Die Verlorenen von New York

Autor*in
Pfeffer, Susan Beth
ISBN
978-3-551-58219-5
Übersetzer*in
Weppen, Annette von
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
350
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2011
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,90 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Mittwoch, 18. Mai. Ein ganz normaler Tag, so scheint es. Doch bald wird klar: Nichts ist mehr wie es einmal war. Und die Welt wird auch nie wieder so werden, wie wir sie kannten. Diese Welt ist für immer verloren - nicht nur in New York ....

Beurteilungstext

Alles scheint normal. Bis der Strom ausfällt. Ein Asteroid ist in den Mond eingeschlagen und hat ihn aus seiner bisherigen Umlaufbahn geschleudert. Jetzt hängt er bedrohlich und viel zu groß am nächtlichen Himmel über New York. Nun, die Geschichte ist bekannt: Aus anfänglicher Hoffnung auf ein vorübergehendes Verrutschen der vertrauten Weltzusammenhänge wird als bald blankes Entsetzen, gefolgt von stumpfer Verzweiflung. Lebensmittel werden knapp, Plünderungen und Unmenschlichkeiten sind an der Tagesordnung.
Die Protagonisten der Geschichte: Alex Thorales, siebzehn Jahre jung und Schüler einer elften Klasse. Alex ist stellvertretender Jahrgangssprecher, Vorsitzender des Debattierclubs an einer der besten Schulen der Stadt und Bruder. Gerade ist sein Vater zur Verwandtschaft nach Puerto Rico gereist. Alex Mutter, OP-Schwester, ist in der Klinik zur Schicht. Daheim geblieben sind an diesem Mittwoch im Mai er und seine beiden Schwestern, zwölf und vierzehn Jahre jung. Der älteste Bruder dient bei den Marines. Den römisch-katholischen Wurzeln sei es geschuldet, dass die Familie eine patriarchalische Hierarchie pflegt. Jedenfalls ist Alex als einzig verbliebener Mann nun verantwortlich für das Wohlergehen seiner Schwestern. Und er strengt sich mächtig an, alles richtig zu machen. Orientierung, Halt und Zuflucht bietet der Glaube an Gott. Allein, es ändert nichts. Es kommt wie erwartet: Vulkanausbrüche, Erdbeben, Tsunamis. Die Sonne verschwindet hinter einer den Himmel gänzlich verdeckenden Aschewolke, Seuchen, Tote auf den Straßen. "Leichen-Shopping" wird zur Überlebensstrategie. Die Kälte führt zur Grippe-Epidemie, diese wiederum New York in die Quarantäne, Fluchtmöglichkeiten somit ins Nichts. Damit nicht genug des Grauens: Die älteste Schwester, die geliebtere der beiden, sie stirbt an den Folgen der schlechten Luft. Und auch Alex' bester Freund fällt neben anderen Vertrauten dem Weltuntergang zum Opfer. New York stirbt. Sieben Monate später ist zudem klar: Die Eltern kehren nicht mehr zurück. Der anfangs verhasste Pater ist mittlerweile ein guter Freund der zwei verbliebenen Schafe der Familie Thorales geworden. Er verhilft ihnen verbotener Weise zur Flucht. Ja, der Glaube rettet.
Susan Beth Pfeffer spielt die Klaviatur des Katastrophen-Kataloges konsequent und lückenlos. Wer ihr erstes Buch "Die Welt wie wir sie kannten" gelesen hat weiß, dass sie ihre Endzeit-Szenarien trotz aller Desaster nicht laut und rauchend wie Roland Emmerich erzählt. Sie schaut vielmehr auf die einzelnen Schicksale und ihre Gefühlswelten. Zudem, vielleicht: Es handelt sich um ein Jungendbuch. Und hier haben wir einen verlässlichen Roman, frei von Überraschungen (ja, auch "Die Welt wie wir sie kannten" wurde durch den Einschlag eines Asteroiden in den Mond aus den Fugen gebracht) oder gar philosophischen Ideen - wenn man einmal von der fast albernen Religiosität der Figuren absieht (da steht die zur Nonne berufene Schwester neben der fast ungläubigen jüngeren und dazwischen der Zweifler Alex, dessen Glaube schlussendlich doch belohnt wird).
Wem der erste Weltuntergang gefallen hat, der wird sicher auch dieses Buch widerstandslos lesen. Gelungener indes ist allemal die Debütfassung. Wie das so ist, mit Wiederholungen.

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Diese Rezension wurde verfasst von ar.
Veröffentlicht am 01.01.2010