Du bist das Gegenteil von allem

Autor*in
Rodriguez, Carmen
ISBN
978-3-570-16158-6
Übersetzer*in
Gansland, Katarina
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
384
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2015
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nachdem die Freundinnen Sarah und Elli Tabletten geschluckt haben, ist die eine tot. Die andere und mit ihr, der ganze Freundeskreis und die Familien haben nun die schwere Aufgabe, sich mit dem Tod von Elli auseinander zu setzen. Dabei wird klar, nicht nur Elli hatte Geheimnisse.

Beurteilungstext

Wenn sich jemand das leben nimmt, ist es stets für alle Angehörigen und Freunde eine große Herausforderung, damit fertig zu werden.
Wie kann es dazu kommen, dass Elli eine Überdosis Tabletten nimmt? War es Absicht oder ausversehen?
In kurzen Abschnitten kommen alle Freund und Familienangehörigen von Elli und ihrer Freundin Sarah zu Wort, sowohl vor dem Ereignis wie auch danach. Erinnerungen und Gedanken wechseln sich ab. Vor jedem Abschnitt ist ein kurzer Text, von dem man erst allmählich merkt, dass es Tagebuchaufzeichnungen von Elli sein müssen. Aus ihnen spricht Verzweiflung, Leere und mangelnder Glaube, dass irgend ein Mensch Elli so mögen könnte, dass er se hält und nie mehr los lässt.
Was im ganzen Buch deutlich wird, ist, dass Elli nicht in der Lage war, sich helfen zu lassen und dass ihre Mutter aufgegeben hat. Das traumatische Erlebnis, vom Stiefvater missbraucht worden zu sein, kann Elli nicht verarbeiten. Wohl hat die Mutter ihn weg geschickt, aber angezeigt wurde er nicht. Vielleicht hätte Elli das gebraucht. So bleibt bei ihr der Gedanke, dass die Mutter meint, dass sie Schuld am Missbrauch trage. Alles was Elli tut, wird als Aufmerksamkeit haschen abgetan. Dass es Hilferufe sind, kann die Mutter nicht sehen. Zu sehr ist sie mit ihrer eigenen Verdrängung beschäftigt und damit über den Tag zu kommen. Auch der Bruder Jack ist mit der Mutter, die an ihm klammert und der Hilfe suchenden Schwester überfordert und muss schmerzvoll akzeptieren, zu spät gekommen zu sein. Ellis Umgang mit den Freundinnen wird sehr interessant geschildert, insbesondere mit Jessi, mit der sie ein lesbisches Verhältnis hat. Immer wenn die Nähe zu groß wird, blockt und verletzt Elli ihre Freundinnen. Es acht ihr scheinbar nichts aus, eine Freundin so zu verletzen, dass sie diese zu ihrer Feindin macht. Einerseits wünscht Elli sich nähe, andererseits kann sie sie nicht zulassen. Solch ein Verhalten zeigt deutlich, dass etwas nicht stimmt. Auch ihr Bedürfnis, sehr besonders und dadurch geheimnisvoll und beliebt zu sein ist sehr stark ausgeprägt. Jack ist der Bruder von Elli. Seine mangelnde Fähigkeit, Nähe zuzulassen, insbesondere Sarah gegenüber, ist gleichfalls sehr auffällig und zeigt, wie sehr in der Familie Nähe riskant ist.
Die Gestaltung der sehr häufig wechselnden Personen ist manchmal verwirrend. Am Ende sind es 34 Kapitel, was für ein gut 300 Seiten starkes Jugendbuch ziemlich viel ist. Der Leser ist sehr gefordert, die einzelnen Personen zu Familien und Beziehungen zuzuordnen. Insgesamt ist die Geschichte psychologisch sehr anspruchsvoll und entsprechend erst für ältere Jugendliche geeignet.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von KOST.
Veröffentlicht am 01.10.2015