Eine kurze Geschichte von fast allem

Autor*in
Bryson, Bill
ISBN
978-3-570-17988-8
Übersetzer*in
Rumler, I.
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Long, DanielCooper, DawnSotés, JesúsPonder, Katie
Seitenanzahl
176
Verlag
cbj/cbt
Gattung
Sachliteratur
Ort
München
Jahr
2022
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFachliteraturFreizeitlektüre
Preis
22,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die LeserInnen erwartet eine faszinierende Reise durch Zeit und Raum. Dabei lernen sie fast alles über das Universum, die Erde und die Entstehungsgeschichte des Menschen. Wie ist das Universum entstanden? Wie konnte man herausfinden, wie groß die Erde ist? Aus welchem „Stoff“ sind wir Menschen eigentlich gemacht? Wie hat sich unser Leben im Laufe der Zeit entwickelt? ... Dabei wird es nie langweilig, da der Autor ganz bewusst die konventionellen Pfade und Betrachtungsweise verlässt, um das Geheimnis des Universums, unserer Erde und des menschlichen Lebens zu erkunden.

Beurteilungstext

Ähnlich wie mir und vielen LeidensgenossInnen blieben für Bill Bryson, heute einer der erfolgreichsten Sachbuchautoren Englands, Naturwissenschaften lange ein Buch mit sieben Siegeln. Viele können mit Sicherheit nachvollziehen, dass die Erklärungen im Schulunterricht zuweilen langweilig waren und nicht alle offene Fragen dort geklärt werden konnten. Bill Bryson hat dies aber nicht resignierend hingenommen, sondern eigene Recherchen zu den Fragen, die ihn wirklich interessieren, angestellt, und beglückt mit seiner Erwachsenversion die Großen und mit der Ausgabe für junge Leser auch Jugendliche mit dem erstaunlich interessant und anschaulich aufgearbeiteten Wissenschatz. Manch Erwachsener ist vielleicht dennoch für die gekürzte, illustrierte Version und die vielen schöne Aha – Erlebnisse sehr dankbar. Gleichzeitig bekommt man einen kleinen Einblick, wann welche Wissenschaft entstanden ist (z.B Geologie oder Chemie) und wie unterschiedlich die Forschungsbedingungen zu unterschiedlichen Zeiten waren.
In seiner Ansprache an die LeserInnen im Vorwort wird die Faszination des Autors für das Wunder des Universums, unseres Planaten und unseres Lebens deutlich. Bei all dem Staunen wird er fast demütig, wenn er sagt: „Zweitens habe ich begriffen, dass wir tatsächlich Glück haben überhaupt hier zu sein. In der gesamten Weite des Universums existiert, soweit wir wissen, nur auf einem winzigen Klacks von einem Planeten Leben - und genau daher kommen wir. Du und ich und ein paar Milliarden anderer glücklicher Organismen sind vielleicht die Einzigen überhaupt, die aufstehen und sich bewegen können und reden und denken und sehen und handeln. Wenn man so ein unglaubliches Glück hat, ist es ganz natürlich sich zu fragen: Wie ist es dazu gekommen?“ (S.1) Der Autor geht bei der Anordnung assoziativ vor und zeigt gleichzeitig wichtige Meilensteine chronologisch auf. Zwischen den einzelnen Teilen fasst Bill Bryson das Wichtigste nochmal zusammen und greift manche Themen in unterschiedliche Zusammenhängen bewusst wiederholt auf. So kann man noch einmal nachvollziehen, was man schon alles gelesen hat und sich dadurch in dem großen Wissensschatz orientieren.
Vergleicht man den Band für Erwachsene mit der Ausgabe für Junge Leser, so sind unter anderem folgende Unterschiede zu bemerken: Bill Bryson hat die Reihenfolge der Themen verändert und in der Jugend-Ausgabe kleinere thematische Einheiten gewählt. Es gibt mehr Zwischenüberschriften, die die größeren Teile noch einmal untergliedern. Im Band für junge Leser sind ebenfalls bildhafte Überschriften gewählt, aber sie sind klarer und besser verständlich. Zudem gibt es viele kleinere thematische Einheiten, die sich auf zwei Seiten erstrecken.

