Die Wale und wir

Schlagwörter

• Forschen
• Natur
• Naturwissenschaft
• Philosophie
• Umweltschutz/Klima

Teaser

Ein hervorragendes Sachbuch, das zeigt wie das Wissen in Bewegung kommt und damit neue Forschungswege für Kinder initiiert.

Beurteilungstext

Erzählende Sachbücher seit Jahren immer stärker auf dem Buchmarkt vertreten. Darin verbindet sich Fachwissen mit Erzählungen und initiiert so einen gegenseitigen Bezug dieser beiden Felder. Auch Desjardings Buch „Die Wale und wir“ verbindet Faktenwissen über Walarten, Evolution, Echo-Ortung, Nahrung, Lebensraum und Wanderung mit erzählendem Wissen um Begegnungen von Mensch und Wal und Mythen und Legenden. In Reflexionen über Arten- und Klimaschutz verbinden sich Erzählung und Faktenwissen wieder.
Mit dieser Ausweitung des Wissensfeldes auf den Bereich der Geschichten und Reflexionen tritt das Buch in die Tradition der Essays und der reflektierenden Naturforschung, wie sie für Kinderbücher beispielhaft bei Bibi Dumont Tak zu finden ist. Wissen ist dabei nicht losgelöst von seiner Erzählung, seiner Verbreitung und seiner Varianz. Kinder können so erfahren, wie einer Überprüfung von (Fakten)Wissen auf die Spur zu kommen ist. Diese Erzählweise ist angesichts der Leseherausforderung besonders wertvoll, weil sie die jungen Lesenden somit mit Möglichkeiten konfrontiert, sog. Fake-News von anderen Wissensdarstellungen zu unterscheiden und gleichzeitig Wissensbestände zu überprüfen und gegebenenfalls zu variieren.
Für dieses didaktisch besonders wertvolle Beispiel ist es nur folgerichtig, dass sich die Autorin zu Beginn mit ihrem Interesse an Walen vorstellt – verdeutlicht es doch, dass Wissen in einer Abhängigkeit von den Interessen und Standpunkten der Wissenschaftlerin/Erzählerin steht.
Diese wissensdidaktischen Linien sind für Kinder nicht offensichtlich zu sehen, die Erwachsene kann aber beim gemeinsamen Vorlesen darauf verweisen und im Anschluss ähnliche Forschungsanliegen initiieren, welche den hinterfragenden und überprüfenden Schritten Desjardins folgen.
Die Illustrationen von Nathalie Dion sind von besonderer Schönheit, die Seiten sind meist in blauem Hintergrund gehalten und symbolisieren das Wasser. Die Objekte sind in sanften Farbgrafiken beigefügt und zeigen in ihrer Körperlichkeit eine sich nahezu auslaufende Farblichkeit, die sich somit ebenso an das Wasser anpasst wie an das Wissen über Gegenstände, Phänomene oder Lebewesen, welches stets im Fließen ist.