Die Welt von Bella und Edward

Autor*in
Meyer, Stephenie
ISBN
978-3-551-31221-1
Übersetzer*in
Diestelmeier, Katharina
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Bradley, Rebecca
Seitenanzahl
543
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2012
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
11,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

“Die Welt von Bella und Edward - Das Biss Handbuch” ist das von Stephenie Meyer, der Autorin der erfolgreichen “Bis(s)”-Romane, autorisierte Lexikon zur Vampirreihe, das Fans breit über die einzelnen Romane, deren Personen, Handlungsstränge und Hintergründe informiert.

Beurteilungstext

Mit “Die Welt von Bella und Edward - Das Biss-Handbuch” (“The Twilight Saga: The Official Illustrated Guide”, erschienen bei Little Brown and Company, New York 2011) legt Erfolgsautorin Stephenie Meyer nach Abschluss ihrer Romantetralogie um das Menschenmädchen Bella, den Vampir Edward und den Werwolf Jakob sowie einem Spin-off um die Vampirin Bree Tanner nun ein umfängliches Nachschlagewerk vor, in dem das “Bis(s)”-Universum auch bis zur letzten Stelle erklärt wird. Fans dürften daran Freude haben. Ein schaler Beigeschmack bleibt trotzdem.

Es ist nicht einfach, mit der Anziehungs- oder Abstoßungskraft von Bestsellern umzugehen. Das mag unter anderem daran liegen, dass Bestseller qualitativ gut sein können, aber nicht immer sein müssen. Deutlich machen dies vor allem Romane, die, anknüpfend an den Erfolg eines Debüts, die dort entwickelte Handlung unbedingt fortsetzen wollen und die “Story” folgerichtig weiter konstruieren müssen. Diese Romane breiten dabei zwar bewusst den Stoff des Erstlings aus, vertiefen ihn aber nicht zwingend. Deutlich wird das innerhalb von Handlungen besonders dann, wenn beispielsweise neue Antagonisten auf den Plan treten, weil alte erledigt sind, oder bisher unbekannte Prinzipien und Kodizes eingeführt werden, um spätere Handlungsverläufe zu interpretieren, die mit der vorherigen Erzählkette möglicherweise konkurrieren oder sich völlig widersprüchlich zu dieser verhalten. Nur selten entsteht dabei eine kohärente und konsistente Erzählwelt. Oder anders: Das erzählte Universum wird unübersichtlich. Manchmal sogar für die Autorin oder den Autor selbst.

Damit ist nicht gesagt, dass Romane wie die der Bis(s)-Reihe “schlecht” geschrieben seien. Denn wäre dem so, wären der kommerzielle Erfolg wie auch der regelrechte Vampir-Hype, der inzwischen durch diese Reihe deutlich befördert auch Deutschland erreicht hat, nicht zu erklären. Das von Meyer konstruierte Universum entwickelt eine hohe Suggestivkraft, entwirft durchaus starke Bilder und kombiniert die weitgehend banale Liebesgeschichte unter Teenagern wenn schon nicht originär so doch gekonnt mit Elementen des Fantasy- und Suspense-Genres. Meyer ist es aber aufgrund der kommerzorientierten “Fortsetzungsfalle”, in die sie sich begeben hat, ebenso wenig wie ihrer britischen Kollegin und Harry-Potter-Schöpferin J. K. Rowling gelungen, ihr selbstgeschaffenes Universum geschlossen, das heißt in jedem Falle plausibel und kohärent zu gestalten. Die entstandenen Sinn- und Inhaltslücken - die übrigens Meyers breite Fangemeinde dazu anregten, den Stoff im Rahmen sogenannter “Fanfiction” vor allem im Internet weiterzuspinnen und zu diskutieren - sollen nun nicht nur lexikalisch geschlossen werden, sondern auch in der allein von der Autorin gültigen, sprich autorisierten (“official”) Weise.

“Die Welt von Bella und Edward - Das Biss-Handbuch” ist als jugendliterarischer, pseudo-lexikalischer Text daher durchaus kritisch zu betrachten: Einerseits wird das Handbuch zum Vehikel einer Autorin, die in vollständiger Selbstexegese nachträglich korrigieren, erklären und auslegen muss, was ihre Leserschaft möglicherweise nicht beachtet, nicht verstanden oder bereits wieder vergessen hat. In Verbindung mit Jugendliteratur, die ja auch immer die gedankliche und kreative Autonomie junger Menschen fördern möchte, zumindest eine fragwürdige Haltung. Andererseits mischt sich Meyer mit dem Handbuch massiv und dirigierend in die selbstorganisierte Phantasie der Fangemeinde ein und macht von ihrem Recht, als Autorin in Deutungsfragen das letzte Wort zu haben, deutlichen Gebrauch. Aus kommerzieller Sicht - und um eventuell anderen Handbuchschreibern zuvor zu kommen - durchaus nachvollziehbar. Mehr aber auch nicht.

Zum Aufbau des Bandes: Auf 543 Seiten werden Personen und Zusammenhänge in kürzeren, zwischen einer halben bis zwei Seiten umfassenden Beiträgen ausgewertet und erklärt. Nach einer knappen Einleitung der Autorin wie auch der (übersetzten) Einleitung des US-amerikanischen Originalverlags schließt sich ein über 60seitiges Interview Stephenie Meyers mit der Journalistin Shannon Hale an, in dem es vordergründig um das Entstehen der Bis(s)-Reihe geht. Danach folgen die Hauptkapitel zu den Vampiren und deren Clans (ca. 230 Seiten), den Werwölfen sowie deren Stämmen (ca. 70 Seiten) und den Menschen (ca. 30 Seiten). Im letzten Teil des Bandes entwirft Meyer eine Chronologie, geht auf zentrale Punkte der Handlung ein, stellt in Bild und Wort die in den Romanen genutzten Autos (!) vor und zeigt auf, wo Rock- und Popsongs einzelne Romansequenzen inspirierten. Zeichnungen von Fans (zu Teilen weit origineller als die Innenillustrationen von Rebecca Bradley, James Carey, Young Kim, Sarah McMenemy und Leah Palmer Preiss), eine Motivgalerie internationaler Buchumschläge zur Reihe, unveröffentlichte und entfallene Textstellen sowie eine Rubrik vielgestellter Fragen runden das Handbuch ab.

Empfehlung: “Die Welt von Bella und Edward - Das Biss-Handbuch” dürfte besonders für Fans der Bis(s)-Reihe eine willkommene und ergänzende Lektüre sein. Für Leser, die mit Stephenie Meyers Vampirromanen bisher wenig in Berührung kamen oder noch gar keine Bekanntschaft geschlossen haben, ist der literarische Mehrwert hingegen deutlich eingeschränkt, da eine zumindest sichere Handlungskenntnis der Tetralogie vorausgesetzt wird. Der hohe “Spoiling”-Gehalt des Bandes (meint Vorausgriffe auf die Handlung und komplette Kurzinhaltswiedergaben) führt zudem dazu, dass Nichtkenner auch nicht unbedingt motiviert werden, tiefer in die Originaltexte einzutauchen. Für Jugendbibliotheksbestände, in denen die Bis(s)-Reihe bereits erfolgreich läuft jedoch trotz dieser Einschränkung zu empfehlen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von HSM.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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