Der Sprachstil in beiden Ausgaben ist vergleichbar, teilweise verwendet Bill Bryson die gleichen Formulierungen. Durch die vielen eingestreuten Anekdoten beschränkt sich die Wissensvermittlung nicht nur anschaulich vermittelte Fakten. Insgesamt nutzt er aber in der Erwachsenenversion mehr Fachbegriffe. Dennoch werden auch für die Jugendlichen Fachbegriffe verwendet, die nicht erklärt werden und den jüngeren Lesern nicht erläutert werden. Hier ist der erwachsene Mitleser gefragt oder der junge Leser muss selbst nachschlagen. Wie bei dem Buch für die Erwachsenen kann man sich zudem nicht immer direkt unter jedem Kapiteltitel etwas vorstellen.
In der Ausgabe für die Erwachsenen gibt es keine Bilder bis auf die Grafik, die die Perioden und Ären der Evolutionsgeschichte aufzeigen. Die Bilder in der Jugendlichenversion seines Werks sind farblich angenehm gestaltet und überladen die Seiten nicht. Sie dienen nicht immer nur dem Verständnis, sondern lockern auch den Text auf. Einzelne wichtige Sätze werden in farblich unterlegten Kästchen in fetter und größerer Schrift hervorgehoben. Die Schrift der kleinen übersichtlich angeordneten Themenpäckchen, die wiederrum durch Zwischenüberschriften gegliedert sind, sind übersichtlich angeordnet. Besonders kreativ ist zum Beispiel auch die Idee, dass Bill Bryson die Entstehung des Universums tatsächlich in Rezeptform anordnet. Immer wieder zeigt der Autor auch außergewöhnliche Betrachtungsweisen auf, so zum Beispiel, wenn er bewusst machen will, dass es evolutionsgeschichtlich ganz und gar nicht selbstverständlich ist, dass wir da sind und welche Faktoren auf dem langen Weg bis zu unserer Existenz uns hätten auslöschen können. Spannend ist auch die Antwort auf die Frage „Was macht dich eigentlich aus? Weshalb sich Atome so viel Mühe machen, ist ein Rätsel. Denn im Grunde bist du den Atomen völlig egal. Sie wissen nicht mal, dass es dich gibt. Sie wissen nicht mal von sich selbst, dass es sie gibt. Schließlich sind sie nur geistlose Teilchen und nicht einmal lebendig. Dennoch erfüllen sie, solange du existierst, nur eine Aufgabe: Sie sorgen dafür, dass du bleibst.“ (S.8) Je nach Alter der LeserInnen bietet sich hier auch eine philosophische, religiöse oder spirituelle Diskussion an. Für die Erwachsenen gibt es in ihrer Ausgabe mehr Details, Fußnoten und Quellenangaben. Sie können also bei Interesse die Themen auch wissenschaftlich vertiefen. Die Quellen sind kapitelweise angeordnet und am Ende des Buches als eine Art Inhaltsverzeichnis zu finden. Bei den jüngeren Lesern sind zu Beginn des Buches die Zwischenüberschriften der zweiseitigen thematischen Einheiten übersichtlich zusammengestellt. Es gibt für die jungen Leser also insgesamt weniger Informationen, in anderer Reihenfolge, einfacher dargestellt, zum Teil mit Bildern veranschaulicht oder durch Bilder aufgelockert und es gibt eine übersichtlichere Gliederung.
Zu Beginn mancher Teilabschnitte im Buch für die Großen sind Zitate zu finden. Sie sind lustig, zeigen gleichzeitig aber auch, dass der Autor aus dem Staunen über die Existenz unseres Universums nicht mehr rauskommt. Auch wenn diese Zitate in der Ausgabe für die Jungen Leser fehlen, kommt diese humorvoll – staunend – demütige Haltung Bill Brysons auch dort sehr gut an, denn auch hier kommt der Humor nicht zu kurz. So stellt der Autor zum Beispiel in der Ausgabe für junge Leser auf S. 116 fest: „Pro Stunde sterben schätzungsweise 500 deiner Gehirnzellen ab. Wenn du also ernsthaft über etwas nachdenken musst, solltest du keine Zeit verlieren.“ Das Zitat, das er dem Erwachsenenbuch voranstellt, zeigt gleichzeitig auch, dass Bill Bryson sein Unterfangen, die Zusammenhänge des Lebens zu verstehen, ironisch mit einem Augenzwinkern versehen betrachtet und er somit auch ein wenig über sein ehrgeiziges Unterfangen beim Schreiben von „Eine kurze Geschichte von fast allem“ in der einen, aber auch in der anderen Ausgabe, schmunzeln kann:
„Einmal kündigte der Physiker Leo Szilard seinem Freund Hans Bethe an, er wolle eventuell ein Tagebuch führen: ‚Ich habe nicht vor, etwas zu veröffentlichen. Ich möchte die Tatsachen nur festhalten, damit Gott Bescheid weiß.‘ Daraufhin fragte Bethe: „ Glauben Sie nicht, dass Gott die Tatsachen schon kennt?‘- ‚Ja‘, erwiderte Szilard, 'die Tatsachen kennt er. Aber diese Version der Tatsachen kennt er noch nicht.'“

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Diese Rezension wurde verfasst von Isabelle Zeitinger; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 30.10.2023

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