Die wahre Geschichte von Regen und Sturm

Autor*in
Martin, Ann M.
ISBN
978-3-551-56013-1
Übersetzer*in
Haefs, Gabriele
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
238
Verlag
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2015
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ruth bekommt Regen geschenkt, den Hund, den der Vater im Regen fand. Er wird ihr Ein und Alles. Nach dem Hurrican ist er verschwunden. Ruth lässt nicht locker und findet ihn in einem Tierheim. Dann aber stellt sie sich selbst das Bein, als sie mitbekommt, dass Regen zuvor in einer anderen Familie war. Ruth ist Autistin, ihr Leben muss klaren Regeln folgen. So sucht sie erfolgreich Regens alte Familie und gibt sie zurück.
Ihr Vater aber zerbricht daran.

Beurteilungstext

Die elfjährige Ruth braucht ein festes Gerüst, um mit dem Chaos des Alltäglichen klar zu kommen. Sie kann alle Primzahlen auswendig und beginnt sie aufzuzählen, wenn das Chaos um sie herum ihr zu groß wird, um sich auf ein überschaubares System beziehen zu können. Regeln sind für sie so wichtig, dass sie auch bei anderen darauf achtet, ob sie sie einhalten. Tun sie es nicht, reagiert Ruth laut und beständig und fällt mit Sicherheit allen auf die Nerven. So wie die anderen ihr.
Als sie der Schulbusfahrerin damit den letzten Nerv raubt, bleibt nur die Wahl, dass künftig ihr Onkel sie zur Schule hin und wieder wegfährt. Der Onkel ist ein Glücksfall für sie: Er ist geduldig und findet sogar Spaß an ihren Marotten, besonders an ihrer zweiten, der Suche nach Homonymen und Homophonen. Ruth ist selbst dermaßen Systematikerin, dass jeder Leser schon nach dem zweiten Kapitel genau weiß, was darunter zu verstehen ist, worin sie sich unterscheiden und welche Art von Grenzfällen und Einschränkungen es gibt (und die Übersetzung ist dermaßen elegant, dass es dem deutschsprachigen Leser Spaß macht, die Suche zu begleiten). Völlig normal ist es für die Ich-Erzählerin, fortlaufend in ihrem Text jedem Homonym et.al die möglichen Partner in Klammern beiseite zu stellen. Es ist erstaunlich, wie viele es gibt!
Ihr Vater ist bedeutend weniger in der Lage, sich auf Ruths Eigenarten einzustellen, so ist es für sie ein Glück, dass sein Bruder dafür einspringt.
In der Schule kommt sie nur weiter, weil ihr ständig eine Begleiterin an die Seite gestellt wird, zu schnell überfordert die Autistin das übliche Geschrei und Durcheinander eines Klassenraumes. So aber kommt sie mit dem Leben klar, besonders, seit der Vater ihr eine herrenlose Hündin, eben Regen, schenkt.
Der nahende Hurrican macht das nun alles zunichte. Er hinterlässt ein großes Chaos, entführt Regen und reißt Ruth aus ihrem geordneten Schulleben – die Schule bleibt geschlossen.
Der Onkel hilft ihr, sich ein Suchsystem nach Regen aufzubauen, das schließlich zum Ziel führt, ihr aber gleichzeitig mitteilt, dass Regen ein Leben vor ihr in einer anderen Familie führte. Sie sucht diese Familie, übergibt ihr die überglückliche Hündin – und zeigt dem Vater, dass der sich auf eine derartig autonome und moralische Handlung nicht einstellen kann. Er erkennt im letzten Augenblick, dass er die Beherrschung zu verlieren droht – so wie er es seinerzeit von seinem Vater kennen gelernt hat. Hier bleibt es bei Andeutungen, aber eventuell hat das auch zum Tod der Mutter Ruths geführt. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion übergibt er die Tochter wortlos seinem Bruder und verschwindet.
Ruth bekommt weniger mit als der Leser, am Ende erscheint ein Hoffnugsschimmer.
Sehr einfühlsam erzählt die Autorin, der Leser bekommt auch so mit, warum eine Autistin wie Ruth die Geduld ihrer Mitmenschen auf harte Proben stellt, ohne deswegen an Sympathie verlieren zu müssen. Cjh15.05

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Veröffentlicht am 14.07.2015

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