Ein Märchen

Autor*in
Blexbolex,
ISBN
978-3-941787-38-4
Übersetzer*in
Jacoby, Edmund
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
240
Verlag
Jacoby & Stuart
Gattung
BilderbuchFantastikMärchen/Fabel/SageSachliteratur
Ort
Berlin
Jahr
2013
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Ganz entgegen aller Erwartungen, doch umso mehr der Überschrift angemessen entfaltet sich in diesem außergewöhnlichen Bilderbuch eine Märchenwelt der Extraklasse. Ein neues Kunstwerk von Blexbolex!

Beurteilungstext

Wo beginnen die Märchen? Im Alltag, auf der Straße, zuhause, ohne Besonderheiten. Doch schnell kommen sie auf Abwege und es reihen sich Episoden aneinander, die Freud und Leid zusammenführen, die Welt durchstreifen und dabei ganz grundsätzliche Fragen des Menschseins bearbeiten. Das vorliegende Bilderbuch erzählt von der Schule, vom Weg nach Hause, doch mehr und mehr mischen sich fantastische Märchenelemente in die Handlung: ein geheimnisvoller Fremder und zwei beunruhigende Gestalten sind im Text noch nicht ungewöhnlich, doch in der folgenden Bilderfolge sind die beiden Figuren deutlich als tierische Räuber markiert. Immer abwechselnd findet sich ein kurzer, einseitiger Text, der eine knappe Handlung berichtet. Auf den folgenden Seiten wird diese Handlung elementarisiert in bestimmten Objekten und Szenen dargestellt und lediglich mit einem Wort benannt. Wie in der Propp'schen Morphologie der Märchen wird die Geschichte hier in ihre Bestandteile zerlegt und stereotypisiert im Bild reinszeniert. Die kleinen Texte zum Anfang jeder Sequenz fangen immer wieder in der Welt an - am Schulhaus. Sie erzählen dieselbe Geschichte neu, wobei variiert und erweitert wird. In den folgenden Bildern werden die Funktionen und Elemente wiederaufgenommen und verändert, verfremdet und umgedeutet, dekonstruiert und neu inszeniert. So kristallisiert sich in einem manchmal verwirrenden und immer neu perspektivierenden Spiel dieser Elemente langsam eine Handlung heraus, die nun als Kumulat ihre Vorgänger und mit ihren Bedeutungen versehen nun doch ganz eigenständig wirkt und ihren Spannungsbogen schlägt. Fragmente und Versatzstücke setzen sich dabei erst langsam zusammen, fast ein bisschen wiederständig ist es das Suchen und Finden der Handlung, das hier verfolgt wird. So wird das Märchen als selbst- und weltreferentieller Baukasten und als Motivcollage mehr und mehr herausgearbeitet.
Die Bilder sind digital bearbeitete Drucke, die den stereotypisierten Elementen zusätzlich schablonenhaft starre Züge verleihen. In ihren klaren Farben und konturlos, undynamischen Gestalten wird die Konstruktion noch einmal überdeutlich betont.
Blexbolex inszeniert auf 240 kleinformatigen Seiten ein spannendes Feuerwerk zeitgenössischer Märchenkunst. Ihm gelingt es, den traditionellen Stoff gekonnt zu aktualisieren und nicht nur visuell, sondern auch sprachlich-konzeptionell die Spielräume zu nutzen, die die Gattung so besonders machen. Jenseits der Starre der tradierten Texte entwickelt das Märchen damit wieder eine innovative Dynamik, die ausdrücklich begeistert.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von mr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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