella erzählt wird, werden sich vermutlich junge Leserinnen mit ihr besser identifizieren können als junge Leser. Aus diesem Grunde erscheint das Buch als Klassenlektüre weniger geeignet - wobei natürlich die Zusammensetzung der Klasse eine entscheidende Rolle spielt, aber als Baustein für eine Bibliothek ist es unverzichtbar.

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Diese Rezension wurde verfasst von magic.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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