Dummie und die Mumie und das fliegende Kamel

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Teaser

Dummie wünscht sich nichts sehnlicher als eine Reise nach Ägypten, um die Gräber seiner Vorfahren zu besuchen. Aber Dummies Land gibt es nicht mehr, es ist in den letzten viertausend Jahren im Wüstensand versunken.

Beurteilungstext

Goos findet im ersten Band der bisher vierteiligen Reihe einen ungewöhnlichen Freund. Dummie ist die Mumie eines gleichaltrigen Jungen aus der Hochkultur des alten Ägypten, die zum Leben erwacht.
Natürlich bringt das Zusammenleben mit einer lebenden Mumie einige praktische Gegebenheiten mit sich. Er muss z. B. regelmäßig frisch gewickelt werden und wird gegen den doch recht auffälligen Geruch mit Toilettenspray eingesprüht. Andere Deos dürften sich als unzureichend erwiesen haben.
Im vorliegenden 2. Band träumt Dummie wiederholt von seiner Vergangenheit als Sohn des Pharaos. Diese Träume wecken in ihm solche Sehnsucht nach seiner Heimat, das Goos und Papa Klaas wohl oder über mit ihm nach Ägypten fliegen müssen, obwohl Claas wirklich enorme Flugangst hat. Es türmen sich dann auch ungeahnte Hürden auf. Bereits die Reisevorbereitungen sind spektakulär, denn woher nimmt man einen Reisepass für eine Mumie. Herr Krabbel, der Lehrer der Jungen ist in deren Geheimnis eingeweiht und hilft, z. T. ungewollt, bei den Vorbereitungen. Er warnt aber auch sehr eindringlich vor falschen Hoffnungen und erklärt Dummie, dass es sein Land nicht mehr gibt.
Die Suche nach Dummies Vorfahren gestaltet sich abenteuerlich. Sie hatten herausgefunden, dass er, Darwishi Ur-Atum Msamaki Minkabh Ishaq Eboni, als Sohn des Pharao sehr jung verstorben war, das Grab seines Vaters und seines Großvaters aber zu finden sein müssten. Was sie dann im Wüstensand erleben, ist selbst für den Leser oft haarsträubend.
Dummies Träume zeichnen als Zeitblenden ein eindrucksvolles Bild der ägyptischen Hochkultur und lassen es lebendig werden. Sie und die Nachforschungen des Lehrers veranschaulichen die versunkenen Zeiten. Aber auch während der Reise geben die Erlebnisse der drei einen kleinen Einblick in das gesammelte Wissen der Jahrtausende.
Zusätzlich gibt eine Entführungsgeschichte dem Buch noch einen jugendlichen Pep.
Als Klassenlesestoff in der Mittelstufe könnte dieser Band sehr gut ein Projekt zur Altägyptischen Kultur begleiten. Dabei kommen verschiedene Aspekte zum Tragen, die in den Unterricht aufgenommen werden können.
Goos übernimmt ab und zu notgedrungen die Rolle des Erwachsenen, da sein Vater mit Problemen des Alltags oft überfordert ist. Dieses Phänomen ist durchaus zeitgemäß !!
Die Ausgrabungen und wissenschaftlichen Untersuchungen tangieren ethische und moralische Fragen wie:
Dürfen wir die Ruhe der Beerdigten stören?
Ist eine ""Zurschaustellung der Bestatten in Massenunterkünften"" vertretbar.
Welche Verstöße gegen Begräbnisrituale und religiösen Glaubensgrundlagen anderer Völker dürfen wir uns im Namen der Wissenschaft erlauben?
Wie muss man in der Gegenwart unseren Umgang mit den ""Schätzen"" der alten Völker bewerten?
Wie weit darf man gehen, wenn man sein eigenes Leben bedroht sieht?
Am Rand könnte auch die Migrationsproblematik anklingen, die Dummies Einbindung in eine mitteleuropäische Familie mit sich bringt.

Sprachlich genial setzt Tosca Menten diese Geschichte in Szene, wobei sicher auch der Übersetzung durch Andrea Kluitmann ein großes Lob geschuldet ist. Die verbale Umsetzung ist jugendlich frisch , besonders humorvoll ist die lautgebende und stilistisch authentische Sprache des ""Ausländerkindes"". Wunderbar unterlegt wird das Ganze von den cartoonartigen Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Elly Hees, die wie zufällig in den Text geworfen wirken.

Die Taschenbuchausgabe kann ich nicht für die Büchereiausleihe empfehlen, da das Buch sehr dick ist und schon nach dem ersten Lesen an Form verliert. Alternativ erscheinen die gebundenen Ausgaben im Thienemann-Verlag und sind deshalb in der Datenbank doch als Büchereigrundstock aufgenommen.