Die Wolke

Autor*in
Hage, Anike Pausewang, Gudrun
ISBN
978-3-473-35294-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Hage, Anike
Seitenanzahl
176
Verlag
Ravensburger
Gattung
Comic
Ort
Ravensburg
Jahr
2008
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Im nahe gelegenen Kernkraftwerk gab es einen Reaktorunfall. Alle Schüler werden sofort nach Hause geschickt, auf der Strasse herrscht bereits Chaos. Die 15-jährige Janna macht sich Sorgen um ihren kleinen Bruder, ausgerechnet heute sind die Eltern verreist und sie hat die Verantwortung für Uli. Die Lage ist ernst, auch die Geschwister müssen vor der radioaktiven Wolke fliehen, ein grausamer Überlebenskampf beginnt.

Beurteilungstext

20 Jahre nach der Veröffentlichung des erfolgreichen Romans “Die Wolke” von Gudrun Pausewang erscheint der Klassiker in einer ganz besonderen Ausstattung. Anike Hage, eine der erfolgreichsten Manga-Zeichnerin Deutschlands, adaptierte das Werk als Graphic Novel. Die erste gezeichnete Comic-Version des Bestsellers in schwarz-weiß und in der Ausführung eher bild- als textlastig, lässt sich klar dem modernen Manga-Stil zuordnen. Bei der Graphic Novel handelt es sich um eine abgeschlossene Geschichte, die sich in stark geraffter Form am Bestsellerroman Pausewanks orientiert. In meiner Rezension habe ich mich ausschließlich auf die Graphic Novel konzentriert. Ständige Vergleiche mit dem Romanklassiker und der Verfilmung 2006 untergraben in meinen Augen die Eigenständigkeit dieses außergewöhnlichen Buches.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht die 15-jährige Janna. In der Nähe ihres Wohnortes kommt es zu einer verheerenden Atomkatastrophe. Auf der Flucht vor der radioaktiven Wolke muss Janna mit ansehen, wie ihr Bruder ums Leben kommt. Janna bleibt keine Zeit zum Abschied nehmen, ein Kampf um Leben und Tod beginnt. Janna erwacht in einem Nothospital. Hier wird ihr das volle Ausmaß der Katastrophe bewusst und ihr wird klar, das mit dem Tod der geliebten Familie nichts mehr so sein wird, wie es einmal war. Als die Sperrzone um Jannas Heimatort aufgehoben wird, geht sie zurück um ihren kleinen Bruder zu begraben.
In ihrem Buch orientiert sich Anike Hage fast durchgängig auf die Hauptfigur Janna. Die Aussagekraft überwiegend emotionalen Szenen, ist der jungen Künstlerin außergewöhnlich gut gelungen. Der erzählende Bildstil ist gekennzeichnet durch eine schnelle Abfolge von Detailzeichnungen. Dabei setzt Anike Hage fast ausschließlich auf Mimik der Darsteller, eher selten setzt sie als Verstärker die gesamte Körpersprache ein. Durchweg eindrucksvolle und lebendige Illustration kommen mitunter völlig ohne Ergänzung durch Schriftsprache aus. An anderer Stelle gelang ihr eine hervorragende psychologische Vertiefung der Handlung durch gut proportionierte Texte. Allein durch zeichnerisches Können wird hier schrittweise durch eine schnelle Abfolge von Detailzeichnungen Spannung aufgebaut. Eine emotionale Teilhabe ist durchgängig möglich und obwohl die Todessymbolik in den Bildern dezent bleibt, erschließt sich dem Leser die volle Tragik der Handlung.
Mit dieser Graphic Novel gelang Anike Hage eine einzigartige Auseinandersetzung mit einem hochaktuellen Thema. Ein dezenter Einsatz von Schriftsprache, in ausschließlich schwarzer Blockschrift auf weißem Grund, macht das Buch auch ganz besonders für Lesemuffel interessant. Der Einsatz in Bildungseinrichtungen ist sehr zu empfehlen. Eine gewisse psychische Reife und die Berücksichtigung individueller Besonderheiten der Zielgruppe sollte bei der emotionalen Auseinandersetzung mit dem Thema Verstrahlung und Tod nicht unterschätzt werden. Auch empfehle ich während und nach der Lesephase unbedingt genügen Zeit zum reflektieren einzuplanen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von T_LP.
Veröffentlicht am 01.01.2010