Ein Kuchen für das Krokodil
- Autor*in
- Wirth, Claudia
- ISBN
- 978-3-7026-5957-8
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Wirth, Claudia
- Seitenanzahl
- 32
- Verlag
- Jungbrunnen
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- Wien
- Jahr
- 2021
- Preis
- 16,00 €
- Bewertung
Teaser
Hier läuft nichts wie geplant – und wird gerade dadurch gut! Ein Bilderbuch darüber, dass nicht immer alles so gelingt, wie man sich das vorstellt, doch trotzdem zu einem schönen Ergebnis führen kann.
Beurteilungstext
Die Maus will einen Kuchen für den Geburtstag des Krokodils backen. Sie schwärmt davon, wie groß und schmackhaft und schön er werden soll und gibt sich sehr viel Mühe, doch dann geht alles schief: Sie stößt gegen den Mixer und der Bär, der beim Backen hilft, stolpert über das Kabel und gegen den Schrank, sodass alle Zutaten daraus in den Kuchen fallen. Lollis, Salami, Brezeln, Kirschen, saure Gurken und sogar ein Kaktus – alles landet im Teig. Daraufhin ist die Maus wütend und enttäuscht und will den Kuchen nicht weiterbacken, der Bär jedoch schiebt ihn trotzdem in den Ofen und im Anschluss fahren sie gemeinsam zur Feier des Krokodils. Die Maus ist aufgeregt. Zunächst beäugen die anderen Tiere die ausgefallene kulinarische Kreation skeptisch, finden bald jedoch alle etwas, das ihnen schmeckt, sodass der Kuchen letztlich ein voller Erfolg ist.
In diesem ersten Kinderbuch der Illustratorin und Animatorin Claudia Wirth fällt unter anderem der spielerische Umgang mit Sprache auf, der sich beispielsweise durch zahlreiche Alliterationen bemerkbar macht. Es wird von einem „Durcheinander von Düften“ und einem „Gemisch von Geschmäckern“ gesprochen, der Kuchen wird vom Krokodil als „formidable Fischpastete“ und vom Elefanten als „feiner Früchtekuchen“ bezeichnet. Die Sätze sind kurz und einfach und enthalten immer wieder Dreierreihungen, welche den Text rhythmisieren und ihm einen angenehmen Schwung verleihen. In interessantem, wirkungsvollem Gegensatz zu den größtenteils parataktischen Satzstrukturen steht, dass durchaus anspruchsvolle, ausgefallene Wörter wie „delikat“ und „raffiniert“ zum Einsatz kommen. Großes Potential zur Lieblingsstelle des Buches hat die Szene, in der die Maus ihrem Ärger Luft macht und laut „Scheißkuchen!“ brüllt. Dass sie fluchen darf, macht beim Vorlesen und Zuhören großen Spaß und bringt mit der Frustration darüber, dass etwas nicht so klappt, wie man sich das vorgestellt hat, ein Gefühl zum Ausdruck, das wohl alle kennen und nachempfinden können.
Die in Siebdrucktechnik gestalteten, sich jeweils über eine Doppelseite erstreckenden Illustrationen zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie abwechselnd aus der Perspektive der Maus und der des Bären gestaltet sind. Dadurch sieht man die Szenerie abwechselnd ganz groß und ganz klein, woraus sich eine spannende Wirkung ergibt. In den Bildern gibt es zudem sehr viel zu entdecken: So liegt auf einem Stuhl in der Küche die Einladungskarte zur Geburtstagsfeier des Krokodils und man kann im Regal all die ausgefallenen Zutaten betrachten, die später im Teig landen werden. Die Vorsatzpapiere zeigen zu Beginn des Buches einen Sonnenauf-, am Ende des Buches einen Sonnenuntergang, was die Geschichte rahmt und zugleich die zeitliche Dauer der Ereignisse verdeutlicht. Die Figuren der Maus und des Bären werden liebevoll und einfühlsam dargestellt, wobei die Maus kindlich und der Bär wie ein Elternteil wirkt – sowohl durch die Größenunterschiede als auch durch ihr Verhalten.
Didaktisch eingesetzt werden kann das Bilderbuch beispielsweise, um Gespräche über Wut und Frustration einzuleiten, oder auch um die sprachlichen Besonderheiten wie die Alliterationen und Dreierreihungen als Muster für eigene Texte aufzugreifen. Alles in allem ein sehr empfehlenswertes Buch, das sowohl durch die ansprechenden Illustrationen als auch durch die anregende Sprache überzeugt!