Die Welt da draußen

Schlagwörter

• Abenteuer
• Diversität
• Freundschaft
• Mut

Teaser

Kaninchen bleiben am liebsten unter sich, denn der Rest der Welt ist viel zu gefährlich. Doch der Griff nach einer leckeren Möhre stellt die gewohnte Welt auf den Kopf.

Beurteilungstext

„Trautes Heim, Glück allein“, dieses Schild, das direkt am Eingang des großen Kaninchenbaus mit seinen vielen unterirdischen Gängen und Höhlen steht, sagt einfach alles. Kaninchen lieben ihr Kaninchen-Zuhause über alles. Bereits die Kleinsten lernen, der Kontakt mit allem, dass NICHT Kaninchen ist, kann gefährlich sein. Wesen mit Federn, Schuppen, Hörnern, Hufen oder Ähnlichem sollten unbedingt gemieden werden. Die Kaninchen brauchen auch nichts Fremdes, denn sie haben genug mit sich zu tun. Was könnte schöner sein, als gemeinsam auf Wiesen herumzuhoppeln, miteinander zu spielen, in der Erde zu graben und köstliche Möhren zu fressen. Doch genau Letzteres wird einem hungrigen Kaninchen zum Verhängnis. Vorwitzig beugt es sich über den Abgrund, um ein besonderes perfektes Exemplar zu ergattern. Da verliert es das Gleichgewicht, stürzt in ein tiefes dunkles Loch, kugelt durch eine dunkle Röhre und platscht letztendlich ins Wasser. Zum Glück kann sich das Kaninchen auf einen dahintreibenden Baumstamm retten. Doch als plötzlich ein riesiges, haariges Nicht-Kaninchen auftaucht, bleibt nur die Flucht ans Ufer und rasend schnell eine Höhle zu graben. Doch o Wunder, dass Geschöpf bietet dem Kaninchen Essen an und das schmeckt gar nicht mal so schlecht. Mutig geworden kommt das Kaninchen aus seinem Bau und klettert auf einen Baum, hinauf zu dem freundlichen Wesen. Weit weg von zu Hause findet es sich in einer fremden Welt wieder, denn in den Baumkronen wimmelt es nur so von „gefährlichen“ Gestalten. Aber schnell merkt das kleine Kaninchen, dass ihm hier niemand etwas Böses will. Alle sind freundlich und herzlich und schnell tollen sie miteinander herum, hoppeln, springen, fliegen und zeigen sich gegenseitig lustige Sachen. Trotz allem Spaß bekommt das kleine Kaninchen Heimweh und so macht es sich gemeinsam mit seinen neuen Freunden auf den weiten Weg nach Hause. Wer jetzt wissen möchte, ob das gelingt, sollte unbedingt das zauberhafte Bilderbuch „Die Welt da draußen“ von Jessica Meserve lesen und die liebenswerten Illustrationen betrachten. Der Illustratorin ist ein vielschichtiges Bilderbuch gelungen, in dem die Themen Mut, Überwinden von Vorurteilen und sich auf neue Freundschaften einlassen im Fokus stehen. In ihrer Geschichte entpuppt sich das Fremde und vermeintlich Gefährliche als freundlich und hilfsbereit, was gibt es für eine schönere Botschaft. Jessica Meserves Illustrationen in zarten Aquarellfarben und ihr witziger Text, von Uwe-Michael Gutzschhahn ins Deutsche übersetzt, ergänzen sich wunderbar. Zunächst tauchen die Betrachter*innen in die amüsante und naturalistisch dargestellte Welt der Kaninchen. Überall gibt es lustige Details zu entdecken: Große und kleine Kaninchen die schlafen, fressen, in Gängen herumklettern und natürlich buddeln, denn schließlich steht auf einer Hinweistafel: „2 x täglich graben üben.“ Überhaupt sind im ganzen „Kaninchenland“ Tafeln mit Anweisungen oder Warnungen zu entdecken, die an Sprechblasen in Comics erinnern. „Stop! Neuland! Gefahr“, sagt eigentlich schon alles. Die Angst vor dem Anderssein scheint tief in der kleinen Gesellschaft verankert, doch das Kennenlernen der fremden Wesen entpuppt sich als große Bereicherung. Denn allen eröffnet dieses Zusammentreffen neue Horizonte und Lebenswelten. Die Geschichte von Jessica Meserve steht für Toleranz und Vielfalt. Sie kommt leicht und fröhlich daher und wird Kindern und Erwachsenen gleichermaßen viel Spaß bereiten.