Die Zeit der Wunder

Schlagwörter

• Familie
• Freundschaft

Teaser

Als kleines Kind wird Koumail in jahrelanger Odyssee von seiner Ziehmutter Gloria aus den Kriegswirren des Kaukasus nach dem Westen gebracht. Er soll als Franzose aufwachsen, der er angeblich ist. Als 12jähriger gelangt er nach Frankreich und verliert dabei Gloria. Jahrelang sucht er seine leibliche Mutter.

Beurteilungstext

Die Autorin lässt Koumail seine bewegende Geschichte selbst erzählen. Seine Erinnerung setzt mit sieben Jahren ein, als er mit Gloria, seiner kaukasischen Ziehmutter, auf der Flucht nach dem Westen unterwegs ist. Aus seiner kindlichen Sicht schildert er all die Leiden, Strapazen auf dem gefährlichen Weg, Hunger, Krankheiten, Kälte, Arbeit auf vergifteten Müllhalden und immer wieder die trickreiche Flucht vor „Rebellen“ und marodierender Soldateska. Auch die vielen beglückenden Momente, ein kleines Spielzeug, etwas Warmes zum Essen, kurze Freundschaften mit anderen Flüchtlingskindern und vor allem Glorias herzhafter Humor und Optimismus werden mit kindlicher Emotionalität beschrieben. Koumail stellt seiner Pflegemutter immer wieder Fragen nach seiner Herkunft, nach seiner „richtigen“ Mutter. Unermüdlich hält sie das Bild der angeblich französischen Mutter in ihm wach. „Papperlapapp“ beendet Gloria aber auch allzu neugierige Fragen ihres „Monsieur Blaise“. Mit „Papperlapapp“ wischt sie die Ängste ihres Schützlings in verzweifelten Situationen weg. Mit geradezu übermenschlichen Kräften strebt die robuste und mutige, ja todesmutige kaukasische Bauerntochter mit dem Jungen Richtung Westen. Sie nimmt für ihn jedes Opfer und manche Demütigung hin, um ihren „Monsieur Blaise“ ins Land der Freiheit und der Menschenrechte zu schaffen. Glorias Überlebensstrategien sind voll Schläue, Raffinesse und auch Komik, so dass nicht nur Koumail, sondern auch die Lesenden den Mut behalten und die Zuversicht, dass alles gut enden würde. Es geht gut. Fortune Blaise erreicht mit zwölf Jahren Frankreich, erhält die französische Staatsbürgerschaft, eine gute Schul- und Ausbildung und macht sich auf die Suche nach seiner Mutter. Er findet sie nicht, aber er trifft in Tiflis seine Gloria wieder, die im Sterben liegt. Sie kann ihm noch die Geschichte seiner Herkunft erzählen und seine Mutter und seinen Vater nennen, bevor sie stirbt. Es ist ein Wechselbad der Gefühle, das dem jungen Mann und den Lesenden zugemutet wird.
Kinder ab 12 Jahren, Jugendliche und Erwachsene werden Zeugen einer aufregenden und spannenden Biografie, die hervorragend erzählt und ausgezeichnet übersetzt wurde.