Ein glücklicher Zufall

Autor*in
Ulitzkaja, Ljudmila
ISBN
978-3-423-64100-5
Übersetzer*in
Braungardt, Ganna-Maria
Ori. Sprache
Russisch
Illustrator*in
Müller, Hildegard
Seitenanzahl
87
Verlag
dtv
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2022
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüreVorlesen
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Beim Lesen der Geschichten in dem Buch „Ein glücklicher Zufall“ von Ljudmila Ulitzkaja taucht man in eine Welt ein, die uns heute fremd ist. Sie erzählen von Menschen aus der Nachkriegszeit in der Sowjetunion, die in Verhältnissen leben, die wir so nicht kennen. Die Erzählungen sind eher melancholisch, enden aber immer hoffnungsvoll.

Beurteilungstext

„Ein glücklicher Zufall und andere Geschichten“ ist ein Titel, bei dem man eher fröhliche, optimistische Geschichten erwartet. Wenn man mit dieser Erwartung zu lesen beginnt, ist man verwundert: Es wird ein schmutziger Hinterhof beschrieben und ein unglücklicher kleiner Junge, der dort lebt. Der russische Originaltitel des Buches heißt übersetzt „Kindheit neunundvierzig“ – mit diesem Wissen verändert sich die Erwartung erwachsener Leser*innen an die Erzählungen.
Sechs Erzählungen enthält das Buch, die alle Lebenssituationen von Kindern beschreiben, die uns heute und hier in Deutschland fremd sind. Das mag für Kinder zunächst auch erschreckend wirken, da die Schilderungen nichts beschönigen oder romantisieren. Das Besondere an den Geschichten ist, dass jede ein überraschendes, hoffnungsvolles Ende hat, was umso stärker wirkt, weil die anfänglichen Situationsbeschreibungen so deprimierend sind.
Alle Geschichten spielen im ärmlichen Milieu einer sowjetischen Kleinstadt nach dem zweiten Weltkrieg. In den vier ersten steht je ein Kind im Mittelpunkt, dass in einer unglücklichen Lage steckt, in der letzten Geschichte sind es zwei Schwestern, denen es genauso geht. Die fünfte Geschichte fällt insofern aus dem Rahmen, als die Hauptfigur zwar ebenfalls ein Kind ist, aber ein Kind, dass andere ärgert und unglücklich macht. Die Situation zu Beginn einer jeden Geschichte ist bedrückend. Doch alle nehmen eine Wendung, in der das geschilderte ärmliche Umfeld sich zwar nicht grundlegend verändert, die aber die jeweilige Hauptperson glücklich macht, und es gibt einen Ausblick, der auf eine glücklichere Zukunft hinweist. Das macht die Geschichten zu Hoffnungsgeschichten.
Ljudmila Ulitzkaja ist eine bekannte russische Schriftstellerin, die überwiegend für Erwachsenen schreibt. Das zeigt sich manchmal in den komplexen Satzstrukturen, die wir oft als ungeeignet für Kinder ansehen. Die Sätze sind aber trotzdem gut nachvollziehbar und die Sprache wirkt sehr poetisch. Dazu trägt natürlich auch die gelungene und einfühlsame Übersetzung von Ganna-Maria Braungardt bei.
Im russischen Original wurden die Texte bereits im Jahr 2003 veröffentlicht und von 2005 gibt es auch schon eine deutsche Ausgabe. Neu an dieser Ausgabe sind die Illustrationen von Hildegard Müller. Der Titel jeder Geschichte findet sich auf einem ganzseitigen Bild auf farbigem Hintergrund. Zu jeder Erzählung gibt es noch zwei bis vier weitere kleinere Illustrationen. Diese sind alle schlicht gehalten und realistisch und tragen daher gut dazu bei, sich in die geschilderte Situation hineinzuversetzen.
Die Leser*innen lernen beim Lesen dieses Buches das Leben der Nachkriegszeit in der Sowjetunion kennen. Vieles von dem, was an der geschilderten Situation heute fremd erscheint, war auch im Deutschland der Nachkriegszeit ähnlich. Es ist gut, sich beim Lesen dessen bewusst zu werden, dass wir heute in Deutschland ein sehr komfortables Leben führen. Und es ist gut zu erfahren, dass es auch in einem ärmeren Lebensumfeld Grund zur Freude und zur Hoffnung gibt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von HDB; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 02.03.2023

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