Ein halber Sommer

Autor*in
Stein, Maike
ISBN
978-3-7891-1051-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Sprecher*in
Umfang
268  Minuten
Verlag
Oetinger
Gattung
AudioErzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Hamburg
Jahr
2019
Alters­empfehlung
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Eine Liebesgeschichte in Berlin im Sommer 1961. Marie und Lennie, ein Mädchen aus dem Ost- und eines aus dem Westteil, laufen sich zufällig über den Weg und verlieben sich Hals über Kopf ineinander. Anfangs wollen sie nur den engen Grenzen ihrer Familien entkommen, doch die politischen Ereignisse überstürzen sich. Bald schon stellt sich die rasend schnell wachsende Mauer den beiden Frauen als scheinbar schier unüberwindbares Hindernis in den Weg.

Beurteilungstext

Der von Maike Stein verfasste Roman „Ein halber Sommer“ erzählt parallel zu der Coming-out-Geschichte zweier junger Frauen gegen alle Widerstände in ihren Familien, spannend und mitreißend die Geschichte der politischen Geschehnisse im Sommer 1961 in Berlin, vom Bau der Mauer. Bis dahin war die Stadt in zwei Sektoren geteilt, aber die Bewohner konnten sich mehr oder weniger frei zwischen Ost und West bewegen. Binnen weniger Wochen verwandelt sich das bis dahin offene Ostberlin in einen Käfig für seine Bewohner: In hilfloser Ohnmacht beobachten die Bewohner beider Teile, wie der Osten unaufhaltsam eine Mauer baut um sich vom Westen abzugrenzen.
Maike Stein beschreibt die Verzweiflung und die Wut sowie die Propaganda, die auf der Ostseite betrieben wird. Als Leser verfolgt man gebannt die historische Entwicklung, die unmittelbar Einfluss auf Marie und Lennie hat. Marie lebt mit ihrem Vater und kleinem Bruder im Ostteil der Stadt. Ihre Mutter ist in den Westen geflohen und bald darauf gestorben. Der Vater will nicht auffallen und versucht Regime-treu zu leben. Lennie lebt im Westteil mit ihrer Mutter, die verzweifelt auf die Rückkehr ihres schon längst verstorbenen Mannes wartet. Beide Mädchen sind unglücklich in den Leben, die Vater und Mutter ihnen diktieren. Als Marie und Lennie unerwartet aufeinandertreffen, verlieben sie sich mit einer Heftigkeit, die sich für Geschlechterfragen nicht interessiert. Sie schmieden schon gemeinsame Pläne für ihre Zukunft, als der Bau der Mauer alles jäh zerstört. Marie muss sich entscheiden: Bleibt sie bei Vater und Bruder oder gibt sie alles auf und flieht in den Westen um mit Lennie zusammen zu sein.
Überzeugend verknüpft Maike Stein die beiden Erzählstränge miteinander. Mit großer Spannung verfolgt man nicht nur die sich heimlich entwickelnde Liebe zwischen den beiden Frauen, sondern auch die Entwicklung der Politik. Mit Fassungslosigkeit liest man über die menschenverachtenden Methoden der Stasi, den Umgang mit politischen Gefangenen und der Bespitzelung des eigenen Volkes. Es ist berührend zu lesen, mit wieviel Mut und Willensstärke immer wieder neue Fluchtpläne ersonnen und umgesetzt wurden.
Ein toller und mitreißender Roman über die politischen Umwälzungen im Sommer 1961 in Berlin - anhand einer ebenso fesselnden Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Frauen. Das Buch macht deutlich, dass weder die persönliche noch die politische Freiheit eine Selbstverständlichkeit ist, sondern ein hohes und kostbares Gut. Ein spannender Roman zum 30-jährigen Jubiläum des Mauerfalls, der auf die Entstehung der Mauer zurückblickt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Karo; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 15.11.2019

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