Die Zeit der Wunder

Autor*in
Bondoux, Anne-Laure
ISBN
978-3-551-58241-6
Übersetzer*in
Vogel, Maja von
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
189
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2011
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Koumaïn ist zwölf Jahre alt, als seine Kindheit endet. Am Kragen zieht ihn ein Zollbeamter aus dem Lastwagen, der ihn im die Freiheit bringen sollte. Das Land der Menschenrechte war so nah. Droht ihm nun die Rückkehr in das Kriegsgebiet?
Ein Buch über die Kraft der Hoffnung und das unbedingte Recht auf Leben in Freiheit.

Beurteilungstext

"An dem Tag, als die Zollbeamten mich hinten im Lastwagen fanden, war ich zwölf Jahre alt. Ich roch so schlecht wie Abdelmaliks Müllhäuschen, und ich konnte nur immer wieder diesen einen Satz sagen: "Ichheißebläsfortünuntichbinbürgaderfranzösischenrepublikdasisdiereinewaheit.'"
Die Geschichte, die Koumaïns uns zu erzählen hat, beginnt jedoch viel früher. Da ist er ein winziges Bündel. Ein Zug entgleist und Gloria und ZemZem nehmen den verwaisten Jungen zu sich. Seine Mutter, Jeanne Fortune, kommt bei dem Unglück ums Leben, nicht ohne Gloria vorher den Namen ihres Sohnes zu sagen: Blaise. Blaise Fortune. So erzählt Gloria dem kleinen Koumaïn immer wieder die kurze Geschichte seines besonderen Lebens. Die Zeiten indes sind rau und unwirtlich geworden. Der Krieg hält den Kaukasus fest im Griff. ZemZem ist, wie Glorias fünf Brüder auch, in den Krieg gezogen und bisher nicht zurückgekehrt. In einem verfallenen Haus kämpfen Koumaïn und Gloria gemeinsam mit anderen Gestrandeten um einen letzten Rest menschliche Würde. Nicht immer will das Glücken. Doch immer wieder bringt ein Windstoß Menschlichkeit in die stinkenden Mauern. "Mademoiselle Talia, Sängerin an der Nationaloper, gibt den Kindern Musikunterricht. Das bringt die Erwachsenen auf Ideen. Einer nach dem anderen klopft an Mme Hanskas Tür, um seine Dienste anzubieten, und so lernen wir: (...) Schließlich haben wir jeden Tag Unterricht, und das große Haus wird, wie Gloria es ausdrückt, zur ‚Universität der Armen'." Doch diese Inseln der Normalität sind Treibsand in den Grausamkeiten des Krieges. Ein Mord zerreißt die wohlige Geschäftigkeit. Und zerstört alle Gemeinschaft. "Ohne unseren Unterricht habe ich das Gefühl, einen leeren Magen anstelle eines Gehirns zu haben." Bald schlägt der Krieg mitten hinein in das große Haus. "Ich stelle mir den Krieg wie ein wildes, ausgehungertes Tier vor, das sich in den Gebirgshöhlen und den großen, dunklen Wäldern verkriecht, die sich auf der Landkarte ausbreitet, Seite 79 in meinem grünen Atlas." Das Dorf Souma-Soula ist eine nächste Station auf dem Weg - wohin? Nickelfäden sammeln, neue Freunde finden, die erste zarte Liebe. "Als Gloria von der Arbeit kommt, (...), frage ich sie, ob man während des Krieges glücklich sein darf. (...) ‚Glücklich sein wird zu jeder Zeit empfohlen, Monsieur Baise!'" So ist sie. Gloria. Die starke, mutige, die immer hoffende und niemals müde Optimistin. "'Hab etwas Geduld (...). Hinter den Wolken sind immer Sterne." Am Himmel aber leuchten die verglühenden Bombensplitter. Und der Krieg reißt Koumaïn und Gloria schließlich doch auseinander. Trotz gefälschter Papiere schafft es nur Koumaïn in das Land der Menschenrechte. Frankreich, das Land der Freiheit. Auf sich allein gestellt hat der ewige Flüchtling Koumaïn noch so manche Unwägbarkeiten zu meistern, ehe er in seinem Leben ankommen darf.
Eine zeitlose Geschichte über die Grausamkeit des Krieges, die Wunder der Kindheit, die Kraft der Liebe, der Hoffnung und das unbedingte Recht auf Freiheit und individuelle Selbstbestimmung. Mit großer Wärme, frei von Kitsch erzählt Anne-Laure Bondoux vom Schicksal zweier Menschen, deren Leben das so vieler Flüchtlinge ist. Ein berührendes Buch für Jugendlich und alle anderen, getragen von dem stets alles durchströmenden Glauben an die Macht der Träume.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ar.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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