Edelweißpiraten
- Autor*in
- Reinhardt, Dirk
- ISBN
- 978-3-351-04163-2
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 254
- Verlag
- –
- Gattung
- –
- Ort
- Berlin
- Jahr
- 2012
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 14,99 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Bei der Beerdigung seines Großvaters lernt David einen alten Mann kennen, der ihm sein Tagebuch aus den letzten Kriegsjahren gibt. Er war Edelweißpirat, ein junger Idealist, eigentlich unpolitisch, der durch die Reaktion von Nazis und Gestapo immer politischer wurde und schließlich aktiven Widerstand leistete. Anfängliche Kämpfe mit der HJ wurden zu hemmungslosem Terror. Der inhumane Gehalt der Naziideologie wird exemplarisch an diesen rheinischen Jugendlichen gezeigt.
Beurteilungstext
Die beiden Handlungsstränge - mehrere Besuche bei dem alten und bald sterbenden Ex-Edelweißpiraten und dessen Tagebuchtext - sind sehr lose miteinander verbunden. Erst am Ende klären sich die Zusammenhänge. Und während der 16-Jährige sich eines durchschnittlichen Sprachniveaus bedient, schreibt der knapp 16-jährige Edelweißpirat in einer sehr unbeholfenen Sprache, wenig differenziert - erst die Berichte aus den letzten Kriegstage werden etwas genauer und eleganter geschrieben. Das liest sich durchaus authentisch. Denn dieser Gerle ist, wie fast alle Edelweißpiraten, ein einfacher Mensch, Lehrling in einem Metallberuf. Aber schlecht (oder unbeholfen) ausgedrückt bleibt schlecht bzw. unbeholfen. Der Autor tut sich da keinen guten Dienst, sprachlich 1:1 zu schreiben. Dabei hat er seine Sprache, die er dem Tagebuch Gerles gibt, schon dem heutigen Sprachgebrauch angepasst. Der Lesbarkeit halber ist das sinnvoll, aber genauso sinnvoll ist es, sich der Hochsprache zu bedienen.
Der Inhalt ist ähnlich reduziert. Während Elisabeth Zöller in ihrem fast gleichzeitig erschienen Edelweißpiratenroman (Wir tanzen nicht nach Führers Pfeife, Hanser) den Spaß betont, den die Edelweißpiraten haben wollten, der sich so gar nicht mit der humorlosen Hierarchie von Partei und HJ vertrug, lässt Reinhardt die jungen Menschen sich nur nach Wandern und (Fahrten-)Liedern sehnen. Die Edelweißpiraten waren aber eben nicht eine der bündischen Jugend entspringende Jugendorganisation, sondern einfach Freiheitsliebende, anarchisch eher als organisiert. Auch ist die Frage, ob ihr Guru, der am Schluss heldenhaft den Tod sucht, von ihnen wirklich so akzeptiert worden wäre.
Aber wichtiger als diese Kritik ist die Darstellung des Naziterrors, der authentisch und nachvollziehbar beschrieben wird, die fast hoffnungslosen Versuche der Jugendlichen, dem System Nationalsozialismus Schaden beizufügen und der Übermut, den sie dabei entwickeln und der unmittelbar im Tod endet, weil sie vergessen, allzeit wachsam zu bleiben - so sind junge Menschen einfach. Es ist eher dem Zufall überlassen, wer den Kampf übersteht als der Taktik.
Und derlei der Jugend von heute zu erzählen, verdient allemal Aufmerksamkeit. cjh12.10