Egon und das achte Weltwunder

Autor*in
Wohlgemuth, Joachim
ISBN
978-3-941683-06-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
366
Verlag
Steffen Verlag
Gattung
Ort
Friedland
Jahr
2011
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Egon wird Ende der 50iger Jahre in der DDR nach einer halbjährigen Haft entlassen. In seinem Heimatort in Mecklenburg angekommen, verspricht er seiner Mutter, ein neues Leben zu beginnen. Aber die alten Kumpels lassen nicht locker und immer wieder holt Egon seine Vergangenheit ein. Erst als er eine Abiturientin, Tochter eines Arztes, kennen lernt und mit ihr in den Sommermonaten in dem Jugendobjekt Moorländer Wiese arbeitet, gelingt es ihm ,ein Leben mit neuen Perspektiven zu beginnen.

Beurteilungstext

Der SteffenVerlag in Friedland (Mecklenburg-Vorpommern) geht das Wagnis ein, den 1962 im Verlag Neues Leben (Berlin)herausgegebenen Bestseller “Egon und das achte Weltwunder” erneut zu verlegen. Der Jugendroman hat insgesamt 31 Auflagen erreicht, wobei anzumerken sei, dass das Buch 1978 auch in einem Verelag in München erschien. Über eine halbe Million Bücher dürften unter den Lesern sein. In dem nach dem Buch gedrehten DEFA-Film spielte Günter Schoß die Hauptrolle. (Nachwort,S.363)
Die Handlung des Romans ist wenig spektakulär, wäre da nicht der zeithistorische Hintergrund der Handlung, die vom Leben Jugendlicher in der DDR der sechziger Jahre, von ihren Wünschen und Hoffnungen und von einem der größten Jugendobjekte in der DDR , der Urbarmachung eines Niedermoorkomplexes in Mecklenburg-Vorpommern ,handelt. “Die FDJ-Bezirksleitung Neubrandenburg hatte im August 1958 beschlossen, die Melioration der Wiese und ihre Umwandlung in ein großes Milchviehzuchtgebiet als Jugendobjekt zu übernehmen.” (Nachwort, S.362).
Der Protagonist des Romans heißt Egon Brümmer, ist zwanzig Jahre alt, ungelernter Arbeiter und er wurde wegen schwerer Körperverletzung zu einer Haftstraße von einem halben Jahr verurteilt. Nach der Haft verspricht er seiner Mutter, mit seinen Kumpels vom Borkenheider Musical-Club und deren Chef Paul zu brechen, da diese ihn immer wieder zu Saufgelagen und Rowdytum verführt haben. Aber das geht nicht so einfach. Egon fühlt sich immer noch mit seinen alten Freunden verbunden, zumal ihn diese als ehemaligen Knacki wie einen Held verehren. Dann lernt er durch einen Zufall bei einem Schülerball die Arzttochter Christine kennen. Von ihr sagt man, dass es das achte Weltwunder sei, wenn sie sich verlieben würde. Damit ist auch der Titel des Buches erklärt.Ewas naiv in seinem neuen Denken, als ein Suchender,kämpft Egon nach dem Knast um eine neuen Anfang im Alltag der DDR. Er stürzt sich mit Elan als ungelernter Arbeiter in die Aufgaben eines Brigadiers bei der Urbarmachung der Wiese, leitet einen Schachzirkel, ist Mitglied des Kabaretts im Jugendlager und erklärt sich sogar bereit, über seine Arbeit im Jugendobjekt bei einer großen Konferenz ein Referat zu halten. Aber so glatt und konfliktlos funktioniert das alles nicht. Egon stolpert über seine eigenen Beschlüsse, entfernt sich mit Christine unerlaubt vom Lager, verfällt immer einmal wieder dem Alkohol und fast lässt er sich bei dem Besuch seiner Freunde vom Musical-Club wieder verführen, zu ihnen und ihren Idealen eines freien Lebens zurückzukehren. Aber am Ende gibt es dann doch ein Happyend im Sinne der Moraldoktrin der DDR.
Während Egon sehr liebevoll und originell vom Autor gestaltet wird, sind andere Protagonisten, wie etwa Egons Gegenspieler Paul oder Christine, etwas blass gestaltet worden.
Wenn man hinter den Text schaut, sieht man in den vielen satirischen und humorvollen Passagen des Romans durchaus kritische Sichten auf das so genannte sozialistische Jugendleben in der DDR. Besonders das triste Bild vom Kulturhaus in Egons Heimatstadt ( S. 67 f.), aber auch die lebensfernen Rituale und Vorschriften mancher Funktionäre gehören dazu.
Für besonders an der Jugendliteratur der DDR und dem zeithistorischen Hintergrund des Romans interessierten Lesern ist dieses besondere Buch bestens zu empfehlen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Sch.
Veröffentlicht am 01.01.2010