Dieb im Haus der Erinnerung

Autor*in
Wyne-Jones, Tim
ISBN
978-3-446-20865-0
Übersetzer*in
Jakobeit, Brigitte
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
205
Verlag
Hanser
Gattung
Krimi
Ort
München
Jahr
2007
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Familie des 16-jährigen Kanadiers Dec wurde von der Mutter verlassen, als Dec 10 Jahre alt und seine Schwester ein Baby war. Der steinreiche Vater versucht, in einem neuen Haus mit einer neuen Freundin dieses Trauma zu vergessen. Doch als in der leerstehenden alten Villa der Familie ein toter Einbrecher gefunden wird, werden in Dec Erinnerungen wach. Er konfrontiert sich und seine Umgebung mit der verdrängten Vergangenheit und stellt damit den Zusammenhalt in der Familie auf eine harte Probe

Beurteilungstext

Decs Vater ist ein weltfremder Eigenbrötler, der nur eine brüchige Beziehung zu seinen Kindern hat. Auch Dec, der ein sehr guter Schüler ist, fällt es schwer, sich unter Menschen zurecht zu finden. Um so mehr schockiert ihn die Ankündigung seines einzigen Freundes Ezra, dass dieser mit einem Begabtenstipendium vorzeitig die Schule verlassen wird, um zu studieren. Zur gleichen Zeit finden Dec und seine Schwester in der Familienvilla den Toten, der sich als früherer Freund der Mutter entpuppt. In Dec reißen alte Wunden auf. Er möchte die Wahrheit erfahren, doch sein Vater und dessen Freundin Birdie verbarrikadieren sich hinter einer Mauer des Schweigens.
Dec befindet sich in einer aufgewühlten Verfassung. Das nicht verarbeitete Trauma des Verlassenwerdens, die erneute Verlustangst und der schockierende Anblick des Toten bringen ihn an die Grenze dessen, was er ertragen kann. Er halluziniert, erlebt Begegnungen mit seiner Mutter, in denen er selbst wieder ein kleiner Junge ist. Sein Vater lässt ihn in dieser Situation allein. Er schlägt Decs Bitten um Informationen über die Vergangenheit, über die Mutter und über den Toten ab und wirft ihm stattdessen seinerseits vor, mit seinen Fragen den Familienfrieden zu zerstören. Nur Ezra hilft Dec bei den Recherchen, die Decs Vater in den Verdacht bringen, ein Mörder zu sein.
Tim Wyne-Jones Buch ist technisch sehr anspruchsvoll. Ohne Vorwarnung wechselt er zwischen verschiedenen Abschnitten der Vergangenheit, Halluzinationen und dem aktuellen Geschehen hin und her. Die Leser müssen die tatsächliche Handlung aus zahlreichen Bruchstücken zusammen puzzeln, was nur leseerfahrenen Jugendlichen gelingen wird. Die dargestellten Charaktere sind allesamt unkonventionell und decken sich sicher nicht mit dem Erfahrunsschatz der Zielgruppe. Dies macht die Handlung einerseits interessant, erschwert aber den Lesern, die Handelnden einzuschätzen. Sehr interessant ist der Verlauf von Decs Ermittlungen, die schlüssig sind und viele spannende Fragen aufwerfen. Leider lässt der Autor gerade hier am Ende der Handlung Dec einen unlogischen Rückzieher machen.
“Dieb im Haus der Erinnerungen” ist ein schwieriges, aber spannendes Buch.

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Diese Rezension wurde verfasst von Spra.
Veröffentlicht am 01.01.2010