Die verkaufte Kindheit

Autor*in
Gaschka, Susanne
ISBN
978-3-570-55172-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in / Sprecher*in
Umfang
272  Minuten
Verlag
Gattung
Digitale Medien
Ort
München
Jahr
2011
Alters­empfehlung
ab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
14,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Journalistin Susanne Gaschke nimmt sich der scheinbaren Allmacht der Vermarktung von Spielzeug, Kindermedien und des Kinderlebens insgesamt an.

Beurteilungstext

Die Autorin greift ein offensichtliches Phänomen auf: Marktinteressen greifen allzu sehr in Familienleben mit Kindern ein. Schwer zu durchschauende und noch schwerer einzudämmende Mechanismen lassen schon bei kleinen Kindern ein Übermaß an Markenbewusstsein entstehen, drängen Eltern immer mehr, Spielzeug zu kaufen, das nur kurzzeitig interessieren kann. Die Autorin befragt Konsumforscher, gewährt dem Leser Einblick in Fortbildungen für Manager in pucto Zielgruppen- Interessen und zitiert aus unterschiedlichsten Werken bzw. Studien zum Thema und argumentiert so gegen die “Kommerzialisierung der Kindheit”. Sie führt den interessierten Leser von Kapitel zu Kapitel, welche stets phantasievolle aber wenig informierende Titel wie “Puppen allein zu Haus” tragen. Hier ist sie sehr empörte Journalistin, die Betrachtungen anstellt, denen der Leser möglichst folgen soll. Kritisches Hinterfragen der Argumentation ist nicht beabsichtigt.
Natürlich spricht sie dem gut gebildeten Leser, und vor allem diese werden das doch recht umfangreiche Werk lesen, aus der Seele, wenn sie extensive Mediennutzung, stark auf eine Rolle festgelegte Spielfiguren und rosarote Mädchenspielsachen geißelt. Aber hier bleibt sie glücklicherweise nicht stehen, sondern stellt Zusammenhänge dar, die durchaus die Problematik erhellen. So werden die Argumente der Medienmacher deutlich und es erschüttert, wie die Verantwortung immer wie ein “Schwarzer Peter” den Eltern zugeschoben wird, wenn es Kritik an der Gewinnmaximierung gibt. Die Firmen erfüllten nur Bedürfnisse. Wenn die Eltern und Lehrer immer dagegen sind, sollten sie mal ihr pädagogisches Credo überdenken. Ja, das müssen Eltern und Pädagogen dringend tun. Hier sind erzieherische Konsequenz und Medienerziehung gefragt. Letzteres zweifelt die Autorin allerdings an. Vermeidung ist für sie das Anzustrebende. So richtig die Hinweise in den Kapiteln “Es geht auch anders”, “Bücher als Abwehrzauber” und “Agenda 2020” sind, Vermeidung schiebt das Problem nur hinaus. Kinder stark machen, wäre ein Ziel von Medienerziehung. Wie das tatsächlich zu erreichen ist, sollte uns weiter beschäftigen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Jt.
Veröffentlicht am 01.01.2010